Korfu
Mai 2010
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01.05 - 03.05.2010 Kurztrip auf die grüne Insel

Die Anreise zum Abflughafen dauerte von Jena nach Leipzig etwa 2,5 Stunden. Ich schlief auf dem Flughafen und konnte 4.30 Uhr mein Gepäck aufgeben. Auch die Mitnahme meines Fahrrad (25 € für den Hinflug) verursachte keine Schwierigkeiten. Lediglich der Lenker musste rum gedreht und die Luft etwas abgelassen werden. Obwohl Airberlin laut AGB für den Transport eine Fahrradbox forderte konnte ich das Rad problemlos aufgeben. Der Flieger war zu 90 % besetzt. Ich hatte Glück und auf der gesamten Reihe neben mir saß niemand. Zumeist reisten Rentner. Einige Wanderer konnte ich ebenfalls ausmachen. Ich schlief recht schnell ein und wachte erst durch die Überreichung eines abgepackten Sandwichs wieder auf. Erfreulicherweise waren auch nicht alkoholische Getränke bei Airberlin kostenlos.Nach 2,5 Stunden Flug erhielt ich das Rad auf Korfu voll funktionsfähig ausgehändigt. Nachdem die Taschen eingeschnappt und meine Sachen gewechselt waren, konnte ich 30 Minuten nach meiner Ankunft los radeln. Es war strahlend blauer Himmel und mit 18°C an diesem Vormittag bereits angenehm warm. Südlich der Hauptstadt Kerkira führte die Straße "25" entlang des Meeres. Leider war sie stark befahren und ein Randstreifen war nicht existentiell. Ich entschied mich nach wenigen Kilometern nach Westen in die Berge zu fahren. Auf sehr verkehrsarmen Straßen fuhr ich nach Süden. Ich hatte schöne Ausblicke und einige knackige Anstiege bis auf eine Maximalhöhe von rund 300 Metern. Bei Moraitika war ich wieder am Meer angelangt. Von dort rollte ich an einer kleinen Straßen direkt an Meer bis Boukari. Die anschließende Route führte mich vom Meer weg, auf der nun etwas breiteren "25" an Lefkimi vorbei bis zur Fährstation nach Gaios. Südöstlich davon lag die Retortenstadt für den Pauschaltourismus Kavos. Noch war nicht Saison und so fuhr ich durch leere Gassen, gesäumt von Bars, Fast-food-Restaurants und allerhand überflüssigen Neppes. Über Spartea, Dragotina und Neochori beendete ich meine Runde im Süden. Auf Fotografien kann ich auf diesem Streckenabschnitt nicht zurück greifen, denn die Region war außer Sichtweite des Meeres, bot keine besondere Aussicht von Hügeln oder besonders reizvolle Landschaften. Im Nachhinein hätte ich mir die Strecke östlich von Argirades sparen können. Da heute 1-Mai-Feiertag war, hatten fast alles Geschäfte geschlossen. Ich kaufte mir deswegen ein Eis zur Stärkung in einer Tankstelle. Den Mittagseinkauf hatte ich am Vormittag in den Bergen erledigen können. Auf der Karte hatte ich mir eine Zeltstelle ausgespäht. Um auf die Höhe des Sees Limni Korission zu gelangen musste ich etwa 20 Kilometer nordwestlich auf der "25" fahren. Ich spulte die Strecke runter und befand mich eine Stunde später am Meer in der Touristenortschaft Agios Georgios. Auch diese Region hatte noch keine Saison. Dafür konnte ich im örtlichen Supermarkt meine Verpflegung aufstocken. Die Sonne würde in zwei Stunden untergehen und ich wollte in der nördlich der Ortschaft anschließenden Dünenlandschaft campen. Da der Strand relativ belebt war, musste ich mein Rad ein gutes Stück durch den Sand schieben. Das kostete ordentlich Kraft aber ich hatte zumindest die Möglichkeit hinter einen der vielen lokalen Büsche relativ unentdeckt zu zelten. Überraschend spät war Sonnenuntergang. Erst gegen 21.30 Uhr war es finster. Dafür ging die Sonne erst 7 Uhr auf.


Den Sonnenaufgang beobachtend verbrachte ich den Folgenden Morgen am Strand. Nach dem Frühstück schob ich mein Rad am Strand entlang. Nach einem Kilometer endete der Sand, denn die Steilküste war näher an das Meer gerückt und scharfkantige Gesteinsbrocken dominierten. Ich wuchtete meine Ausrüstung durch das Wasser und über die Felsen. Getrieben von einem Satellitenbild aus Google Earth, auf dem ich gesehen hatte das bald eine Brücke und ein Schotterweg kommen müsste, arbeitete ich mich weiter nach Norden. Als die Felsen zu groß wurden sondierte ich die Lage ohne Gepäck. Weitere 500 Meter nördlich erspähte ich die besagte Brücke. Ich baute mein Gepäck ab und transportierte es in drei Teilen stückweise entlang der Steilküste. Sicher erreichte ich die Brücke und die anschließende Schotterpiste fuhr sich sehr angenehm. Die Aktion am Meer hatte fast zwei Stunden gedauert und nun schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Ich passierte den Prasoudi (463 m) und Stiros (423 m) westlich und fuhr weiter nördlich bis nach Pentati an einer hoch aufragenden Steilküste mit tollen Ausblicken auf das Meer. Die kleine Straße auf der ich fuhr war nur sehr gering befahren und so konnte ich recht entspannt pedalieren. Meine Höhenmeter musste ich nach Agios Gordis abgeben um mich auf der anderen Talseite wieder nach oben zu arbeiten. Ein weiteres Highlight sollte laut meines Reiseführers der 272 m hoch gelegene „Kaisers Throne“ bei Pelekas sein. Von dort oben sollte man einen herrlichen Rundblick auf die Landschaft haben. Ich machte mich also auf den Weg nach oben, aber war ein wenig enttäuscht, denn der Ausblick war nicht viel besser als jene, die ich bisher gesehen hatte. Einzig die ausgebaute Straße und eine Sitzbank sowie ein bezahlpflichtiges Fernrohr werteten diesen Punkt touristisch auf. Diese Erfahrung war einmal mehr die Bestätigung für die ungezwungene Reiseform per Rad. Die Erlebnisse an der Strecke und das erreichen ansonsten schwer zugänglicher Regionen ermöglichen dem Radreisenden viel intensivere Orte zu sehen oder wie in diesem Fall, schönere Aussichtspunkte zu erreichen. Ein wenig ins Innland abschwenkend fuhr ich über Vatos und Marmaro. Westlich meiner Straße lag der Dsatori (315 m). Ich wechselte von einer gelben auf eine orangene Straße ohne das sich der Verkehr merklich erhöhte. Bei Papathanatika begann der Anstieg nach Lakones nahe entlang des 510 m hoch gelegenen Iraklis. Auf der kurvenreichen Straße bis nach Prinilas gab es einige sehenswerte Aussichten auf das Meer und die verstreut liegenden Buchten. Bei Pagon hatte ich wieder Meeresniveau erreicht und radelte entlang der Bucht Agios Georgiou, die zu einer der größten der Insel gehörte. Auch hier war noch keine Saison und nur wenige Menschen wanderten am Strand entlang. Ich hatte mir vorgenommen bis in diese Region zu fahren und südwestlich von Afionas zu zelten. Es war jedoch noch nicht so spät wie gedacht, so dass ich noch einige Kilometer weiter pedalierte. Ins Innland abbiegend fuhr ich bis Kavvadades und wollte über einen Bergrücken nach Agios Theodoros. Die asphaltierte Straße endete jedoch auf einem Hügel. Auf einem holprigen Schotterpfad nahm ich die Abfahrt in Angriff. Ich fuhr nach Norden bergab. Soweit so gut. Aber in Agios Theodoros kam ich nie an. Mich hatte es einige Kilometer weiter nach Westen verschlagen. Die Region schien einen konzentrierten Olivenanbau zu besitzen. Über meiner Straße waren zahlreiche große Netze für die von den Bäumen herabfallenden Früchte gespannt. So gut im Tritt pedalierte ich weiter bis nach Sidari. Dort herrschte ein wenig mehr Treiben aber die Saison begann auch hier erst in einigen Wochen. Auf der Suche nach einer geeigneten Zeltstelle fuhr ich zu zwei Sehenswerten Steilküsten westlich von Sidari. Eindrucksvoll thronten die weißen Felswände vor dem blauen Meer. Entgegen der Beschreibung meines Reiseführers war in Peroulades einiges los. An einer größeren Bar an der Steilküste wollten etwa 100 Leute den Sonnenuntergang sehen. Ich musste diesen belebten Ort und deren gute Stimmung leider alsbald wieder verlassen um nach einer abgelegen Übernachtungsmöglichkeit Ausschau zu halten. Etwa drei Kilometer östlich von Sidari wurde ich auf einen Zeltplatz fündig. Es kostete nur sechs Euro für mich und eine kalte Dusche war inklusive. Nach mehr als sieben Stundel und mehr als 2000 Höhenmeter im Sattel fand ich mich alsbald in meinem Zelt ein. Eine Schar von Glühwürmchen schwirrte über die Wiese und ich fand gegen 22 Uhr Schlaf.
Den dritten und letzten Tag meiner kleinen Inseltour begann ich mit einem Spaziergang am Morgen um den Sonnenaufgang zu beobachten. Es war mit sieben Grad kälter als ich vermutet hatte. Die hohe Luftfeuchtigkeit hatte mein Zelt durchnässt. Nachdem die Sonne gegen 9 Uhr hoch genug stand trocknete jedoch alles binnen Minuten. Zum Frühstück musste ich komplett auf meinen griechischen Nutellaverschnitt zurück greifen, denn Tiere hatten meine halb volle Fischbüchse vor dem Zelt gefunden und leer geputzt. 9:30 Uhr kam ich los und radelte durch Agios Ionnis zur Straße „25“ auf der ich zügig nach Osten bis zum Anstieg hoch zum Pantokrator pedalieren wollte. Kurz bevor ich auf die „25“ fahren konnte, kam ein knackiger Anstieg und ein knurrender Hund lief wartend auf mich Kreise. Als ich mit 5 km/h die 12% Steigung hoch kurbelte lief der Köter neben mir her. Er bellte, fletschte die Zähne und motivierte mich Gas zu geben. Als ich die „25“ erreicht hatte, versuchte er mich nach Westen abzudrängen. Ich wollte jedoch in die genau entgegengesetzte Richtung und fuhr einen kraftvollen getretenen Bogen um das Tier. Leider hatte ich eine riesige Wasserpfütze (woher auch immer kommende ?!?) übersehen und rutschte weg. Mein Rad lag auf dem Boden aber ich hatte mich mit dem linken Fuß abgefangen. Dieser schmerzte im Anschluss ein wenig aber mir war nicht passiert. Ein Autofahrer hielt sofort und fragte ob ich ein Taxi bräuchte. Der Hund hielt sich angenehmerweise im Hintergrund auf und startete auch nach meiner Weiterfahrt keine weitere Attacke. Die „25“ bis nach Nea Perithea bot keine besonders reizvollen Ausblicke. Lediglich die rasante und lange gezogene Abfahrt nach Roda blieb mir in Erinnerung. Rechts der Straße sah ich das Ziel meiner heutigen Bergprüfung und der See Agios Spriridon bot ein nettes Fotomotiv. Mit Beginn des Anstiegs kaufte ich ein. Ich stärkte mich mit Nutella, Brötchen, Eis, einer Büchse Cola, 2 Liter Wasser und einer Fischbüchse. Es war sonnig, warm und schwitzend arbeitete ich mich bis nach Paleo Perithia auf eine Höhe von 600 Metern. Das Örtchen in den Bergen schien bereits vor einigen Jahrzehnten verlassen. Bedingt durch den Tourismus wurde eine Handvoll von Gebäuden restauriert und empfängt nun seine Gäste. Hinter dem Ort hatte sich der Untergrund von Asphalt zu groben Schotter verändert. Es gab keine Ausschilderung und ich konnte nur einer alten Frau vertrauen die mir den Weg nach Lavki gewiesen hatte. Ich musste teilweise schieben, aber erreichte schließlich eine Ebene auf der Höhe mit sehenswert intensiv blühenden Bäumen von der ich Lavki erspähen konnte. Meine Mittagspause machte ich in der Sonne gegen 13 Uhr. Es war mit 26°C sehr angenehm warm gewesen. Mir kamen eine Gruppe von Touristen entgegen, die sich in mehreren voll besetzten Jeeps durch das „wilde Korfu“ fuhren ließen. Grölend feuerten sie meine Abfahrt nach Lavki an. In Lavki angekommen cremte ich mich ein und arbeitete mich über drei weitere Dörfer bis auf eine Höhe von rund 700 Metern. Den Pantokrator – zugleich höchster Berg der Insel – mit einer Höhe von 906 Metern hatte ich nun direkt im Visier. Die Straße fuhr sich bis etwa 300 Meter vor dem Gipfel sehr flüssig, doch dann begann auf dem letzten Teilstück ein sehr knackiger Anstieg mit einer Maximalsteigung von 16 %. In einer Schlängelfahrt arbeitete ich mich bis zum Gipfel und hatte einen sehenswerten Ausblick auf die Insel und bis nach Albanien. Seit dem Abzweig der letzten Ortschaft hatte sich das Landschaftsbild geändert. An Stelle von üppig grünen Wäldern war eine von Sträuchern übersäte Hochebene gewichen. Interessanterweise ragte der Gipfel des Pantokrator noch einmal aus der Hochebene mehr als 100 Metern hinaus. Der Gipfel wurde durch verschiedene Sendemasten verschandelt, die eine kleine Kirche aus dem 14. Jahrhundert deutlich überragten. In dem kleinen Kaffee auf dem Gipfel war nicht viel los und ich rollte wieder ins Tal. Um der stärker befahrenen „25“ entlang der Küste zu entgehen, fuhr ich nicht auf dem direktsten Wege zurück zum Flughafen, sondern über einen Abstecher ins Inland über die Dörfer Sgourades, Zigos und Sokraki; wobei zwischen den beiden letzten Ortschaften ein Tal lag und ich noch einmal gut 200 Höhenmeter kurbeln musste. Von Sokraki führte eine serpentinenreiche Straße fast bis auf Meeresniveau. Parallel zur „25“ fuhr ich schließlich entspannt zur Inselhauptstadt Kerkira. Dort schaute mir den Hafen und die städtische Festungsanlage (Eintritt: 3 €) an. Leider war es mir nicht möglich gewesen, aufgrund der starken Bebauung, eine geeignete Zeltstelle in der Nähe des Flughafens zu finden. Da ich diese Tour ohne Schlafsack gefahren war und die letzten beiden Nächte etwas frisch gewesen waren, übernachtete ich nicht ungern auf dem Flughafen. Meine Maschine ging 9:15 Uhr und ich konnte mich nach dem Einchecken sogar noch etwas sonnen. Einmal mehr sorgte das fehlen einer Fahrradbox für Aufregung. Nach einigen bangen Minuten, verursacht durch eine übereifrige Angestellte des örtlichen Flughafens, konnte ich eine Einverständniserklärung unterzeichnen, welche besagte, dass ich für eventuelle Schäden an dem Rad keine Regressforderung stellen kann. Letztlich war ich erleichtert über den flexiblen Umgang mit den auf der Website strikter formulierten Transportbedingungen für Fahrräder.

Auszug aus der Germanwings-Webseite:
Fahrräder können nur verpackt befördert werden. Wir empfehlen als Verpackung Fahrradkoffer oder -taschen.Wieder einmal wurde mehr Stress auf der Rückreise gemacht.

Zusammen mit nur zwölf anderen Passagieren flog ich zurück auf den Köln/Bonn-Flughafen. Mein Rad gab es unbeschadet zurück und bei bedeckten Himmel und einer mehr als sechsstündigen Zugfahrt las ich ein Buch und nickte immer wieder ein. Zurück in Jena freute ich mich über die zahlreichen tollen Erlebnisse und dem grandiosen Inselwetter fast ohne eine einzige Wolke.

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