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Tag 1: 08.04.2002 - der Himmelstempel


der Himmeltempel in Beijing

Heute Mittag stieg ich in den Zug um nach Frankfurt M. zu fahren. Am Abend startete dann meine Maschine nach Fernost. Ziel war Chinas Hauptstadt Beijing. Die Zugfahrt war sehr entspannend. Die Sonne schien den ganzen Tag und es war ungewohnt warm für Anfang April. Ich erreichte den Airport 16:30 Uhr. Nun hatte ich noch zwei Stunden Zeit einzuchecken. Alles funktionierte reibungslos und ich setzte mich in die Wartehalle und las ein Buch. 18:15 Uhr nahm ich meinen Sitzplatz ein und 18:50 Uhr hob die Maschine ab.

Der Flug dauerte mehr als neun Stunden und durch die Zeitverschiebung von sieben Stunden kam ich erst am nächsten Nachmittag in Beijing an. Der Flug war allgemein ruhig mit geringen Turbulenzen über Russland. Ich konnte im Flugzeug schlafen und kam so relativ erholt an. Das erste, was ich von China sah, war Nebel. Zäh lag er über dem Rollfeld und die Sicht lag bei etwa 100 Meter. Ein Bus brachte uns zum Flughafengebäude. Das chinesische Personal arbeitete gründlich, aber auch schnell und so wurde ich innerhalb weniger Minuten abgefertigt. Auch mein Gepäck bekam ich ohne größere Verzögerung. Ich verließ das Flughafengebäude und da waren sie: duzende Taxifahrer, die um die Wette riefen. Ich entschied mich für Mr. Lui ,der bereits eine meiner Taschen in der Hand hielt und sie zu seinem Auto trug. Ich nahm auf dem Rücksitz Platz. Auf dem Beifahrersitz stieg noch ein zweiter Chinese zu. Es war ein Freund von Herrn Lui, dessen Namen ich vergessen habe. Der Beifahrer aß Nüsse. Nach wenigen Minuten fragten mich die zwei in gebrochenem Englisch woher ich komme. "Germany" antwortete ich. Sie waren begeistert und zählten mir alle deutschen Produkte auf, die sie kannten: Volkswagen, Fußball und Jürgen Klinsmann. Die zwei waren sehr lustig und versuchten mir einige Witze auf englisch zu erzählen. Leider verstand ich die Witze nicht. Vom Flughafen führt eine schnurgerade Autobahn nach Beijing. Es war eine zehnspurige Straße. Links und rechts von ihr waren Bäume angepflanzt. Hinter der etwa zwanzig Meter breiten Baumreihe war Ödland. Nach dreißig Kilometer Fahrt erreichten wir die ersten Vororte von Beijing. Der Nebel hatte sich inzwischen verzogen und die Nachmittagssonne kam raus. Erstaunlicherweise waren die Straßen nicht so sehr verstopft wie ich befürchtet hatte. Immerhin war jetzt rushhour und für diese Zeit hatte mein Reiseführer lange Staus voraus gesagt. So erreichte Mr. Lui ohne Probleme mein Hotel. Das "Debao Hotel" lag östlich vom Zentrum und hatte 18 Stockwerke. Ich bezog ein Zimmer im neunten Stock. Von meinem Fenster aus konnte man ein Chinarestaurant und dahinter sehr viele Wolkenkratzer sehen. Mittlerweile war der Himmel wieder diesig. Trotzdem wollte ich noch einmal kurz in die Stadt fahren. Ich ließ mir eine bekannte Straße bei dem Himmelstempel von einer Hotelangestellten auf Chinesisch aufschreiben. Mit dem Zettel in der Hand verließ ich das Hotel und innerhalb von einer Minute saß ich schon in einem Taxi. Im Gegensatz zu Mr. Lui vom Flughafen befand sich zwischen mir und meinem neuen Fahrer ein Gitter. Ich nahm vorne Platz und hielt meinen kaputten Anschnallgurt nur sporadisch vor meinem Körper. Nach etwa zwanzig Minuten erreichten wir den Himmelstempel. Dieser Tempel war der Ort, wo die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie um eine reiche Ernte beteten. Er wurde im Jahr 1420 fertiggestellt und ist heute mit einer Fläche von 273 ha der größte Tempelkomplex Chinas. Mehr Infos sind hier nachzulesen ...



Der Weg zu dem Tempel führt durch einen großen Park. In diesem musizierten ältere Menschen und viele Einheimische genossen die Ruhe der Anlage. Parks spielen, wie in allen Großstädten, eine wichtige in Beijing, denn sie sind Ort der Entspannung. Dem Himmelstempel sind einige heilige Anlagen vorgelagert. Auf einer kann man nach chinesischer Vorstellung den Mittelpunkt der Erde berühren. Eine weitere Attraktion ist eine Rundwand, in der das Echo von der einen Seinte zur anderen getragen wird. Der Himmelstempel war gut besucht und enthielt viele Elemente chinesischer Baukunst. Ich war fasziniert, wenngleich fehlender Sonnenschein die Schönheit der Anlage nicht ganz wieder gibt. Ich verließ die Tempelanlage in nördlicher Richtung und nahm mir ein Taxi zum "Platz des himmlischen Friedens". Pünktlich zu Sonnenuntergang war dort Fahnenappell. Leider kam ich zu spät. Die Sonne war bereits unter gegangen und nur wenige Leute hielten sich auf dem Platz auf. Ich stieg aus dem Tax aus und lief einige Minuten auf dem größten Platz der Welt herum. Zwei Polizisten hatten mich bemerkt und kamen zu mir gelaufen. Ich musste das Gelände verlassen, weil (so vermute ich) sich in der Dunkelheit hier keiner mehr aufhalten darf. Der Wind frischte auf und beim Zubeißen knirschte es zwischen den Zähnen [Wie sich später heraus stellte, war ich in einen Sturm mit Sand aus der Mongolei geraten]. Es war äußerst unangenehm und so suchte ich mir schnell ein Restaurant in dem ich Abend essen konnte. Schon als ich das erste Restaurant betrat, wurde ich von dem rein chinesischen Publikum angestarrt. Ich setzte mich an einen Tisch am Fenster und bekam die Karte. Zu meiner Freude waren auch einige Gerichte in English beschrieben und so bestellte ich eine süß-saure Ente. Standesgemäß wählte ich Stäbchen zum Essen. Obwohl ich so [mit Stäbchen] schon seit einem halben Jahr nicht mehr gegessen hatte, klappte es erstaunlich gut. Ich verließ das Restaurant gegen 21 Uhr. Der Sturm und der Sand waren immer noch da und so fand ich glücklicherweise schnell ein Taxi, welches mich wieder zurück zum Hotel brachte. Ab 22 Uhr lag ich im Bett, konnte aber aufgrund der vielen Eindrücke nicht sofort einschlafen. Ein Gedanke ging mir immer wieder durch den Kopf: Nun bin ich in China!

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