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Tag 3: 10.04.2002 - die chinesische Mauer


die chinesische Mauer

Heute hatte ich den Wecker auf sieben Uhr gestellt, denn mein Bus zur chinesischen Mauer sollte mich 8:30 am Hotel abholen. Nach dem Frühstück wartete ich noch einige Minuten in der Hotellobby, bis die Reiseleiterin kam. Wir fuhren noch zu zwei weiteren Hotels und sammelten die anderen Touristen ein. Es stiegen noch ein Kolumbianer, eine Spanierin, ein Österreicher und zwei Chinesen dem Bus zu. Die Fahrt führte uns nördlich aus der Stadt zu einem Tempel. Zum ersten mal war der Himmel nicht verhangen und durch die Kraft der Sonne war es angenehm warm.

eine Tempelanlage nördlich von Beijing
Schmuck auf dem Dach

Wir liefen etwa eine Stunde durch die sehr gepflegte Parkanlage und besichtigten alle sehenswerten Heiligtümer. Vor dem Highlight des Tages - die Besichtigung der chinesischen Mauer- stärkten wir uns in einem Chinarestaurant. Die zwei chinesischen Touristen zeigten die landestypischen Essmanieren per ecelonce. Sie schmatzen und selbst die Frau rülpste bei Tisch. Das Tischtuch wurde natürlich zum Schluss als Serviette benutzt (dies ist übrigens auch der ursprüngliche Zweck des Tischtuchs). Trotz dieser fernöstlichen Tischsitten schmeckte mir meine Ente mit Reis fantastisch. Am frühen Nachmittag erreichten wir die chinesische Mauer. Bevor wir auf die Mauer steigen konnten, mussten wir noch einige Minuten warten, denn es hatte sich eine kleine Schlange gebildet. Gegen 14:36 Uhr war es so weit: ich betrat die chinesische Mauer. Was mich am meisten überraschte, waren die extremen Anstiege auf der Mauer. Die Mauer ist immer in der gleichen Höhe gebaut. Teilweise war die Steigung der Stufen mehr als 30%. Obwohl kein Wochenende war, besuchten sehr viele chinesische Touristen die "great wall", wie sie von Chinesen werbewirksam genannt wird. Ich lief etwa 1000 Meter und erreichte einen Wachturm. Bis hier war die Mauer gut saniert; dahinter begann der unsanierte Teil. Teilweise waren Mauerstücke heraus gebrochen und das Gestein mit Vegetation bewachsen. Wie ich später nachgelesen hatte, sind nur fünf Teilabschnitte der Mauer restauriert. Der restliche Teil ist dem Zahn der Zeit ausgesetzt. Ich kaufte an einem Souvenirstand eine Serie von dreißig Postkarten und lief mit dem Österreicher aus unserem Bus bis zu dem anderen Ende des sanierten Mauerteils. Von dort hätte man die Mauer über eine Rutsche runter rutschen können. Ich wählte lieber den Fußweg, denn diese Art der Kommerzialisierung gefiel mir überhaupt nicht.





Fotoshooting auf der Mauer
steile Anstiege
ein erodierter Teilabschnitt

fragwürdige Kommerzialisierung: Mauerrutschen
Porzelanmanufaktur

Mittlerweile war es später Nachmittag geworden und wir traten die Heimreise an. Wir fuhren über die Berge nach Beijing. Hier oben auf 2000 Meter Höhe war die Vegetation sehr gering und meistens war der Fels schroff und kahl. Als wir an ein paar Dorfhütten vorbei kamen, zog unsere Reiseleiterin die Gardinen vor unsere Fenster. Diesen ärmeren Teil des Landes zeigte man Ausländern ungern. Als wir auf der Autobahn waren, durften wir die Gardinen wieder zurückziehen. Unsere Reiseleiterin erzählte uns in sehr guten Englisch, dass sie gelernte Informatikerin sei und zum Ausgleich Reisegruppen führt, denn immer nur am Computer zu sitzen "(...) isn`t very nice!"
Kurz vor den Toren Beijings verließen wir die Autobahn und fuhren zu einer Manufaktur. Auf dem Betriebgelände wurden wir durch verschiedene Räume geführt. In einem Raum wurden wir von Ärzten untersucht, die Anhand des Gesichtsprofils unsere Krankheiten. Aber für jede Krankheit gibt es ein Mittelchen. Dieses hätte man gleich Vorort kaufen können. Bei mir wurde keine ernsthafte Krankheit festgestellt, aber mir wurde der Kauf eines Mittels gegen Stress empfohlen. Ich verzichtete dankend ...
Jetzt war noch eine Stunde Zeit für den Einkauf von chinesischem Porzellan in einem riesigen Lagerraum. Das meiste fand ich sehr kitschig und verließ deswegen das Gebäude, um in der Umgebung herum zu laufen. Der ganze Komplex war mit einer Mauer umgeben und am Eingangstor stand ein Wächter, der mich nicht raus ließ! Also bin ich wieder rein gegangen und ließ die Zeit mit einem grünen Tee verstreichen. 18 Uhr verließen wir die Anlage und nach einer halben Stunde Fahrt, waren wir wieder in Beijing. In meinem Hotel wechselte ich schnell meine Sachen, denn ich war heute zum Abendessen verabredet. Ein chinesischer Geschäftsmann hatte mich in eine typisch chinesische Gaststätte eingeladen. Auf den Tischen dieses Restaurants standen große Kessel, gefüllt mit kochendem Wasser. Wir bestellten und alles wurde in den Kessel gesteckt. Nach einigen Minuten begannen wir, mit unseren Stäbchen das Essen wieder heraus zu fischen. Am besten schmeckten mir die gekochten Garnelen. Am Ende des Abends waren wir mehr als satt aber es war sehr lustig gewesen und hat sehr gut geschmeckt (auch wenn das meiste extrem scharf war ...). Als wir die Gaststätte verließen, kam gerade eine neue Lieferung für das Restaurant. Die Tiere wurden gleich auf der Straße geschlachtet und dann ins Restaurant gebracht.
Kurz vor Mitternacht war ich wieder in meinem Hotelzimmer und schlief vor Müdigkeit sofort ein.

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