Am
heutigen morgen war es nur leicht windig und zum ersten Mal seit Tagen
zeigte
sich die Sonne. Das Geplätscher des Flusses war das einzige Geräusch in
der
Baumlosen Landschaft. Wir radelten gegen Mittag bis zum Ende des Tales
(3 km), passierten
eine Brücke und wuchteten anschließend unsere Räder bis auf das Kjölur
Plateau.
Uns blieb nichts anderes übrig als mehrere
hundert Meter zu schieben, denn der Anstieg (250 Höhenmeter)
war steil und das Untergrundmaterial sehr steinig. Im
Norden
schien die Sonne, aber in
unserer Fahrtrichtung zeigten sich dunkle Regenwolken. Die
Schotterstraße fuhr
sich gut und bald befanden wir uns im Regen. Erstmals mussten wir also
bei
Nässe pedalieren. Für Jakob eine Premiere. So konnte er seine
Regenhose anziehen. Ich konnte kaum glauben, dass er die
vielen
Jahre nie im Starkregen
gefahren war. Trotz des heftigen Schauers blieben wir relativ trocken.
Als der
Regen nach einer halben Stunde vorüber gezogen war, hatten wir einen
aufgetauten
See erreicht. Über dessen Staumauer fuhren wir über einen relativ neuen
Wegabschnitt. Erneut
setzte Regen ein. Wenige Kilometer
später hatten wir die Kjölur Route erreicht.
Jakob hatte uns Verkehr und Wellblech
angekündigt. Auf den
ersten Kilometern hielten sich die negativen Umstände in Grenzen.
Einzig der Ostwind wehte
ungünstig. Das Hinweisschild eines Café motivierte uns Gas zu geben.
Dort
angekommen tranken wir einen Kakao, Kaffee und Tee (jeweils 300
Kronen). Jakob
gönnte sich noch etwas Süßes. Draußen tobte ein immer heftiger Sturm.
Tiefschwarze Regenwolken wechselten sich mit wolkenlosen Abschnitten
ab. Eine
Gruppe von Reitern war in einiger Entfernung auszumachen. Selten hatte
mir ein
heißer Kakao so gut geschmeckt. Wir checkten unsere Handys. In
Deutschland war
es immer noch mit weit über 30°C heiß. Die Touristengruppe
hatte
unsere
Hütte erreicht. Es wurde zunehmend voll. Wir wollten weiter. Der Wind
blies
konstant als Seitenwind aus Osten. Uns motivierte ein Zeltplatz mit
Hotpot in
40 Kilometer Entfernung. Also hatten wir gegen 18:30 Uhr erst die
Hälfte
unserer heutigen Etappe erreicht. Mir blies der Wind unangenehm ins
linke Ohr.
Ich setzte mir eine Mütze auf (!) und klemmte mir eine Packung
Taschentücher
unter die linke Seite des Buff. So konnte ich dem Wind etwas
entgegensetzen.
Der Belag war schottrig, aber fuhr sich ganz gut. Steigungen waren
nicht zu
meistern. In der gesamten Umgebung gab es weder einen Baum noch einen
Strauch.
Auch gab es so gut wie keinen Verkehr. Bei Tageskilometer 60
trafen wir auf eine orangene
Schutzhütte, in der wir uns stärkten und auf einen Schweizer Dozenten
trafen. Er reiste alleine und gestaltete seine gesamte Tour
Offroad quer-Feld-ein. Gegen 21:30 Uhr verabschiedeten wir uns von ihm
und spulten die
restlichen Kilometer herunter. Kurz vor dem Ziel brach noch einmal die
tief
stehende Sonne durch die Wolken und tauchte die Landschaft in ein
mystisches Licht. Gegen Mitternacht stand das Zelt auf dem
Campingplatz. Die umliegenden
(billig-)Zelte wackelten im Wind. Unsere beiden standen stabil. Es war
eine
besondere Freude bei 6°C Außentemperatur in den 43°C heißen Hotpot zu
steigen.
Wir machten keine Fotos, aber kamen ins Gespräch mit deutschen
Reiterinnen. Sie berichteten uns von der Fußball-WM und der
Hitze
in Deutschland. Da wir uns in einem
Thermalgebiet befanden, gab es kein genießbares Trinkwasser. Der kleine
Laden
auf dem Zeltplatz hatte bereits geschlossen, sodass wir ohne Essen 1:45
Uhr ins
Bett gehen mussten.