Kuba
Januar & Februar 2009
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Tag 1: 16.01.2009 der Flug und eine Kuhwiese

Heute Morgen holte mich Mäfju 3:35 Uhr ab. Neben den Rädern galt es, die organisierten Fahrradpappboxen in unser gemieteten Auto zu verstauen. Leider war nicht genügend Platz für die Boxen im Kofferraum unseres Mercedes. Uns blieb also nichts anderes übrig, als sie in Jena zurück zu lassen. Nachdem wir das Vorderrad abmontiert hatten, passten zum Glück noch die Räder in den Wagen. Kurz vor 4 Uhr starteten wir in Richtung Frankfurter Airport. Schon bald machte uns zäher Nebel zu schaffen. Teilweise lagen die Temperaturen bei -12 °C. Es galt, vorsichtig zu fahren. Mäfju musste sich dabei besonders konzentrierten und fuhr uns sicher zum Zielflughafen nach Frankfurt. 2,5 Stunden vor Abflug konnten wir das Auto abgeben und uns auf den Weg zum Condor-Schalter am Terminal 1 machen. Wir mussten nicht lange warten und konnten problemlos das Gepäck aufgeben. Auch die Räder verursachten keine Schwierigkeiten. Lediglich der Lenker musste rum gedreht und die Luft etwas abgelassen werden. Da wir ja nun keine Boxen dabei hatten, mussten wir eine Einverständniserklärung unterzeichnen, welche besagte, dass wir für eventuelle Schäden an den Rädern keine Regressforderung stellen werden. Erfreut über so einen flexiblen Umgang mit den auf der Website strikter formulierten Transportbedingungen für Fahrräder, unterschrieben wir das entsprechende Dokument anstandslos.

Auszug aus der Condor-Webseite:
Fahrräder können nur verpackt befördert werden. Wir empfehlen als Verpackung Fahrradkoffer oder -taschen.



Übrigens kostet der Transport der Räder 25 € pro Strecke – eine normale Gebühr, die auch bei Innereuropäischen Flügen anfällt. Als nächstes kauften wir uns eine Touristenkarte (25 €) an einem Schalter in der Nähe des Condor-Checkin (sie ist auch in Havanna erhältlich wird aber geprüft und man kann wohl ohne sie gar nicht den Flieger besteigen). Die Touristenkarte kann als eine Art Visum bezeichnet werden. Auf diesem Dokument werden persönliche Daten vermerkt und auch sollte man eine Unterkunft für die erste Nacht benennen (es reicht ein Hotel in der Nähe des Ankunftsziel). Nach dem Sicherheitscheck konnten wir ohne große Verzögerung die Maschine besteigen. Sie war zu 80 % gefüllt und unser Sitzplatz befand sich in der letzten Reihe mittig. Neben uns war noch ein freier Platz, sodass sich Mäfju lang machen konnte. Außerdem hatten wir den schnellsten Zugriff auf die Minibar und konnten bei den drei servierten Mahlzeiten meistens noch etwas mehr abfassen. Leider konnten wir nicht aus dem Fenster schauen, aber bis auf den Anflug auf Kuba verpassten wir sowieso nur Wasser. Condor fliegt mit älteren Lufthansamaschinen. Ein Relikt dieser Zeit sind in die Sitze eingelassene Aschenbecher und ein kleiner TV-Bildschirm in gehörigen Abstand zwischen den Sitzreihen. Die Kopfhörer konnten käuflich erworben werden. Aufgrund der kurzen vergangenen Nacht waren wir müde und fanden während des elfstündigen Fluges alsbald Schlaf. Obwohl Condor als Billigairline beschrieben ist, konnten wir an dem Essen nichts beanstanden. Auch stimmte der Service. 14:30 Uhr erlebten wir eine mäßige Landung – geklatscht wurde trotzdem. Der Flughafen von Holguin (200.000 Einwohner) hatte nur eine Landebahn, aber war für uns eine günstige Wahl als Tourstart, denn die einzige Aternative war Havanna, aber dorthin war der Flug teurer gewesen. Wir hatten 700 € ohne den Transport der Räder bezahlt. Viel Betrieb war auf dem Flughafen nicht gewesen und so bekamen wir recht schnell unser Gepäck. Auch die Räder konnten wir ohne Schäden entgegen nehmen. Ein Deutscher warnte uns vor unserer Fahrt in den Osten der Insel: „nach Einbruch der Dunkelheit ist alles auf der Straße ... Kühe, Ziegen, Hunde ...“ Nachdem die Räder bepackt waren wechselten wir noch 500 € in Pesos Convertible. Ein weiterer Deutscher wies mich darauf hin, das der Kurs noch vor einigen Monaten günstiger gewesen sei. Auch wenn man am Flughafen nicht mit dem günstigsten Kurs rechnen konnte, mussten wir diesen Umstand in Kauf nehmen. Wir benötigten jedoch sofort das Geld, denn wir hatten nicht vor bis nach Holguin rein zu fahren und jetzt war Samstag Nachmittag und ob die Banken am Sonntag offen hätten, war mehr als fraglich. Kurz vor 16 Uhr und zwei Stunden vor Sonnenuntergang verließen wir den Flughafen. Die Wolkenwand, die wir bereits nach dem Verlassen der Maschine sichteten, hatte uns erreicht und ergoss sich als ein heftiger tropischer Schauer über uns. Aufgrund der nahenden Dunkelheit beschlossen wir trotz der Umstände weiter zu fahren. Nach wenigen Minuten waren wir komplett durchnässt und pedalierten bei rund 20 °C in Richtung Norden nach Holguin. Die größte Herausforderung war, trotz der schlechten Sichtverhältnisse die riesigen Schlaglöcher zu umfahren. Der Verkehr war glücklicherweise nur mäßig und uns wurde des öfteren freundlich zugehupt. Die Einheimischen warteten den Regenguss in den Bushäuschen am Wegesrand ab. An der von Palmen gesäumte Straße, welche durch flaches Terrain führte, befanden sich einige Hütten. Betrachtet man die Behausungen mit einer gewissen Melancholie des karibisch schlichten kann man ihnen sogar etwas Romantisches abgewinnen. Ebenso bezeichnend war die Suche nach dem richtigen Weg. Wegweiser konnten wir nicht ausfindig machen und so fragten wir zwei Kinder auf einem Pferd reitend. Zielsicher wiesen sie den Weg zurück zu einem Abzweig. Wir hofften es war die richtige Auskunft. Ein weiteres Klischee der Insel wurde uns wenige hundert Meter durch einen aufpolierten Oldtimer bestätigt. Der Regen hatte nach 35 Minuten aufgehört und wir konnten nun etwas entspannter zu unserer potentiellen Übernachtungsstelle, dem Mirador de Mayabe, fahren. Der charakteristische Anstieg für einen Mirador ließ nicht lange auf sich warten: er war kurz und mit 26% recht steil. Am Aussichtspunkt (213 m über NN) angekommen befand sich einige Bungalows, die als Unterkünfte dienten. Die Aussicht auf Holguin war recht nett und das satte Grün sehr erfrischend. Angestellte wischten den Boden, aber hielten sich zurück, uns für ihre Location zu begeistern. Wir beratschlagten eine Minute und fassten den Entschluss, die 20 Pesos Convertible zu sparen und eine wilde Zeltstelle in der Umgebung zu suchen. Es waren nun noch 45 Minuten bis zum Sonnenuntergang. Unsere Straße nach Osten wurde zunehmend unwegsamer und verwandelte sich recht schnell in eine durch den Regen aufgeweichte Schotter- und Sandpiste. Hinter einem Hügel befand sich eine unausgeschilderte Weggabelung. Bei der sich hier befindlichen Ortschaft fragte ich einen Jungen nach dem Weg zum 15 Kilometer entfernt befindlichen Baguano. Eine Auskunft konnte er uns nicht geben. Vermutlich wusste er , was wir meinten, denn ich hatte den Namen der Stadt sicherlich falsch ausgesprochen. Der nächste Einheimische zeigte uns etwas schüchtern zumindest eine Richtung: nach links sollte es gehen. Ohne zu zögern folgten wir seinem Rat und radelten durch den Weiler. Zahlreiche Ziegen und Kühe bewegten sich neben oder auf der Straße. Letztere sind nicht als heilige Tiere zu benennen, die aus religiösen sowie aus ökonomischen Gründen als unantastbar erklärt sind. Vielmehr dienen sie zur Aufbesserung der Versorgung mit Fleisch und Milch auf dem Lande. Zurück auf der asphaltierten Straßen arbeiteten wir uns über einen Hügel immer in Richtung Osten. Wir hatten nicht mehr viel Zeit, eine geeignete Stelle im Hellen zu finden, denn der Himmel färbte sich bereits rosa und schon bald würde es finster sein Die Suche gestaltete sich leider schwierig, denn am Wegesrand befanden sich immer wieder vereinzelt errichtete Hütten. Noch konnten wir das Verhalten der Einheimischen und Sicherheitskräfte für wildes Zelten nicht benennen. In anderen Ländern hätten wir sicherlich einfach die Leute gefragt, aber auf Kuba soll es laut Reiseführer Strafen für die unautorisierte Aufnahme von Ausländern geben. Diese treffen vor allem die Einheimischen. Wir hätten vermutlich unsere Nachtstelle gegen ein Hotelzimmer eintauschen müssen. Die rasch einbrechende Dunkelheit abwartend errichteten wir unser Zelt etwas abseits der Hauptstraße auf einer Kuhwiese. Nachdem das Zelt stand konnten wir den grandiosen Sternhimmel genießen. Fast ungestört durch aufhellendes Streulicht breitete sich die Milchstraße über uns auf. Dominiert wurde der Nachthimmel durch den abnehmenden Halbmond und einem stark leuchtenden Jupiter. Bereits 19:30 Uhr legten wir uns in die Schlafsäcke und lauschten dem Gezirpe von unzähligen Grillen.

Statistik zum 01ten Tag

leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
37,16 km
Gesamtkilometer
37,16 km
Höhenmeter
320
maximale Höhe
211 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
18,2 km/h
reine Fahrzeit
2:02:26 h
Start
16:00 Uhr
Ziel
18:00 Uhr
TopSpeed
49,8 km/h
Temperatur
15 - 25 °C
Übernachtung

Kühwiese südöstlich von Holguin; 3 km westlich von Baguano
Übernachtungshöhe
142 m über NN
Ausgaben

40 € Mietwagen
12 € Sprit

Start / Tag 2


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