Sizilien
März & April 2009
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Tag 6: 02.04.2009 Schneewanderung


Heute Nacht war es sehr kalt gewesen. Der Wecker war rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf 6:10 Uhr gestellt. Es war total klar und ich schaute auf das Thermometer: -5 °C. Bei einer solchen tiefen Außentemperatur hatte ich noch nie im Zelt geschlafen. Der Ätna wurde bereits von der aufgehenden Sonne angestrahlt und der Schnee leuchtete in einem rosafarbenen Licht. Auch die Rauchwolken aus dem Hauptkrater stiegen rosafarben senkrecht nach oben. Das Farbspiel war jedoch nur von kurzer Dauer. Der Blick ins Tal nach Catania war dagegen nicht so besonders, denn noch war es diesig. Micha gesellte sich 7:15 Uhr zu mir und legte seine Sachen zum Erwärmen auf die Begrenzungssteine der Straße. Wir frühstückten an der Straße in der Sonne. Nur wenige Autos fuhren zu dieser frühen Tageszeit auf dieser Straße. Als wir auch das Oberzelt in die Sonne legten, bemerkten wir, dass unser Kondenswasser von innen gefroren war. Folglich waren zwischen dem Innen- und Außenzelt weniger als Null Grad gewesen. Vor dem Etappenstart erkundeten wir noch das Skelett eines Hauses, welches vor einigen Jahren durch Lavastrom zerstört wurde. Als wir unsere Sachen zusammen gepackt hatten und die Räder auf die Straße schoben, kam gerade die Polizei nach oben gefahren. Noch einmal Glück gehabt, denn hier war bereits der Ätna-Nationalpark, in dem zelten verboten war. Auch heute cremten wir uns mit Lichtschutzfaktor 30 ein und starteten schließlich 9:10 Uhr. In Serpentinen führte die Straße fünf Kilometer bergan. Vorbei an einigen Lavafeldern, verschütteten Häusern und frisch sprießenden Bäumen arbeiteten wir uns bergan. Zwei Kilometer vor der Seilbahn hoch zum Ätna führte eine Straße nach links zu einem Observatorium. „Ätna-Fixiert“ besuchten wir diese Station jedoch nicht. Die rund 400 Höhenmeter konnten wir bei wolkenlosen Himmel und bester Aussicht auf den Gipfel radeln. Vom Tale her drückten jedoch bereits einige Wolken nach oben. Als wir das Restaurant und die Seilstation auf etwa 1900 m Höhe erreicht hatten, lag die Landschaft es für eine halbe Stunde im zähen Nebel. Schlagartig wurde es ungemütlich kalt, sodass wir uns dick anzogen und uns bei einem Kaffee und Kuchen wärmten und aufbauten. Es galt nun, den besten Weg weiter nach oben zu finden. Wir favorisierten eine Schotterpiste, die von Kettenfahrzeugen befahren wurde. Bevor wir uns entgültig festlegten, schauten wir uns auf der Hochebene um und besuchten einen kleineren, leicht zugänglichen Krater. Wir bildeten mit einer Handvoll anderer Rennradfahrer eine absolute Ausnahme. Die Masse der Touristen reiste mit dem Reisebus hier hoch, drehte eine Runde und fuhr wieder zurück ins Tal. Wir informierten uns bei einigen Personen, aber alle meinten, dass wir es vergessen könnten, weiter nach oben zu fahren. Also schlossen wir die Räder bei einer Polizeistation an und packten die Wandersachen aus. Das Gepäck ließen wir an den Rädern.


Micha hatte seinen Rucksack mit dabei und ich trug meine Fototasche und eine Wasserflasche in der Hand. Die Seilbahn hätte 16 Euro gekostet und es gab keine Ermäßigung für Studenten. So bestiegen wir den Ätna per pedes. Ich war mit meiner Jacke und der Hose aus regenresistenten Material relativ gut ausgerüstet. Einzige Schwachstelle waren meine Turnschuhe mit Löchern. Vorsorglich hatte ich mir Plastiktüten rein gezogen. Feuchtigkeit kam dennoch durch. Micha hatte sich noch eine Begrenzungsstange aus Plastik abgebrochen und benutzte diese als Wanderstock. Ich versuchte es ohne. Das Wetter war ziemlich gut und es schien, das die Wolken in einer gewissen Höhe hängen blieben. Wir befanden uns über ihnen und hatten deswegen strahlend blauen Himmel. Gegen den hohen Albedo des Schnees und Eises schützen wir uns mit Sonnenbrillen. Die Orientierung fiel uns nicht schwer, denn wir mussten uns nur parallel der Seilbahn halten. Es wechselten sich Schnee- und Eisfelder ab. Teilweise lag das Lavagsetein auch blank. Die Anstiege waren teils knackig, aber wir legten genügend Stops ein; alleine schon wegen der zahlreichen Fotos. Nach 90 Minuten Wanderung hatten wir die obere Seilbahnstation auf 2500 Meter Höhe erreicht. 600 Höhenmeter waren somit erwandert. In der Station erkundigten wir uns nach dem weiteren Weg. Die örtliche Pistenwache nahm Micha erst mal seinen Wanderstock und teilte uns mit, dass wir mit unseren Turnschuhe keinen weiteren Anstieg in Angriff nehmen sollen. Wir aßen eine Kleinigkeit (Kekse, Orangen und Äpfel) und beratschlagten. Micha war absolut motiviert bis nach ganz oben zu laufen. Mich überzeugte schließlich eine Wanderin Ende 40 mit zwei Teleskopstöcken, die meinte, es sei möglich, wenn man sich an den ausgefahrenen Wegen orientierte. Einzig die Zeit könnte ein Problem für uns darstellen. Es war mittlerweile 14 Uhr und wir hatten nur noch 5,5 Stunden bis zum Sonnenuntergang. Die Dame hatte für die einfache Strecke 90 Minuten benötigt. Bis zum Kraterrand war sie jedoch nicht gewandert. Das Problem der Zeit und Orientierung hatte sich für mich auf ein akzeptables Risiko minimiert. Der zweite Wanderabschnitt konnte beginnen. Der Weg führte durch einen tief eingeschnitten Eiskanal, an dessen Flanken wir die Ascheablagerungen vergangener Ausbrüche sehen konnten. Die uns flankierenden Eiswände waren an die zehn Meter hoch. Der Weg war von Schmelzwasserbächen durchzogen und nicht immer konnten wir dem Wasser ausweichen. Schon bald waren unsere Schuhe mit dem eisig kalten Wasser durchnässt. Hinzu kam die Höhe. Wir verspürten ein leichtes Schwindelgefühl und hätten mehr zu trinken mit nehmen sollen. So wateten wir leicht schwankend durch den Schneematsch. Zum Glück frierten wir nicht. Die Schnee- und Eislagen wurden mit der Höhe tiefer aber nicht fester, sodass wir teilweise Kniehoch einbrachen. Ohne die ständige Bewegung wären wir sicher am folgenden Tag krank gewesen. Wir liefen in dem Eiskanal in einer Schlängellinie bis auf knapp 3000 Meter Höhe und erreichten eine fast vollständig zugeschneite Holzhütte, von der die Wanderin an der Seilstation erzählt hatte. Hier war sie umgekehrt. Micha überredete mich, noch über ein Schneefeld mit Eisspalten zu laufen um ganz nahe an den dampfenden Erdspalten zu sein. Zum Gipfel auf 3323 Meter schafften wir es leider nicht, aber bereits auf unserer Höhe bekamen wir ein Gefühl der herrschenden Naturgewalten. Da es mittlerweile 16:30 Uhr gewesen war, mussten wir uns mit dem Rückweg beeilen. Von einem erhöhten Standpunkt hatten wir eine gewisse Übersicht auf unsere zurück gelegte Strecke. Es zeigte sich deutlich, dass wir einen riesigen Umweg gelaufen waren. Da wir den Rückweg doppelt so schnell wie den Hinweg absolvieren mussten, schien es uns günstiger, den direktesten Weg zu wählen. Wir liefen um einen vorgelagerten Krater und rannten anschließend seine Steilwand nach unten. Immer wieder tief in die Asche einsinkend flogen wir glücklicherweise nicht hin. Am Fuße des Kraters zog zu allem Überfluss noch zäher Nebel auf, der uns die Fahrspurt eines Schneemobiles nur noch erahnen ließ. Während eines kurzen klaren Moments sahen wir schließlich die obere Seilstation. Viel mehr Spaß machte der Rückweg auf der Skipiste. Wir setzten uns einfach auf den Hintern und rutschten die 600 Höhenmeter bis zu den Rädern. Alles stand noch so da, wie wir es verlassen hatten. Micha zog noch einmal seine Bremse fest und ich organisierte frisches Wasser. Es war kalt, neblig und alle Touristen befanden sich wieder im Tal. Da es bereits dämmerte konnten wir nur einige Minuten fahren und zelteten schließlich in einer Spitzkehre auf einer Höhe von 1781 Metern. Uns stand damit erneut eine kalte Nacht bevor. Erschöpft, aber glücklich, fanden wir gegen 20 Uhr einen tiefen Schlaf.

Statistik zum 06ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag

leicht bewölkt war es
Nachmittag
leichter Nebel

Tageskilometer
10,72 km
Gesamtkilometer
289,78 km
Höhenmeter
452 (4354), zu Fuß: 1455
maximale Höhe
2910 Meter
Durchschnittsgeschw.
9,9 km/h
reine Fahrzeit
1:04:37 h
Start
09:10 (18:30) Uhr
Ziel
12:00 (19:00) Uhr
TopSpeed
49,9 km/h
Temperatur
2 - 12 °C
Übernachtung
2 km östlich der Seilbahnstation
Übernachtungshöhe
1781 m über NN
Trinken
2,3 Liter Wasser
Stärkungen

2 Haribopackungen, Riegel, Apfel, Orangen, Dextro
Ausgaben
4,4 € Kaffee uznd Kuchen

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