Sizilien
März & April 2009
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Tag 5: 01.04.2009 der verregnete Tag zum Ätna


Wir hatten die Nacht gut geschlafen. Micha, ohne seine mitgenommene Isomatte, hält weiter durch. Leider war es heute morgen bedeckt gewesen, sodass wir bis 7:30 Uhr liegen blieben. Während des Frühstücks kam die Sonne durch und erwärmte unser, in der Flussaue nass gewordenes, Zelt. Bis wir los kamen war es 10 Uhr. Gleich zu Beginn erwischte uns ein Schauer. Wir mussten uns unterstellen. Keine fünf Minuten nach dem wir weiter geradelt waren, kam der nächste Schauer. Also fuhren wir wieder zurück uns stellten uns noch einmal bei einer Bar unter. Im dritten Anlauf konnten wir endlich ein Stück fahren. Die dem Ätna vorgelagerte Ebene befand sich nur wenige Meter über Null. Auf den 14 Kilometern bis nach Paterno war es somit topfeben. Der letzte größere Ort vor dem Anstieg war Paterno auf 225 m Höhe. Hier holten wir sehr leckere Backwaren und Süßigkeiten bei einer Bäckerei. Anschließend gönnten wir uns noch Käse und zwei Liter Wasser für den nun folgenden Anstieg. Wir aßen auf den Bänken des kleinen Supermarktplatz. Mangels Bewegung wurde uns frisch und aus Süden sahen wir ein Regengebiet heranziehen. Als wir aufgegessen hatten und uns noch einmal nach dem richtigen Weg erkundigten, blitzte es dreimal hintereinander. Eine Frau hatte uns vage in eine Richtung gewiesen. Wir hatten nicht so rechtes Vertrauen und erkundigten uns noch einmal bei einem anderen Passanten. Dieser erklärte uns wild gestikulierend eine andere Richtung. Am Ende seiner Ausführungen sagte er, wir sollen ihm in seinem Wagen folgen. Das taten wir auch. Er fuhr durch einige Gassen und schließlich hielt er bei seinem Kumpel. Wir mussten uns auf der anderen Straßenseite unterstellen, denn es begann nun hageln. Er wechselte die Straßenseite und forderte uns energisch auf, ihm sofort zu folgen. Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, rüttelte er auch zweimal an meinem Rad. Die überschwängliche Gastfreundschaft kam uns etwas unangemessen vor und so wimmelten wir ihn ab. Bei einem zweiten „No“ zog er etwas genervt von dannen. Wir hörten auf unsere Intention und es war bestimmt richtig so gewesen ... Wir hielten uns nach Norden, denn dort schaute ab und zu der Ätna mit seinen Schnee bedeckten Gipfel durch die Wolkendecke. Wir fragten noch bei einem Gemüsehändler und er bestätigte uns noch einmal die Richtung. Interessant erschienen uns die Verkaufsstände. Oft wurde direkt vom Laster verkauft. Manchmal von Anhängern, die nicht selten eine halbe Autofahrspur versperrten. Feil geboten wurde vielfältiges Obst und Meeresfrüchte. Wir verließen den Trubel Paterno auf einer „weiß markierten“ Ausfallstraße in nördliche Richtung. Diese Straße verzeichnete auf der Karte keine Anstiegspfeile, aber war leider für ihre Größe recht stark befahren. Aufgrund eines fehlenden Randstreifens achteten wir besonders darauf, konzentriert und zügig zu fahren. Während dieses Anstiegs setzte erneut Regen ein und wir mussten uns zum vierten Male an diesem Tag unterstellen. Da standen wir nun in einem nur halb sanierten Gebäuden, in dem Tauben hausten und kein richtiges Dach existierte. Der mentale Tiefpunkt war hiermit erreicht. Noch einige Eckdaten unterstreichen unsere Stimmung: 13 °C, böiger Wind und eine Höhe von erst einmal 400 Metern. Nach einer Stunde hatte der Regen aufgehört und wir setzten den Anstieg fort. In einer Kurve hatte Micha einen kleinen Stop eingelegt. Ich wartete 150 m weiter oben. Gerade als Micha von seinem Geschäft zurück kam und weiter radeln wollte, kam ein Mini vorbei, rutschte bei überhöhter Geschwindigkeit auf einem Ölfilm weg und knallte nur wenige Meter von Micha entfernt in die Mauer. Es gab einen Knall und der Wagen stand zerbeult entgegen der Fahrtrichtung mitten auf der Straße. Eine Frau sprang mit ihrem weinenden Kind aus dem Auto. Alle in der nähe befindlichen Wagen hielten an, um einen Rettungswagen zu organisieren und sich um die Frau zu kümmern. Wir setzten unsere Fahrt mit einem leicht mulmigen Gefühl fort. Der Krankenwagen kam uns keine zehn Minuten später entgegen. Durch eine Region von teils sehr verstreut liegenden Häusern arbeiteten wir uns letztlich bis in das Zentrum nach Ragalna. Wir hatten nun eine Höhe von 800 Metern erreicht. Es war absehbar gewesen, dass unsere Trinkwasservorräte nicht reichen würden. Also versuchten wir den örtlichen Supermarkt aufzusuchen. Dieser machte jedoch leider erst 17 Uhr wieder auf. Wir hatten es erst 15 Uhr und eine zweistündige Wartezeit erschien uns zu lange. Auch von dem verriegelten Eingangstor des Supermercado wollte man uns nichts verkaufen. Eine Frau bemerkte unsere Bemühungen und wir gaben ihr zu verstehen, dass wir Aqua benötigen. Sie zögerte nicht lange und kam mit zwei vollen Wasserflaschen auf die Straße. Sie überließ uns beide kostenlos. Wir bedankten uns herzlich!


Im Ort hatten wir erneut nachfragen müssen. Ein Anwohner schickte uns eine Stichstraße nach oben. Schnell hatten wir 150 Höhenmeter zurück gelegt, doch dann endete die Asphaltdecke und zu allem Überfluss befanden wir uns in einer zähen Nebelschicht. Wir konnten keine zwanzig Meter blicken und da wir uns nicht sicher waren, ob dies überhaupt der richtige Weg war, zögerten wir, weiter zu fahren. Aus der Nebelwand hörten wir Hunde bellen. Ein Wanderschild ließ uns wieder hoffen. Nur mussten wir die Räder nun über einen holprigen Waldweg wuchten. Die uns umgebenen Bäume waren noch kahl und die vernebelte Landschaft erzeugte einen ganz intensiven Eindruck. Später erreichten wir eine Holzhütte. Das Hundegebell schien aus allen Richtungen zu kommen. Micha hatte sich schon einen Knüppel organisiert. Völlig überraschend riss die Nebeldecke auf 1150 Metern Höhe auf und die Sonne zeigte sich von einem wolkenlosen Himmel. Ein beeindruckender Übergang. Wenig später erreichten wir ein solides Landhaus und 16:30 Uhr hatten wir auch wieder eine asphaltierte Straße unter unseren Reifen. Auf der Ätna-Ringroad fahrend, erstreckte sich links der Straße ein lang gestrecktes Lavafeld vor dem majestätischen Ätna. Für rund drei Kilometer führte die Straße nach Osten leicht bergab (von 1210 auf 1070 Meter Höhe). Ein Linksknick läutete die kommende Anfahrt ein. Wir arbeiteten uns langsam nach oben und genossen das schöne Wetter. Nachdem wir uns über den Tag hinweg mehrmals umziehen mussten (Regenjacke an, aus, ...) konnten wir uns nun sogar mit T-Shirt bei 15°C den Ätna hoch arbeiten. Wir passierten den steilsten Abschnitt bei zwei 1201 und 1166 m hoch gelegenen vorgelagerte Hügeln des Massivs. Anschließend führte die Straße in weit geschwungenen Serpentinen nach oben. 17:30 Uhr pausierten wir auf 1350 m Höhe. Am Wegesrand hatten wir einige Jungtiere (Füchse oder wilde Hunde) beobachtet. Gestärkt konnten wir noch bis 1545 m Höhe weiter fahren. Da die Zeltstellen nicht so reichlich waren, zelteten wir in der Innenseite einer Linkskurve neben zwei Gebäuden. Eines von ihnen wurde durch einen Lavastrom fast komplett zerstört. Aufgrund seiner sehr massiven Bauweise stand zumindest noch das Stahlskelett. Das zweite Haus wurde daraufhin neu errichtet und befand sich 50 m daneben. Nur ab und zu kamen Autos auf der Bergstraße gefahren. Es bestand jedoch keine Gefahr, entdeckt zu werden. Mit 7 °C war es gegen 19 Uhr bereits recht frisch. Wir genossen die Stille und den Blick ins Tal nach Catania und den Schnee bedeckten Ätna. Gegen 20 Uhr suchten wir das Zelt auf. Das Thermometer zeigte 0 °C Außentemperatur. Wir hatten uns gut eingepackt und erreichten mit dieser Übernachtungshöhe (1545 m) die Top 20 unserer höchsten Zeltstellen.

Statistik zum 05ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
+ Gewitter
+ Nebel
leicht bewölkt war es
Nachmittag



Tageskilometer
51,52 km
Gesamtkilometer
279,06 km
Höhenmeter
1670 (3902)
maximale Höhe
1545 Meter
Durchschnittsgeschw.
11,5 km/h
reine Fahrzeit
4:27:21 h
Start
10:00 Uhr
Ziel
18:30 Uhr
TopSpeed
54,0 km/h
Temperatur

7 - 20 °C
(Nachts: -7°C)
Übernachtung

400 Höhenmeter unterhalb der Seilbahnstation (Südflanke)
Übernachtungshöhe
1545 m über NN
Trinken

2,0 Liter Wasser
0,5 Liter Saft
Stärkungen

Tüte Haribo, Kekse, süße Teigwaren
Ausgaben
6 € Einkauf

Tag 4 / Tag 6


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