Sizilien
März & April 2009
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Tag 4: 31.03.2009 die ersten Berge zum einrollen


Ein Blick aus dem Zelt zeigte: es war leider immer noch bedeckt. Micha zog es noch vor dem Frühstück in eine der ausgeschlagenen Kammern (Necropoli di Pantalica), die vor rund 3500 Jahren als Begräbnis- und Zeremonienstätte in den Fels geschlagen wurden. Ingesamt gab es 5000 von ihnen in dieser Region. Nirgendwo sonst ist es möglich, eine derart hohe Dichte von vorzeitlichen Felskammern zu besichtigen. Micha war etwas enttäuscht, denn es bestand keine Möglichkeit weite Strecken in den Fels hinein zurück zu legen. Beeindruckender dafür die tiefe Schlucht direkt vor unserer Zeltstelle. Ein Fließgewässer hatte zu einem langsamen, aber stetig tieferen Einschnitt geführt. Nicht hörbar floss der kleine Fluss 70 Meter unter uns durch das üppig grün bewachsene Tal. Auch wenn diese Region für Fahrradfahrer recht schwer zugänglich ist, bereuten wir die anstrengende Durchquerung der Region auf keinen Fall. Gegen 9 Uhr konnten wir mit dem Abstieg in die Schlucht beginnen. Sehr schnell wurde der Weg derart eng, das uns nichts anderes übrig blieb, als die Hälfte des Gepäckes abzubauen und in mehreren Etappen die Lasten zu transportieren. Auch die Räder mussten wir tragen, denn auch das Schieben war bald nicht mehr möglich. Endlich unten angekommen, wateten durch den Fluss zu einem zehn Meter hohen Felsvorsprung, der sich über ein rund 100 m² großes Areal ausbreitete. Hier, geschützt durch Wind und Wetter, fanden wir Felsmalereien und weitere Kammern, die vermutlich ebenfalls zeremoniell genutzt wurden. Auch der Kot von Feldermäusen wurde hier gesammelt, um das getrocknete Material als Essenz für Schießpulver zu nutzen. Wir manövrierten wenig später die Räder und das Gepäck über einen kleinen kalten Bach und Micha gönnte sich ein erfrischendes Bad in dem selbigen. Wir wuchteten das Gepäck noch einige Meter nach oben, ehe wir auf einem großen Stein mit schöner Rundsicht frühstückten. Nun setzte sich endlich die Sonne durch. Wir beobachteten wie zwei Männer betont emsig Gräser und Kräuter sammelten. Wie hoch die Strafe dafür hier im Reservat war, konnten wir nicht abschätzen, aber sie waren sich sicher darüber bewusst. Nach sechs unbefestigten Kilometern, hatten wir endlich Asphalt unter den Rädern. Der westliche Eingang zum Reservat befand sich auf 330 m Höhe. Wir arbeiteten noch weitere 224 Meter weiter nach oben und genossen dabei die grandiosen Aussichten auf die äußerst grün bewucherten fluvial eingeschnittenen Täler. Die Sonne zeichnete aufgrund der vereinzelten Wolken ein malerisches Licht-Schattenspiel auf die Hänge der uns umliegenden Berge. Der Verkehr am heutigen Vormittag war gleich Null, denn die Straße zum Reservat war eine Sackgasse. Der Asphalt rollte sehr gut. Auffällig waren die zahlreichen Blumen am Wegesrand. Die Bäume blühten in dieser Höhe nur teilweise. Die Temperatur lag knapp über 20 °C. Der erste Ort des Tages hieß Ferla und befand sich auf 554 m Höhe. Sehenswert war die örtliche Kirche in der fast ausgestorben zu scheinenden Ortschaft. Oft hatten wir die Berichte gehört, nach denen die Jugend auf der Suche nach Arbeit in die Städte zieht. Hier sahen wir mehr als deutlich das demographische Ergebnis dieser Entwicklung. Da die Straßen sehr schlecht ausgeschildert waren, mussten wir des öfteren Nachfragen, aber bekamen stets eine freundlich Auskunft. Eine vorbei fahrende Gruppe von Rennradler beobachte uns sehr auffällig während unseres Stops. Micha fand Gefallen daran, die durch und durch gestylten Sportler während einer Anfahrt zu attackieren (und das obwohl wir deutlich mehr Gepäck dabei hatten).


Hinter Ferla stieg die Straße für 14 Kilometer bis nach Buccheri auf eine Höhe von 927 Metern (zugleich Tageshöchststand) an. Zahlreiche Windräder gaben uns bereits aus der Ferne eine visuelle Einstimmung auf die herrschenden Bedingungen. Als wir die Hochebene erreicht hatten, wehte der Wind von der Seite und zwang uns, hinter der geschützten Mauer einer Viehweide einen Snack einzunehmen. Micha bemerkte, dass er trotz der scheinbar geringen Temperaturen einen Sonnenbrand bekommen hatte. Dies war sein erster seit langer Zeit. Wir cremten uns daraufhin beide mit Lichtschutzfaktor 30 ein. Auch fiel es Micha auf, dass seine Hinterradbremse fast keine Leistung mehr brachte und er sie voll durchdrücken musste, um überhaupt etwas zu merken. Er schraubte etwas herum und anschließend nahmen wir die Abfahrt nach Buccheri. In dem Dorf angekommen, musste Micha seine Bremsbacken komplett wechseln. Ich schaute mich im Ort um und kam mit drei Rentnern ins Gespräch, die mit dicken Mänteln eingepackt auf einer Parkbank saßen. Da einer der drei einige Jahre in Zürich gearbeitet hatte, konnten wir uns sogar auf Deutsch unterhalten. Hinter der Ortschaft führte die Straße weiter bergab bis auf 587 m über NN. Die umliegenden Hügel waren fast komplett kahl geschlagen. Hinter Vizziui führte die Straße erneut kurz bergan und wir passierten eine kleine Kaktusfarm. Wieder blühten zahlreiche Blumen am Wegesrand. Unterhalb von 500 m Höhe blühten auch die Bäume. Da wir uns heute im ständigen Wechsel ober- und unterhalb dieser Grenze bewegten, wechselte die Landschaft stündlich zwischen gefühltem Winterende und nahendem Frühlingsbeginn. Auf einem 15 Kilometer langen Teilabschnitt griff uns der Wind direkt von vorne kommend an. Zudem hatten wir einen leichten Hungerast und ich musste uns mit einer halben Rittersport wieder aufbauen. In Militello angekommen, konnten wir endlich wieder einkaufen gehen. Ehe wir jedoch den einzigen Laden der Ortschaft gefunden hatten, vergingen einige Minuten. Dort angekommen, wartete eine Frau vor dem Laden und teilte uns mit, das er in fünf Minuten aufmachen würde. Ein Blick auf die Uhr verriet, es war 16:55 Uhr. Auch dieser Minimercado hält die landesübliche Nachmittagspause exakt ein. Die Preise waren nur leicht erhöht. Micha erledigte den Einkauf und kam mit leckerem Käse, Wurst, Brot und Oliven wieder zurück. Später holten wir noch Bananen (25cent das Stück). Zudem gönnten wir uns noch zwei lauwarme Pizzastücken in einem örtliche Café Außerdem hatte uns Micha eine Teigmasse mit Oliven und Spinat belegt geordert. Alles in allem war dieser Snack nicht besonders lecker, aber für 4,5 € für uns beide doch günstig sättigend. Nach dem Essen verriet uns eine Gruppe von Jugendlichen wie wir aus der Ortschaft wieder herausfinden. Kurz vor der Abfahrt, auf der Karte gekennzeichnet mit vier (!) Höhenpfeilen, gönnten wir uns eine Handvoll zuckersüßen Obstes aus einem nahe gelegenen Orangenhain. Während der rasanten Talfahrt, sahen wir erstmals den Ätna durch einen Dunstschleier aufragen. Sein oberstes Drittel war Schnee bedeckt. Gleich nach den Serpentinen fuhren wir zwei Kilometer nach Osten, um schließlich auf der „gelben Straße“ einen 242 m hohen Hügel halbseitig zu umrunden. Eine weitere Abfahrt folgte. Nun war es flach und wir folgten der Straße nach Norden – direkt auf den Ätna zusteuernd. Bei einem Flusslauf passierten wir eine Brücke und errichteten das Zelt in dem Nahe gelegenen Auebereich.

Statistik zum 04ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
85,66 km
Gesamtkilometer
227,54 km
Höhenmeter
1107 (2232)
maximale Höhe
927 Meter
Durchschnittsgeschw.
18,8 km/h
reine Fahrzeit
4:32:31 h
Start
11:00 Uhr
Ziel
19:06 Uhr
TopSpeed
52,5 km/h
Temperatur
13 - 24 °C
Übernachtung
14 km südlich von Paterno
Übernachtungshöhe
56 über NN
Trinken

2,3 Liter H20
0,5 Liter Saft
Stärkungen





Schokie, Kekse, Orangen, Birnen, Bananen, Bonbons
Ausgaben
10 € Einkauf

Tag 3 / Tag 5


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