Kuba
Januar & Februar 2009
Home - Statistik - Tipps
 
Tag 5: 20.01.2009 La Farola Pass: vom Dschungel in die Wüste


Geweckt wurden wir heute Morgen von lautstarken Hahngeschrei. Dummerweise befanden sich zwei Hähne auch in unserer unmittelbaren Nähe. Demnach war unserer Nacht noch vor dem Sonnenaufgang vorbei. Glücklicherweise hatten unsere Gastgeber keinen Ärger bekommen, denn sie brachten uns auch heute Morgen etwas zum Frühstück. Es bestand aus einem süßen Teig (mit einer Konsistenz von Kuchen) und einem starken Kaffee mit viel Milch und Zucker, der für Kuba sehr typisch ist. Ich vertrug das Essen zum Glück problemlos – zum ersten Mal seit drei Tagen konnte ich das Essen der Einheimischen genießen ohne eine abgepackte Pizza an der Tankstelle zu Essen. Während wir packten, machten sich die Kinder fertig für die Schule. Am Straßenrand warteten die anderen Schulkinder. Etwas schüchtern beobachteten sie uns. Auch die Hausherrin verließ uns - die Wäsche hing noch auf der Leine - bevor wir fertig waren. Wir gaben ihr einige Photos vergangener Fahrradtouren und zehn Pesos Convertible. Anschließend stellte ihr Nachbar uns etliche Fragen auf Spanisch. Leider verstanden wir nicht einmal die Hälfte und darüber enttäuscht, beschlossen wir alsbald Spanisch zu lernen. Aufgrund der Hühner kamen wir bereits 8 Uhr morgens los. Heute stand der Anstieg hoch zum La Farola – Pass auf dem Programm. Wir befanden uns auf 238 Meter Höhe und der Alto de Cotilla lag bei 500 Meter. Rechnerisch ergab das 262 Höhenmeter. Schließlich waren es jedoch 781 gewesen, denn oft kam nach einem Anstieg eine Abfahrt. Wir näherten uns dem höchsten Pass von Kuba (!) also in einer Berg- aber auch Talfahrt. Von der südlichen Seite kommend, wäre die Auffahrt jedoch noch beschwerlicher gewesen, denn die Anstiege (und unsere Abfahrten) waren ausgesprochen steil und unsere Bremsen waren sehr stark erhitzt durch die Reibung. Bei unserem ersten Fotostop hatten wir einen schönen Ausblick auf den Gebirgszug nach Nordosten. Nebel lag noch über der üppig grünen Dschungellandschaft. Während unseres Anstiegs veränderte sich die Landschaft. Nadelhölzer traten an die Stelle der Palmen aus den Niederungen. Nur eine handvoll von Behausungen aus Holz befanden sich am Wegesrand.


Motorisierte Fahrzeuge waren die absolute Seltenheit. Auch hier bewegten sich die Menschen überwiegend zu Fuß. Durch die dichte Vegetation war es schwierig gewesen, einen Blick auf das Meer zu erlangen. Mäfju zog alsbald davon und ich pedalierte mit meinem eigenen Rhythmus. Bis zum Pass (500 m) hatten wir ziemlich genau 500 Höhenmeter zurück gelegt (Baracoa zum Pass waren es 800 Höhenmeter). Am obersten Punkt befand sich ein Café und Händler verkauften Orangen und Bananen am Wegesrand hinter der Leitplanke. Sie offerierten uns nicht aufdringlich ihre Waren, sodass wir darauf schlossen, dass üblicherweise eher Fernkraftfahrer und Einheimische zu ihrem Käuferkreis zählten. Ich holte uns zehn Bananen und acht Orangen für einen Pesos Convertible. Es war leider bedeckt, aber mit 23 °C recht mild. Wir verweilten eine Weile und machten uns dann auf die rasante Abfahrt nach Süden zum Meer. Erfreulicherweise war die Straße in gutem Zustand - mit fast keinem größeren Schlagloch. Auch konnte sich die Sonne durchsetzen, sodass wir doch noch zu einigen schönen Bildern auf die umliegenden grün bedeckten Berge kamen. Auf der 17 Kilometer langen Abfahrt (teils bis zum 29 %) mussten lediglich zwei knackige Rampen (jeweils 14 %) befahren werden. Schließlich waren es ziemlich genau 1000 Höhenmeter von Baracoa auf die andere Seite nach Cajobabo gewesen. Die am Rand stehenden Obstverkäufer passierten wir in Windeseile. Für Radler von Süd nach Nord bieten sie jedoch eine ausgezeichnete Möglichkeit, für wenig Geld ihren Vitaminpegel aufzufrischen. Verhandeln ist natürlich durchaus möglich! Nachdem wir rund 30 Kilometer durch die Berge gefahren waren, hatten wir Cajobabo erreicht. Hier in der Ebene nur einen Steinwurf vom Meer entfernt knallte die Sonne mit mehr als 30 °C herunter. Mäfju wartete unter einem Schatten spendenden Baum und verlangte nach Sonnencreme. Auf den folgenden 16 Kilometern bis nach Imias wehte uns ein heftiger Westwind entgegen. Somit war dieses Flachstück ungeplant anstrengend gewesen. Der Dollarstore in Imias machte erst 15 Uhr auf. Wir waren 100 Minuten zu früh. Wir hatten jedoch Hunger und wollten nicht ohne Stärkung die 21 Kilometer bis nach San Antonio del Sur fahren. Wir suchten die Ortschaft ab und wurden auf der Durchgangsstraße fündig: ein kleines Restaurant verkaufte kleine Reis- und Fleischgerichte. Problematisch war nur, daß man ausschließlich mit normalen Pesos bezahlen konnte. Unsere Pesos Convertible brachten und nicht weiter. Ich blieb im Restaurant und Mäfju machte sich auf dem Weg nach den Pesos. Ein Umtausch war für Touristen nicht üblich, denn dann hätten auch wir von den subventionierten Grundnahrungsmitteln profitiert. Mäfju versuchte es trotzdem und kam nach gut zwanzig Minuten strahlend zurück. Ihm war es gelungen, 20 Pesos Convertible zu tauschen. Bei dem offiziellen Wechselkurs von 1 : 24, machte dies 480 Pesos. Das man mit diesem Geld sehr Viel es an den lokalen Ständen kaufen konnte, zeigte sich durch den geringen Verbrauch, während der nächsten Tage. Wir gönnten uns erst einmal ein einfach Reisgericht mit ein wenig Hühnchen. Hinter Imias zeigte sich die Landschaft von einer völlig anderen Seite als auf dem üppig grünen Nordseite des Alto de Cotilla. Hier im trockenen Regenschatten der Berge dominierten Kakteen und Dornensträucher das Landschaftsbild. Der stete Seewind trug sein übriges dazu bei. Häuser oder gar Siedlungen sah man in dieser Gegend nur äußerst selten. Bei einem Stop unter einem ausgewaschenem Stein am Meer sah Mäfju einen Skorpion. Ich fotografierte die Kakteen am Hang, welche die Anordnung eines Kakteengartens hatten. Durch die Reflektion des Gesteins wirkte die Sonne noch intensiver. Der menschenleere Steinstrand bot auch die Möglichkeit für einen kleinem Spaziergang und das Abkühlen von der Nachmittagshitze - wir mussten uns ein weiteres Mal eincremen. In San Antonio del Sur konnten wir schließlich etwas Trinkbares kaufen. Ich holte fälschlicherweise Limo statt Wasser. Ich bemerkte meinen Fehler, aber da ich den Laden bereits verlassen hatte, war es mir nicht möglich, gewesen die Plastikflaschen (Kassenzettels) umtauschen. Dieses Phänomen konnten wir noch weitere Male auf der Tour beobachten (z.B. mit Saft in Tetra-Packs). Bei einem Snackstand an der Straße holten wir noch drei Sandwiches mit Schweinefleisch. Vermutlich hatte ich mir vor drei Tagen an einem solchen Stand meine Magenverstimmung geholt. Touristen sahen wir in dieser Gegend nicht. Zahlreiche Kubaner bestiegen die bereits gut gefüllte Ladefläche eines LKWs als wir die Stadt
nach Westen verließen. Da wir heute Abend am Karibischen Meer schlafen wollten, mussten wir noch 20 Kilometer fahren. Wir gaben Gas, um noch etwas vom Abend zu haben. Bis auf zwei kleinere Hügel war es topfeben und nur der Wind nervte etwas. Als wir den auf der Karte sondierten Streckenabschnitt erreicht hatten, schoben wir die Räder 300 Meter über eine Wiese um schließlich relativ gut getarnt hinter einem Busch bei einem Steinvorsprung das Zelt zu errichten. Nachdem das Zelt stand, lief ich einige Schritte, um mich in einer Bucht mit vielen Kieselsteinen zu waschen. Anschließend gab es Abendbrot und ich verzichtete auf das Fleisch von dem Sandwich. Die Sonne färbte den Himmel intensiv rot als sie sich über einem Hügel langsam senkte. Hinter diesem lag das berüchtigte Lager von Guantanamo Bay. 20 Uhr suchten wir das Zelt auf. Ich schrieb noch einige Zeit Reisetagebuch und schlief schließlich gegen 22 Uhr ein. Im Tagebuch konnte ich noch einen Nachtrag zum Verkehr finden: „sehr angenehm - bis auf wenige Reisebusse und Laster nicht nennenswert. Die Straßen in fast tadellosen Zustand.“

Statistik zum 05ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
80,64 km
Gesamtkilometer
307,66 km
Höhenmeter
805 (2397)
maximale Höhe
238 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
15,3 km/h
reine Fahrzeit
5:15:09 h
Start
8:35 Uhr
Ziel
17:40 Uhr
TopSpeed
50,1 km/h
Temperatur
22 - 231°C
Übernachtung
5 km nördlich des La Farola Pass
Übernachtungshöhe
238 über NN
Trinken


3,4 Liter Wasser
1,0 Liter Cola
0,5 Liter Limo
Stärkungen
Haribo, Ananas
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC
10 PC Restaurant
5 PC Einkauf


Tag 4 / Tag 6


bilder und texte sind urheberrechtlich geschützt © by conrad philipp 2003 - 2009