Kuba
Januar & Februar 2009
Home - Statistik - Tipps
 
Tag 4: 19.01.2009 durch den Humboldt-park nach Baracoa


Die Nacht im Wald nahe der Nickelfabrik von Moa verlief problemlos. Am Morgen wurden wir von zwei Kubanern auf dem Weg zur Arbeit entdeckt. Sie blieben freundlich reserviert und schlenderten weiter. Es war strahlend blauer Himmel und bereits 8 Uhr lagen die Temperaturen über 20 °C. Nachdem alles verstaut war kamen wir 8:35 Uhr los und radelten auf der Sand-Schotter-Asphaltpiste nach Osten in Richtung Baracoa. Zuerst zeigten sich weitläufige Wälder bestehend aus Nadelgehölz. Teils steile Rampen mussten erklommen werden, was etwas kraftzehrend war. Zum Glück hatten wir genügend Wasser und Sonnencreme mit dabei. Beides war bei den Witterungsbedingungen dringend notwendig. Nach 20 Kilometern hatten wir die Ortschaft Yamanigüey erreicht, welche jedoch aus nicht mehr als ein paar Holzhütten bestand. Die das Dorf umgebenen Palmen erzeugten eine sehr angenehme Idylle. Die Bevölkerung war komplett dunkelhäutig. Das Meer lag nicht weit entfernt von der Straße und an einigen Passagen konnten wir es bereits ausmachen. Im Gegensatz zu manch einem Reisebericht mussten wir keinen Streckenabschnitt schieben. Vorteilhaft war die trockene Piste gewesen. Zahlreiche Palmen säumten die Straße. Es lag eine besondere Atmosphäre in der Luft. Ein Einheimischer mit einer Gitarre auf dem Rücken schob sein chinesisches Fahrrad einen Hügel hinauf. Oben angekommen, wartete Mäfju auf mich und ihm wurde von einem Mädel, stehend auf der Ladefläche eines Transporter, zugerufen und gewunken. Bei Kilometer 45 konnten wir baden gehen. In der sichelförmigen Bucht schipperte eine kleines Fischerboot aufs Meer. Die umliegenden Hänge waren üppig grün und das Wasser hatte Badewannentemperatur. Es war gar nicht nötig, die Sachen auszuziehen. Sie trockneten binnen weniger Minuten in dem gleisenden Licht der karibischen Mittagssonne.


Nach 60 Kilometern hatten wir Baracoa erreicht. Der Übergang von der Wildnis ins urbane Leben vollzog sich fließend. Es war beeindruckend wie voll die Straßen waren. Menschen bunt gekleidet wie die Farben des Regenbogens flanierten entlang der Durchgangsstraße. In ihrem Schritt lag etwas beschwingtes. Diese Art zu gehen war inspirierend, drückte sie doch eine gewisse Gelassenheit aus. Diese war auch notwendig, betrachtet man die zahllosen Entbehrungen in dem Leben dieser Menschen. Mit Autoverkehr hatten wir zumindest in Baracoa keine Probleme. Hier im wilden Osten waren die Tankstellen sehr spärlich gesät und Tanklaster besuchten diesen entlegenen Teil der Insel sehr selten. Fahrräder sahen wir dagegen sehr häufig. Die zahlreichen Passanten grüßten uns herzlich. Es war eine besondere Atmosphäre in diesem Ort gewesen. Für uns zählte Baracoa zu einem schönsten der Insel. Neben einer halb verfallenen Kirche auf dem zentralen Platz (wo uns auch die ersten Schlepper der Tour ansprachen) vorbei an der Promenade der Stadt (viel kleiner als der Malacon in Havanna, aber dafür von der Silhouette von üppig grünen Hängen mindestens ebenso beeindruckend) suchten wir uns ein Fischrestaurant, welches in Mäfjus lonely planet verzeichnet war. Wir waren die einzigen Gäste. Man servierte uns guten Fisch und Hühnchen. Erfreut über die Qualität des Essens, genossen wir jeden Bissen (dieses Essen sollte zu dem besten unserer Tour zählen). Touristen sahen wir kaum. Es schien, als zählte diese Stadt noch zu einem entlegenen Geheimtipp. Der Wirt des Restaurants bewunderte unser Vorhaben, über den La Farola (der Leuchtturm)-Pass mit dem Fahrrad zu fahren. Kopfschüttelnd und lachend begutachtete er unsere Räder. Dabei war uns einmal mehr aufgefallen, dass die Kubaner unsere Federgabeln bewunderten. Wir verließen den Ort am späten Nachmittag Richtung Süden. An einer Tankstelle am Wegesrand holten wir 4,5 Liter Wasser und 1,5 Liter Cola. Als ich draußen wartete, sprach ein Bettler zwei westliche Touristen in ihrem gemieteten Wagen an. Zu mir kam er nicht. Waren wir bereits assimiliert oder sahen wir zu erschöpft aus? Die Fahrt aus Baracoa war erneut durch das Bild von zahllosen Menschen am Wegesrand bestimmt, die zu Fuß nach Hause in die Stadt oder zu Freunden unterwegs waren. Die hinter den Bergen untergehende Sonne tauchte die Landschaft in ein angenehm warmes Licht. Für neun Kilometer konnten wir diese entspannte Idylle genießen. Dann sollte der Anstieg in das Gebirge beginnen. Nachdem wir Paso de Cuba passiert hatten, kamen zwei steile Rampen. Ich überholte eine Gruppe von Kindern. Wie gebannt starrten sie mich an. Ich arbeitete mich, nur wenig schneller als die Kinder, den Berg nach oben. Die greifbare Spannung in dieser Situation blieb mir in Erinnerung, denn das einzige nennenswerte Umgebungsgeräusch war mein hoher Puls gewesen. Leider schien es unmöglich, unentdeckt neben der Straße zu zelten. Zu wenig Platz boten die spärlichen Grünstreifen. Uns blieb nur die Flucht nach oben. Dies schien jedoch auch nur noch ein verzweifelter Versuch zu sein. Es war bereits dämmrig und in der Dunkelheit wäre die Suche keinesfalls einfacher geworden. In einer der zahlreichen Serpentinen erspähte ich eine kleine Wiese zwischen zwei Holzhütten. Ich konnte Mäfju überreden, die Einheimischen zu fragen, dort zu zelten. Ich traf die Herrin des Hauses an. Sie verstand mich nur vage, aber willigte ein. Wir errichten das Zelt und waren froh das alles problemlos zu klappen schien. Wir hatten aus einigen Reiseberichten erfahren, das es den Kubanern untersagt sei, Ausländer ohne eine Genehmigung (erhältlich gegen eine Gebühr und hohe Abgaben) aufzunehmen. In diesem Falle campten wir im Grenzgebiet zweier Grundstücke. Bis 18 Uhr hatten wir das Zelt errichtet und ich bewunderte noch den grandiosen Sternenhimmel. Im Laufe des Tages war es mir deutlich besser geworden. Durchfall hatte ich dennoch und verzichtete auf die sehr freundliche Einladung unserer Gastgeberin, die mit den Worten „Hola Amigos!“ eine warme Mahlzeit (Fleisch und frittierte Bananen) zu unserem Zelt brachte. Mäfju freute sich über seine große Portion und schlug kräftig zu. Während ich schon etwas im Schlafsack döste kamen noch eine Gruppe von Männern zu unserem Zelt. Diesmal musste Mäfju raus und hatte es mit den örtlichen Polizisten zu tun. Sie leuchteten mit einem Streichholz um Mäfjus Gesicht ausmachen zu können. Sie fragten, wohin wir wollen. Mäfju erklärte mit Händen und Füßen unsere Situation und schließlich hatten sie keinen Einwand – wir durften bleiben. Ob wir von den Sicherheitskräften entdeckt wurden oder ob die Gastgeber aus Vorsicht die Polizei gerufen hatten, können wir nicht sagen. Links von uns schaute man sehr laut Fernsehen, rechts hörte man die Polizei mit den Leuten sprechen. Wir hofften, das sie keinen Ärger bekommen. Erstaunlicherweise setzte Regen ein und das, obwohl es noch vor einer halben Stunde sternenklar gewesen war.

Statistik zum 04ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
80,64 km
Gesamtkilometer
307,66 km
Höhenmeter
805 (2397)
maximale Höhe
238 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
15,3 km/h
reine Fahrzeit
5:15:09 h
Start
8:35 Uhr
Ziel
17:40 Uhr
TopSpeed
50,1 km/h
Temperatur
22 - 231°C
Übernachtung
5 km nördlich des La Farola Pass
Übernachtungshöhe
238 über NN
Trinken


3,4 Liter Wasser
1,0 Liter Cola
0,5 Liter Limo
Stärkungen
Haribo, Ananas
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC
10 PC Restaurant
5 PC Einkauf


Tag 3 / Tag 5


bilder und texte sind urheberrechtlich geschützt © by conrad philipp 2003 - 2009