Kuba
Januar & Februar 2009
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Tag 9: 24.01.2009 am karibischen Meer bis nach Pilon


Diese Nacht hatte ich sehr unruhig geschlafen. Schuld waren sehr viele Geräusche in unmittelbarer Zeltnähe. Schweine, Esel und Hühner – alles kam in Frage. Mäfu hatte diese Geräusche „ausgeblendet“ und schlaf recht angenehm. Zum Sonnenaufgang waren wir munter und beobachteten das Schauspiel 6:50 Uhr bei absolut wolkenlosen Himmel. Die Wellen schlugen sanft auf den Steinstrand, der Wind wehte leise und die Sonne tauchte die in ein rotes Licht. Bereits gestern Morgen hatte Mäfju nachpumpen müssen. Auch heute stand er mit der Luftpumpe in der Hand vor seinem Rad. Nach intensiver Suche fand er einen weiteren Stachel und entfernte ihn fachgerecht. Gegen 9 Uhr kamen wir los und steckten noch einige Bilder und liebe Grüße an das Gartentor des Fischers von gestern Abend. Nur fünfhundert Meter nach diesem Etappenstart hatten wir Uvero erreicht. Hier hatten Fidels Mannen ihren ersten erfolgreichen bewaffneten Angriff auf Batistas Waffenlager durchgeführt. Das Unternehmen glückte und so befindet sich ein (für kubanische Verhältnisse) prächtiges Relief und eine von Palmen gesäumte Allee mit einem Springbrunnen zu Ehren dieses Ereignisses in der Ortschaft. Uvero war an diesem Samstagmorgen recht belebt. Lange verweilten wir jedoch nicht, denn die Küstenstraße nach Westen frohlockte uns. Wie sich am Nachmittag zeigen sollte, hätten wir mehr zu trinken kaufen sollen. Bis zum nächsten Ort nach Pilon waren es 80 Kilometer und wir hatten vier Liter dabei. Erst einmal fuhren wir jedoch unbeschwert bei strahlenden Sonnenschein auf der flachen und vom Meer und den Bergen eingegrenzten Straße. Mäfju hatte meine zweite Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 bekommen – und diese war auch wirklich notwendig gewesen. Auf den ersten 40 Kilometer war es flach gewesen (lediglich 70 Höhenmeter kamen zusammen). Wie bereits gestern machte die Fahrt viel Spaß und es ließen sich zahlreiche Fotomotive finden. Aufgrund der Bilder war ich etwas zurück gefallen, aber Mäfju wartete an dem Campingplatz La Mula auf mich. Dieser Campisimo war der einzige auf dieser Strecke und wurde auch in dem sehr zu empfehlenden Buch Bicycling Cuba (www.bicyclingcuba.com; siehe Tipps) erwähnt. Von dieser Übernachtungsmöglichkeit hat man auch einen perfekten Bild auf das Gebirge und seinen höchsten Berg – dem Pico Real del Turquin mit 1974 m und zugleich höchster Berg von Kuba. In diesem Gebirge hatten sich Fidels Unterstützer versteckt, von wo aus sie auch ihren revolutionären Aufstand planten. Nach einem größeren Anstieg bei Kilometer 45 machten wir bei einer herrlichen Bucht unsere Mittagspause. Während ich mich im Wasser erfrischte, besuchten uns zwei Uniformierte. Sie gaben sich mit einer kurzen Visite ohne Passkontrolle zufrieden und rückten ab, ehe ich etwas mit bekommen hatte, da sie da gewesen waren. Es ergab sich noch ein schönes Fotomotiv als zwei Fischer in unmittelbarer Nähe von uns, ihre Ausrüstung für die Fischjagd fertig machten. Beeindruckend waren ihre scharfen Harpunen. Der Besitz eines Bootes war verboten, denn dies hätte die Flucht von der Insel erleichtert.


Für die zweite Hälfte dieser Etappe galt es, die mehr als 50 Kilometer bis nach Pilon mit insgesamt 2,5 Liter Wasser zurück zu legen. Kein leichtes Unterfangen, immerhin war es immer noch sehr und die Temperatur lag bei über 30°C im Schatten. Der Schweiß lief mir bereits nach dem ersten Anstieg in Strömen über mein Gesicht. Ich ließ Mäfju ziehen, um meine Kraft besser dosieren zu können. Prompt hielt ein Fahrzeug und fragte mich auf Spanisch, ob ich etwas benötige. Ich antworte „Aqua“! Sie bemerkten sofort, das ich aus Deutschland kam. Die Frau als Beifahrin des Jeeps war schnell aus dem Wagen gestiegen und hatte den Kofferraum geöffnet. Die anderen drei Insassen unterhielten sich mit mir. Man spendete mir Wasser und eine eiskalte Coca Cola. Ich war überglücklich! Diese Situation blieb mir nachhaltig in Erinnerung; auch drei Monate später, während ich diesen Reisebericht verfasse. Die Cola leerte ich nach dem nächsten Hügel, weil Mäfju nicht auf mich gewartet hatte. Die Wasserflasche gab mir genügend Spielraum für die nächsten 30 Kilometer. Aufgrund einiger Hügel stieg die Höhenmeterstatistik für heute auf einen Wert über 600. Zudem mussten wir zwei knackige Anstiege bewältigen und eine Schotterpiste zurück legen. 15 Kilometer vor Pilon bog die Straße nach rechts (Norden) ins Landesinnere ab. Pauschaltouristen aus den in der Nähe gelegenen Hotels ließen sich in Pferdekutschen herum fahren. Kubaner hängten ihre Wäsche in den Vorgärten auf. Willkommen im kubanischen Alltag! Nun waren es nur noch wenige Kilometer bis zur nächsten Tankstelle und der Möglichkeit, Eis und Wasser zu kaufen. Die Landschaft war deutlich ausgetrockneter. Die Berge hatten wir deutlich hinter uns gelassen, sodass Pferde auf den ausladenden Weideflächen grasen konnten. Vorbei an drei Hotels (die sich sehr gut in die Landschaft integrierten) arbeitete ich mich weiter nach Norden. Ich weiß nicht wie ich diese Etappe ohne die unterstützende Wasserflasche hätte überstehen können. Mäfju wartete in Pilon auf mich. Er hatte erst an der örtlichen Tankstelle Wasser kaufen können. Dies sollte sich noch rächen. Für diesen Moment saß er freudig strahlend im Schatten und gönnte sich ein halbes Kilo Eis, Schokolade und eine Flasche Cola. Nachdem auch ich meine Jumbopackung Eis gegessen hatte, holten wir uns eine Fertigpizza. Einmal mehr wurde sie mit Plastikfolie erhitzt, welche vor dem Genuss entfernt werden musste. Praktisch war diese zumindest insofern, als das wir die Pizzen transportieren konnten und anschließend eine kalte, aber zumindest nicht mehr tief gefrorene, Pizza essen konnten. Eine Pizza oder das Sandwich von einem lokalen Stand hätten wir auf jeden Fall vorgezogen, nur fanden wir leider keinen vor. Wir verließen den Ort 16:30 Uhr und bauten wenig später das Zelt rechts neben der Straße auf einer Wiese auf, die sich auf einer Anhöhe befand und somit einen sehr guten Blick auf die umliegenden Berge und die Freifläche im Süd- Südwesten bot. Bei einem grandiosen Sternhimmel fanden wir nicht so schnell Schlaf und quatschten noch einige Zeit vor und in dem Zelt.

Statistik zum 09ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
98,07 km
Gesamtkilometer
739,46 km
Höhenmeter
646 (5195)
maximale Höhe
131 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
18,6 km/h
reine Fahrzeit
5:15:39 h
Start
9:00 Uhr
Ziel
17:20 Uhr
TopSpeed
50,5 km/h
Temperatur
22 - 33 °C
Übernachtung
2 km westlich von Pilon
Übernachtungshöhe
60 m über NN
Trinken



3,7 Liter Wasser
0,5 Liter Limo
0,4 Liter Coca Cola
0,5 Liter Cola
Stärkungen

Dextro
0,5 kg Eis
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC
7,5 PC für 4 Pizzen, Eis, Schokolade, Wasser, Cola und Limo

Tag 8 / Tag 10


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