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Tag 10: 25.01.2009 mit Schwächeanfall ins Landesinnere
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In der Nacht hatte es gestürmt, aber am Morgen war der Wind abgeflacht und wehte nur noch als leichte Meeresbrise. Mäfju hatte große Mühe aufzustehen und blieb ungewöhnlich lange im Bett. Auch verweigerte er, unsere leckere kalt gewordene Mikrowellenpizza. Er hatte mächtig Bauchschmerzen und keine Hunger. Schuld für die Schwächung war entweder ein Infekt oder der Mangel an Wasser, beziehungsweise die ungeschützt ausgelieferte Hitze des Vortages. Trotz seiner Beschwerden und einem weiteren Plattfuß bauten wir routiniert ab und kamen 8:35 Uhr los. Gleich nach dem Etappenstart führte die Straße bis auf 295 m Höhe was 250 Höhenmeter bedeutete. Mäfju konnte mich auch mit Magenschmerzen abhängen. Auf der Hochebene angekommen, hatte man einen schönen Rundblick. Die Strecke führte durch Palmenhaine und vorbei an verstreut liegenden Behausungen. Nach 13 Kilometern war ein noch im Bau (wahrscheinlich seit Jahren) befindlicher Streckenabschnitt passiert und Mäfju wartete abgekämpft am linken Straßenrand auf mich. Wieder zusammen radelten wir durch Sevilla Arriba. Ich machte einige Bilder und wurde von hinten angehupt. Es waren die Angehörigen der deutschen Botschaft, die mir bereits gestern Cola und Wasser geschenkt hatten. Heute hatte ich genügend Kraft smalltalk zu halten. Sie stoppten auch wenig später bei Mäfju und man sagte ihm „fragt in der deutschen Botschaft von Havanna nach Alfons“. Mein Vater fand seine mailadresse heraus und seine Handynummer war schnell organisiert. Bis Havanna sollten wir uns noch einige SMS schreiben. Ein Treffen in der Hauptstadt wurde versucht zu realisieren. Bei Kilometer 26 machte die Straße einen Rechtsknick und wir bekamen die volle Härte des Nordost-Passat zu spüren. Durch Mäfjus Schwächung kamen wir deutlich langsamer voran, denn ich musste die komplette Arbeit im Wind leisten. Interessante Fotomotive waren heute leider Mangelware, denn es war flach (Äcker, Zuckerrohrplantagen und Bananenstauden) ohne eine besondere Aussicht.
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Wir waren froh gewesen bei Kilometer 38 Medina Luna erreicht gehabt zu haben. Zu meiner Freude fanden wir einen Verkaufsstand, der Kuchen anbot. Mäfju zögerte noch wegen seines Magens, aber ich ließ mir die Kalorienbombe schmecken (zumal ein Stück nur einen Pesos = 4 Cent gekostet hatte). Da es Mäfju nicht besser ging, beschlossen wir gleich hinter der Ortschaft erneut zu stoppen. Zuvor fuhren wir über das Gelände einer still gelegten Fabrik. Viele Menschen hielten sich in dieser Region. Sie schienen ärmlich und etwas distanziert. Trotzdem halfen sie uns, den richtigen Weg raus aus dem Industriekomplex zu finden. Wieder zurück auf der Straße nach Osten befanden wir uns direkt auf einer Allee. Wir schafften es nicht, die 12 Kilometer bis zum Meer in einem Stück zu fahren. Mäfju musste sich unter einen Schatten spendenden Baum neben einem Zuckerrohrfeld hinlegen. Zu heftig schmerzte sein Magen. Ausnahmslos wurden wir von allen vorbeifahrenden angeschaut und teilweise gegrüßt. Zu ungewöhnlich schien unser Anblick für die Einheimischen. Nach einer halben Stunde beschloss er, trotz seiner Schmerzen weiter zu fahren. Der Gegenwind frischte nach der Allee auf und ich gab mein Bestes, Windschatten zu spenden. Das Meer hatten wir schließlich über einen Schotterweg erreicht. Mäfju lehnte sich an einen Baum und nickte weg. Ich sonnte mich ein wenig und wurde von zwei Kindern besucht, die mir eine Kokosnuss spalteten und anschließend reichten. Ich zeigte ihnen Fotos von unseren Freunden. Wenig später kam ihre Großmutter und holte ihre eigenen Familienphotos. Rührend waren die Bilder ihrer Hochzeit und ihres bereits verstorbenen Mannes. Eine Nachbarin bereicherte die Runde mit Briefen von Deutschen auf Kuba. Mäfju wachte auf und gesellte sich zu uns. Es war eines der Prägendsten Erinnerungen auf dieser Tour, weil die Eindrücke so unverfälscht und natürlich gewesen waren. Nur die Sprachbarriere setzte unserer Konversation leider Grenzen. Es fiel schwer, sich von diesen herzlichen Menschen zu trennen. Noch standen etwa 25 Kilometer auf dem Programm. Bei Gegenwind war diese Distanz leider kein Genuss. Mäfju hatte ein wenig Kraft getankt und konnte zumindest mein Tempo mit halten. Im Niemandsland auf neben unasphaltierten Straße bauten wir das Zelt am Abend auf. Leider hatten wir es heute nicht mehr geschafft, am Meer zu zelten. Bereits 18:20 Uhr hatte sich Mäfju mit warmen Kopf und Kopfschmerzen in seinen Schlafsack gemummelt. Ich war noch nicht müde, aber die Mücken zwangen mich, das Zelt zu schließen. Grillen zirpten, Hunde bellten. Wasser hatten wir kaum noch, aber dafür hatte ich zumindest keinen Hunger. Trotzdem sehnte ich mich nach einer Entspannung. In drei Tagen wollten wir einen Ruhetag einlegen...
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Statistik zum 10ten Tag
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Vormittag
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Nachmittag
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Tageskilometer
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83,49 km
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Gesamtkilometer
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822,95 km
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Höhenmeter
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394 (5591)
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maximale Höhe
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275 Meter
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Durchschnittsgeschwindigkeit
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17,3 km/h
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reine Fahrzeit
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4:49:21 h
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Start
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8:35 Uhr
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Ziel
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17:20 Uhr
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TopSpeed
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43,5 km/h
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Temperatur
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22 - 33 °C
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Übernachtung
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3 km südwestlich Manzanillo
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Übernachtungshöhe
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50 m über NN
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Trinken
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2,0 l Wasser
0,4 l Limo
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Stärkungen
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1 kg Eis
Kokosnuss
Snickers
Dextro
Orangen
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Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC
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2 Pesos Saft
6 Pesos Kuchen
4 PC Eis und Cola
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Tag 9 / Tag 11
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