Kuba
Januar & Februar 2009
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Tag 15: 30.01.2009 Matanzas und die Nordküste


Obwohl wir gestern 125 km gefahren waren, konnte ich nicht länger schlafen und wachte gegen 6 Uhr auf. Auch Mäfju war bereits munter und so begann ich die ersten zwei, meiner in Varadero gekauften, Postkarten zu schreiben. Bei einem Blick aus dem Zelt überraschte uns zäher Nebel, der sich jedoch eine Stunde nach Sonnenaufgang gegen 8 Uhr wieder verzogen hatte. Nachdem Mäfju zum vierten mal einen Flicken auf seinen Reifen gemacht hatte, konnten wir 9:10 Uhr bei strahlend blauem Himmel starten. Zuerst radelten wir die Halbinsel Punta Maya ab und wurden immer wieder von Rennradlern überholt. Kurz vor der Überfahrt zur CN-Autobahn am Ende der Halbinsel trafen wir rund 50 Rennradler, die letzte Instruktionen vor ihrem Wettkampf erhielten. Ein ungewöhnliches Bild, bedenkt man, dass fast alle Einheimischen hochwertige Räder besaßen. Wenige Kilometer auf der mäßig befahrenen Straße hatten wir Matanzas erreicht. In dieser Stadt mussten wir unsere Pesos-Kasse aufstocken und Convertible tauschen. In den letzten 10 Tagen hatten wir rund 20 Pesos Convertible (rund 19 Euro) ausgegeben (abgesehen von einer Übernachtung und einem Mittagessen in Santiago und der Busfahrt nach Santa Clara). Während wir auf der Suche nach einer Bank gewesen waren, kam uns ein rasant fahrendes Polizeiauto entgegen. Ich hatte schon geglaubt, man gibt uns eine Strafe, weil wir eine Einbahnstraße in die falsche Richtung gefahren sind. Tatsächlich gab es Unstimmigkeiten (vermutlich ein falsch ausgelöster Alarm) in jener Bank, in der wir schließlich unser Geld wechseln konnten. Nach dem vierten Anlauf hatten wir also eine Bank gefunden, die Convertible tauschte. Es schien offiziell möglich zu sein, auch wenn man mich mit großen Augen anschaute, als ich meinen 20 Convertible-Schein zum wechseln hin legte und sagte, das ich alle Tauschen möchte. Man gab mir ein Bündel von 450 Pesos zurück und wir hatten somit genügend Geld für die noch folgenden zehn Etappen. Als ich die Bank verließ, wurde Mäfju gerade von dem fünften Schlepper wegen einer Casa angequatscht. Teilweise waren wir genervt oder nur noch sarkastisch amüsiert. Manchmal zischte man uns auch nur entgegen, wobei wir dann selbst entscheiden konnten, welche Dienste man uns anbieten wollte. Uns war aufgefallen, dass die Stadt quirliger als Santiago war. Zudem waren die Leute besser gekleidet. Leider ließen wir die örtliche Kathedrale links liegen, um mit knurrenden Magen Pizzen und Refreco in der Nähe des örtlichen Hospitals zu organisieren. Es standen etliche Leute an und die Pizzen waren leicht versalzen, aber dafür mussten wir nun keinen Hunger mehr leiden. Gestärkt verließen wir das in einer Bucht gelegene Matanzas und waren überrascht, gleich hinter der Stadt auf einen 140 m hohen Hügel zu fahren. Die 4-spurige Straße (Autobahn CN) war mäßig befahren und ein Schild zählte aller zwei Kilometer die aktuelle Entfernung nach Havanna. Kurz hinter Matanzas waren es noch 90 Kilometer. Den Blick nach links ins Inland gerichtet sah man einige Berge, die im Gegenlicht leider keine guten Bilder ermöglichten. Im Norden zeigte sich immer wieder das Meer in einigen Kilometer Entfernung. Zwischen den Provinzen gibt jeweils einen Kontrollpunkt für die Autofahrer. Wir wurden durchgewinkt und konnten so kurz hinter einer Brücke den spektakulären Ausblick auf das üppig grüne Meer aus Bäumen und dem Ozean genießen. Bei Tageskilometer 44 pausierten wir und aßen mehr als ein Kilo Eis. Nach diesem erfrischenden Stop rollten wir bergab, vorbei an einer (Gas?)Fackel und einem heftig qualmenden Gras- und Krautwurzelstück, welches brandgerodet wurde. Anschließend wurde es noch einmal hügelig und ich cremte mich das zweite mal am heutigen Tag ein. Bei einem Straßenverkäufer mit einer Reihe Goldzähne konnte ich zwölf Minibananen für einen Pesos kaufen. Das war immer zwar doppelt so teuer wie an normalen Ständen, aber trotzdem noch sehr günstig. Es kam noch ein Hügel (Tagessumme: 335 Höhenmeter) und eine Abfahrt und schließlich hatten wir das Meer erreicht und gönnten uns eine einstündige Erfrischung in einer menschenleeren Bucht des Playa Jibacoa.


Während wir im Wasser entspannten, sahen wir eine dunkle Wolkenfront heranziehen. Es schien uns am geeignetesten, bis zum nächsten Ort, zu fahren und unsere Nahrungsmittelvorräte aufzustocken. Der Wind frischte auf und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis uns die Regenfront erreichen würde. Glücklicherweise schafften wir es noch, trocken bis zur Tankstelle von nach Santa Cruz zu kommen. Wir holten uns Wasser, Kekse und etwas Saft. Anschließen fragten wir uns in dem Örtchen Santa Cruz del Note nach einem Versorgungsstand durch. Diesen fanden wir nach einiger Suche und holten uns bei diesem Shop sechs Pizzen und einige Süßwaren. Der Wind war stark aufgefrischt und wir mussten ordentlich in die Pedale treten, um zumindest 18 km/h auf der Geraden zu schaffen. Zu unserer Linken lag ein hässliches Kraftwerk, aus dessen riesigen Schornstein eine schwarze Rauchwolke wehte. Außerdem sahen wir einige Schornsteine, bei denen Gas abgefackelt wurde. Im englischen Reisführer aus dem Jahre 2000 waren diese industriellen Einrichtungen noch nicht erwähnt. Ihr herunter gewirtschaftetes Äußeres deutete jedoch auf einige jahrezehnte lange Nutzung hin. 12 km westlich (bei Tageskilometer 80) von Santa Cruz del Note gaben wir entnervt auf. Der Wind wehte derart heftig, dass wir uns nur unter höchster Anstrengung vorwärts bewegen konnten. Es war eine Stunde vor Sonnenuntergang und eine Steigung führte die Autopista etwas ins Landesinnere. Wir nutzten dies und konnten zwischen mannshohen Kraut und Unterholz am Boca de Jaruco unser Zelt errichten. Die Zeltstelle war sehr gut gewesen, denn wir waren halbwegs windgeschützt und das Meer lag nur 50 Meter entfernt. Die Regenfront der letzten Stunden hatte nicht unsere Region erwischt, dafür zeichnete sich nun das Kraftwerk vor einem extrem dunklen Horizont ab. Ein Regenbogen direkt neben der Industrieanlage ließ die Szenerie zu einem unvergesslichen Anblick werden. „Es fehlt nur noch, dass Delphine aus dem Wasser springen“, meine Mäfju gut gelaunt. Die Windböen rissen heftig am Zelt, aber es war sicher im Boden verankert.

Statistik zum 15ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
Frühnebel
leicht bewölkt war es
Nachmittag


Tageskilometer
80,68 km
Gesamtkilometer
1209,07 km
Höhenmeter
335 (6309)
maximale Höhe
140 m
Durchschnittsgeschwindigkeit
17,9 km/h
reine Fahrzeit
4:30:10 h
Start
9:10 Uhr
Ziel
17:25 Uhr
TopSpeed
38,9 km/h
Temperatur
24 - 32 °C
Übernachtung


10 km westlich vom Boca de Jacura
Übernachtungshöhe
3 m
Trinken

1,5 Liter Wasser
0,5 Liter Saft
Stärkungen

Bananen, Kekse, Kuchen,
1 Kg Eis
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC


86 Pesos für 10 Pizzen, Kuchen, Saft
12 PC Wasser, Saft, Keske


Tag 14 / Tag 16


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