Kuba
Januar & Februar 2009
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Tag 20: 04.02.2009 Vollendung der Westschleife


Heute Morgen war es mit 7 °C recht frisch gewesen. Die Sonne am wolkenlosen Himmel erwärmte die Landschaft jedoch recht schnell, sodass wir bereits 9 Uhr mit kurzen Sachen diese Etappe starten konnten. Mäfju fuhr dennoch mit Ärmlingen, um einen weiteren Sonnenbrand zu umgehen. Auf den 12 Kilometern bis nach Mantua radelten wir durch ein nettes Wäldchen. Ich genoss die Fahrt und fuhr etwas langsamer. Mäfju musste deswegen 15 Minuten in Mantua auf mich warten und schrieb Postkarten auf einer steinernen Parkbank im Schatten einer Holzhütte. Ich organisierte uns sechs belegte Brötchen in der gegenüberliegenden Bar. Ich wartete zusammen mit drei Kubanern, die mich mit einem intensiven melancholischen aber interessierten Ausdruck beobachteten, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Nachdem wir die Semmeln verspeist hatten, schaute ich noch einmal zu dem Pizzastand um die Ecke. Nun war der Besitzer zurück und verkaufte mir zehn Pizzen für 2 Pesos Convertible (PC). Dies entspricht rund 50 Pesos. Er hätte diesen Tausch nicht eingehen müssen, denn normalerweise hätte man nicht mit PC bezahlen dürfen. Wir mussten jedoch mit den normalen Pesos haushalten, denn die nächste größere Bank würden wir wohl erst in drei Tagen in Havanna erreichen. Auf dem Kirchenvorplatz aßen wir zwei Pizzen und ich schaute mir das schick sanierte Kirche auch von innen an. Die örtliche Brotverkäuferin winkte mich zu sich, nachdem sie meinen interessierten Blick gesehen hatte. Leider meinte Mäfju, das wir dafür keine Zeit haben. Hinter Mantua führte die Straße 63 Kilometer ohne nennenswerte Siedlungen nach Nordosten zur Hafenstadt Santa Lucia. Nur fünf Kilometer hinter Mantua hatte Mäfju einen Platten und forderte mich auf, alleine weiter zu fahren, denn so will er langsam zu mir aufschließen, während ich entspannt Bilder machen könne. Daß er nur einen Flicken zur Verfügung hatte, schien für ihn dabei nicht weiter problematisch zu sein. Ich pedalierte also los und sah auf den folgenden 25 Kilometern einige verstreut liegende Hütten, die teilweise eine Siedlungsstruktur annahmen. Die Straße war ohne Asphalt und die tropischen Regengüsse hatten viele Rinnsäle erzeugt. Auch die schweren Autos leisteten ihren Beitrag und erschufen Schlaglöcher, die täglich tiefer und größer wurden. Der Gegenwind aus Norden zehrte an meinen Nerven und so ließ ich mir viel Zeit für Photos. Mäfju ließ dennoch auf sich warten. Bei dem Abzweig zum Meer nach Dimas war es kurz vor 13 Uhr und ich wartete unter einem Schatten spendeten Baum am Straßenrand. Hin und wieder kamen Schulkinder vorbei, die sich gerne fotografieren ließen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite warteten Einheimische auf ein Transportmittel. Nach mehr als einer halben Stunde kam Mäfju angeradelt. Nur 50 Meter nachdem er seinen Schlauch geflickt hatte, bekam er einen weiteren Platten. Da seine Flicken aufgebraucht waren, musste er einen neuen Schlauch benutzen. Da er sich kein drittes Loch leisten konnte, prüfte er den Mantel sehr intensiv. Ich gab ihm einige Ersatzflicken von mir und bei einer Pizza freuten wir uns, daß alles noch einmal gut ausgegangen war. Die folgende Landschaft bestand aus Kiefernwäldern und es war leicht hügelig. Gestärkt und frohen Mutes zog Mäfju alsbald weg und wartete nach 19 Kilometern bei einem Abzweig zum Meer auf mich. Auf diesem Teilstück gab es fast keine Siedlungen, aber zumindest war die Straße in besseren Zustand. Heute waren dafür die Hunde aggressiv und zweimal mussten ich mit vollen Krafteinsatz vor ihnen davon fahren.


Kurz vor Santa Lucia änderten wir den Plan und fuhren nicht zur Insel bei dem Ens. Nombre de Dios, sondern setzten aus Zeitgründen den Weg Richtung Havanna ohne diesen 22 Kilometer langen Umweg fort. Während der zwei Minuten Bedenkzeit kam ein Auto vorbei, welches sich gleich erkundigte, ob wir Hilfe benötigten. Wir aßen vier Stückchen Kuchen und tranken zwei Refreco an einem kleinen Stand hinter Santa Lucia. In Erinnerung blieb mir ein tiefschwarzer Kubaner mit einem Strohhut auf dessen vorderen Lenkerabschnitt ein kleines Mädchen saß. Ich schenkte ihnen ein Lächeln und beide ließen sich gerne von mir fotografieren. Gleich hinter unserem Versorgungsstand stieg die Straße mäßig aber stetig auf 13 Kilometern bis nach Minas de Matahambre an. In der örtlichen Bar holte ich zwei Brötchen und sechs leckere kubanische Kekse für einen Pesos das Stück. Mäfju holte uns drei Liter Wasser und 1,5 Liter Limo an der Tankstelle, während ich mein Hinterrad voll aufpumpen ließ. Ein Foto wollten die Angestellten nicht von sich, aber dafür ließ sich ein Polizist auf seinem ungewöhnlich PS-starken Motorrad fotografieren. Hinter Minas de Matahambre führte die Straße eine sehr steile Rampe bergan. Als Entschädigung hatten wir eine sensationelle Panoramasicht auf das Meer und die umliegenden Berge. Hier wäre ein idealer Ort zum zelten gewesen, wenn die Kubaner nicht einen Wachturm und eine Großantenne installiert hätten, welche das Gebiet für uns als militärisch sensibel auswies. Obwohl wir bisher nie Probleme mit den zelten gehabt hatten, wollten wir dieses Risiko nicht unbedingt eingehen. Genauso steil wie es bergan ging, konnten wir auf der anderen Seite rasant ins Tal rasen. Leider fanden wir auf den ersten Blick keine geeignete Zeltstelle neben der Straße, denn es war üppig grün und stark zugewuchert. Erst nach einem weiteren knackigen Anstieg, gekennzeichnet durch den Hinweis Curvas Peligrosas, konnte Mäfju einen Pfad ausmachen, der zu einer kleinen aber feinen Lichtung im Wald führte. Wir entschieden uns spontan, denn schon bald wurde es dunkel und mehr als 100 Kilometer waren zurück gelegt. Zum Abendbrot gab es Pizza, Kekse, Haribo und Limo. Da es am Abend bedeckt war, hatten wir nach dem Sonnenuntergang noch immer 16° C und konnten entspannt im Zelt lesen und schreiben.

Statistik zum 20ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
101,52 km
Gesamtkilometer
1765,29 km
Höhenmeter
740 (10155)
maximale Höhe
213 m
Durchschnittsgeschwindigkeit
16,8 km/h
reine Fahrzeit
6:02:29 h
Start
09:00 Uhr
Ziel
18:10 Uhr
TopSpeed
48,5 km/h
Temperatur
16 - 26 °C
Übernachtung

4 km südlich von Minas de Matahambre
Übernachtungshöhe
111 m
Trinken

1,5 Liter Wasser
0,5 Liter Limo
Stärkungen

3 Stück Kuchen, Kekse, Dextro
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC
8 Pesos Kekse
6 Pesos Kuchen
3 Pesos Refreco


Tag 19 / Tag 21


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