Portugal
Mai 2008
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Tag 3: 14.05.2008 (140 km): durch den Korkeichenwald bis sandigen Steilküste
meine Zeltstelle am Praia de Galle

Auch heute Nacht hatte ich ganz gut geschlafen. 7 Uhr stand ich auf und musste feststellen, dass es über Nacht zugezogen war. Ich versuchte dennoch einige Bilder zu machen, aber so richtig wollte sich die Sonne nicht durchsetzen. 8:25 Uhr kam ich dann los und musste die Schotterpiste zurück zur N261 fahren. Es ging wesentlich besser als noch am gestrigen Abend, was ich auf den erholsamen Schlaf zurück führte. Nach einer halben Stunde war ich wieder auf der „gelben Straße“. Ich ölte die Kette und fuhr vier Kilometer nach Süden. Ich entschied mich, ins Landesinnere abzubiegen, denn mein Reiseführer empfahl mir die Ortschaft Grandola zu besuchen. Sie war ein strategisch wichtiger Punkt der portugiesischen Revolution gewesen. Der 22 Kilometer Umweg sollte sich jedoch lohnen, denn ich konnte auf verkehrsberuhigten Straßen fahren. Die N261-2 wat hügelig und der höchste Punkt lag immerhin bei 279 m Höhe. Ich passierte die IC33 und hatte anschließend eine sehr schöne Abfahrt durch einen Eukalyptuswald hinunter nach Grandola. Im Ort angekommen sah es im Norden sehr nach Regen aus, während im Südosten die Sonne schien. Ich konnte ein kontrastreiches Bild des dunklen Himmels und der in der Sonne liegenden Häuser machen. Ansonsten verweilte ich nicht lange und machte lediglich ein Bild auf dem Marktplatz. Hier befand sich eine Statue der revolutionären Freiheitskämpfer. Für mich ging es weiter nach Südwesten auf der N120. Als es zu tröpfeln begann, stellte ich mich unter einen Baum und trank einen Schluck. Just in diesen Moment kam ein Mann auf seinen Fahrrad und fragte mich woher ich sei. Auch er kam aus Deutschland und lebte seit mehr als 20 Jahren in Portugal. Sein Haus befand sich nur wenige Kilometer entfernt und nach einem kurzen Gespräch, lud er mich zu sich ein. Das Grundstück hatte er entdeckt, als er mit dem Rad vorbei gekommen war. Sein erstes Haus hatte er selbst gebaut. Es war durch ein Feuer im Oktober 2003 abgebrannt aber mit Geldern der Caritas konnte er ein zweites errichten lassen. Die vierköpfige Familie Lemmer besaß zwei Hektar Land und nannte fünf Ziegen ihr eigen. Als Selbstversorger konnten sie die Kosten minimieren. Da sie keiner geregelten Arbeit nachgingen, verkaufte der Herr des Hauses selbst konstruierte Solaranlagen. Das reichte, um über die Runden zu kommen. Er redete viel und gab mir ein Mittagessen und führte mich auf seinem Anwesen herum. Ausgewandert sei er wegen des Reaktorunglücks in Tschernobyl und nach ein paar Jahren hatte er sich mit den Einheimischen arrangiert, auch wenn es schwer ist, an sie heran zu kommen, nennt er einige seine Freunde.

4 km Schotterpiste zwischen Praia de Galle und der N 261 Gewitterstimmung in Grandola Denkmal zur Ehre des Revolutionsführers in Grandola intakter Korkeichenwald westlich von Grandola in Abständen muss die Rinde der Korkeichen entfernt werden magere Überreste eines durch Feuer zerstörten Korkeichenwald südlich von Grandola
entspannte Fahrt bei gutem Wetter auf der N 120 Herr Lemmer in der Küche das Haus von Familie Lemmer aus Deutschland Herr Lemmer vor seinem neu errichteten Haus mit Solarschüsseln auf dem Grundstück der Familie Lemmer das Castell von Santiago de Cacem
römische Ausgrabungsstätte bei Santiago de Cacem die Kirche beim Castell von Santiago de Cacem auf dem Friedhof von Santiago de Cacem südlich von Santiago de Cacem wechselt die Landschaft von Bewaldung auf freie Felder der erste und einzige Tourenradler (aus D) während meiner Fahrt durch Portugal Kühe auf einer Blumen übersähten Weide westlich von Cercal
Landwirtschaft mit Minitraktor hier wird das Feld noch per Hand bestellt die grandiose Steilküsteam Carbo Sardao der Leuchturm des Carbo Sardao die grandiose Steilküsteam Carbo Sardao meine Zeltstelle am Praia da Zambujeira

12 Uhr zog ich weiter. Mittlerweile hatte sich die Sonne durchgesetzt und ich genoss die Fahrt auf der verkehrsamen Straße. Ein Korkwald in einem hügeligen Terrain bestimmte das Landschaftsbild. So machte ich etliche Höhenmeter (1232 waren es am Etappenende) obwohl es nie höher als 279 m hinaus ging. Von Grandola bis nach Santiago de Cacém waren es 25,5 Kilometer auf der N120. In Santiagi angekommen, schaute ich mir eine restaurierte Windmühle und eine (leider geschlossene) römische Ausgrabungsstätte von außen an. Der Ort besaß eine Festung, die sich auf einem Hügel befand. Ich radelte durch die engen Gassen der Altstadt und konnte nach einem letzten sehr steilen Stück den Ausblick auf die Landschaft genießen. Meine Route folgte der N120 nach Süden in Richtung Cercal. Es war erneut hügelig bei geringem Verkehr. Bei Tageskilometer 70 (Gesamtkilometer 240) traf ich den ersten (und bis Ende der Tour einzigen) Tourenradler. Es war ein Deutscher, der als Bildhauer in Frankreich lebt und sich eine kleine Auszeit gönnt. Er war ein lustiger und entspannter Typ. Leider fuhren wir in entgegengesetzte Richtungen ... Die Landschaft hatte sich von einem eher bewaldeten Typus zu offenen Weideflächen verwandelt. Trotz meiner relativen Höhe von gut 250 Metern, sah ich das Meer nicht; dabei befand es sich nur rund sechs Kilometer westlich von mir. Beim Abzweig in Lagoinha wechselte ich auf eine „weiße Straße“, welche mich vorbei an einigen Windrädern immer näher an die Küste führte. Auf den Äckern neben der Straße wurde Landwirtschaft mit kleinen Traktoren und teilweise sogar per Hand betrieben. Die Sonne lachte von einem wolkenlosen Himmel und ich hatte sogar etwas Rückenwind. Die kleinen Siedlungen mit ihren weiß getünchten Häusern boten in dem Sonnenschein einen sehr schönes Bild. Weiter nach Süden fahrend, standen auch etliche Viehherden auf den Feldern. Mein Ziel war der Cabo Sardao. Das Gebiet um einen Leuchtturm sollte mir eine schöne Zeltstelle bieten. Rund 120 Kilometer waren geschafft als ich den Leuchtturm erreichte. Seine vorgelagerte Steilküste war atemberaubend schön. Sicherheitsabsperrungen gab es nicht, deswegen wurde die Erkundung dieses Terrains zum kleinen Nervenkitzel. Da er weder auf meiner Landkarte noch in meinem Reiseführer als sehenswert benannt wurde, zählt diese Region scheinbar zu einem der wenigen Geheimtipps. Vor allem Einheimische schienen dieses Gebiet aufzusuchen um die Aussicht zu genießen. Leider war es schwierig, eine Zeltstelle zu finden. Ich war entweder voll einsehbar oder hätte Naturschutzabsperrungen überwinden müssen. Beides gefiel mir nicht besonders. Also entschied ich mich, noch einmal zwölf Kilometer nach Süden zu fahren und mein Glück bei der Praia de Zambujeira zu suchen. Notfalls gab es da einen Zeltplatz, aber das wilde Zelten würde ich vorziehen. Kurz vor der Ortschaft wurde ich noch von zwei Hunden gejagt, konnte aber auch eine schöne wilde Zeltstelle finden. In einem Dünenfeld bei einer Steilküste aus Sand war ich nicht von der Straße einsehbar und die Siedlung befand sich nur zwei Kilometer entfernt. Ich baute gleich auf und aß ordentlich. Gut 140 Kilometer in 7:20 Stunden waren die heutige Tagesleistung gewesen. Den Sonnenuntergang 20:35 Uhr erlebte ich wieder Tagebuch schreibend am Zelt.

Statistik zum 03ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag

leicht bewölkt war es
Vormittag


Tageskilometer
139,62 km
Gesamtkilometer
312,52 km
Höhenmeter
1232 (2291)
maximale Höhe
279 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
19,0 km/h
reine Fahrzeit
7:20:35 h
Start
8:25 Uhr
Ziel
19:50 Uhr
TopSpeed
48,2 km/h
Temperatur
15 - 25 °C
Übernachtung
kurz vor Zambujeira
Übernachtungshöhe
43 m über NN
Trinken

2,0 Liter Wasser
1,0 Liter Saft
Stärkungen

Snickers
Dextro
Ausgaben
9 € Einkauf

Tag 2 / Tag 4




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