Portugal
Mai 2008
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Tag 4: 15.05.2008 (156 km): die lange Etappe durch die Berge
die Steilküste am Praia de Zambujeira

In der Nacht hatte ich ganz gut geschlafen, nur mein Magen hatte etwas von dem vielen Abendbrot des Vorabends gegrummelt. Bevor ich startete, machte ich noch einige Bilder bei der nur wenige entfernt liegenden Steilküste. Bis zu meinem Start gegen 8:50 Uhr hatte mich nur ein einheimischer Angler gesehen. 8:30 Uhr hatte sich die Sonne durchgesetzt und es schien, erneut ein sehr schöner Tag zu erwarten. Heute standen die Berge auf dem Programm und gutes Wetter war dafür durchaus motivierend. Meine Route führte mich 7,5 Kilometer ins Landesinnere bis nach Sao Teotonio mit einem Anstieg bis auf 220 m Höhe. Anschließend bog ich links nach Norden ab und folgte der N120 für 11 Kilometer nach Norden. Der Verkehr war spürbar stärker aber im Vergleich zu den Ballungsraum um Lissabon vergleichsweise harmlos. Vier der elf Kilometer nach Odemira ging es bergab und der Wind kam von hinten. Es war leider deutlich zugezogen und in Odemira angekommen, zeigte sich die Sonne nur sehr kurz. Auf der Suche nach der N123 nach Osten musste ich mich im Ort durchfragen. Von der Hauptstraße abgekommen, war ich auf einen Hügel hoch gefahren, der sich als Sackgasse erwiesen hatte. In der 1000 Einwohner zählenden Gemeinde gab es sogar ein paar jüngere Leute. Ansonsten war es bezeichnend, wie gravierend es um die Vergreisung der ländlichen Gebiete in Portugal stand. Die N123 fuhr sich sehr gut, denn der Verkehr ging gegen Null (vier Autos auf 12,5 Kilometer). Die Sonne zeigte sich hin und wieder und ich stieg sanft in bewaldeten Gebiet bergauf. Auf einer Höhe von 240 Meter angekommen, vollzog sich ein Schwenker nach Süden, der auch eine sehr schöne Abfahrt beinhaltete. An den üppig bewachsenen Orangenbäumen konnte ich mir genügend Früchte abmachen und war somit gut versorgt. Ich wechselte auf die N266 bei Luzianes. Parallel der Eisenbahnstrecke fuhr ich 9,5 Kilometer nach Süden bis zum Weiler Santa Clara a Velha. Ich ließ mir von einem Mann mittleren Alters mit einem Fahrrad den Weg zu einen der größten Staudämme von Südportugal zeigen. Er lag nur fünf Kilometer östlich der Ortschaft und ich empfand den kleinen Umweg als angemessen. Es musste in dieser Region vor nicht allzu langer Zeit geregnet haben, denn die Straßen waren noch sehr nass gewesen.

meine Zelstelle am Praia de Zambujeira die Steilküste am Praia de Zambujeira Odemira Odemira Anstieg in die Sierra de Monchique leckere Früchte am Wegesrand; ein paar hatte ich mir als Samen mitgenommen
kurzer Einbruchsniederschlag bei Castelo: Unterschlupf fand ich in einem Bushäuschen weite Teile des Baumbestands in der Sierra de Monchique fiel dem Feuer zum Opfer (Höhe: ~ 500 m) traditionelles aber selten gewordenes Transportmittel in den Bergen ein besonderes Mikroklima um Monchique ermöglicht üppiges Wachstum auf 500 m Höhe auch Blumen gedeihen am Wegesrand in Hülle und Fülle der Regen in den Bergen zwingt mich zum pausieren
nach 157 km erreiche ich Carrapateira am Meer meine Zeltstelle am Praia da Bordeira

Als ich mich darüber freute, dem Regen scheinbar entgangen zu sein, setzte ein Schauer ein, der mich zwang meine Regenjacke drüber zu ziehen. Ich beeilte mich und fand unter einem Unterstand ein trockenes Plätzchen um Mittag zu essen. Fototechnisch gab das schlechte Wetter nichts her. Der Stausee lag unter einem einheitsgrauen Himmel, umrahmt von einigen Hügeln. Als sich der Regen gelegt hatte, fuhr ich zurück. Ich war gerade einmal neun Kilometer gefahren, als Nieselregen einsetzte, der sich sehr schnell in einen Starkregen verwandelte. Dieser Zwang mich, in einem Bushäuschen Unterschlupf zu finden. Da ich bereits gegessen hatte, holte ich mir die Biografie von Van Gogh heraus und las etwa eine halbe Stunde, bis sich der Regen gelegt hatte. Die Straße trocknete nur langsam ab und in den vor mir liegenden Bergen hingen tiefe dunkle Wolken. Sollte ich die einzige Bergetappe bei schlechten Wetter fahren müssen? Die Straße führte relativ ebenerdig neben dem Ribeira de Tramagueira entlang. Bei Nave Rdeona ging es dann jedoch unvermittelt und steil bergan. Letztlich hatte ich eine Maximalhöhe von 523 Metern erreicht und befand mich in der Serra de Monchique. Die umliegenden Berge waren teils stark gerodet und besaßen einen Maximalhöhe von rund 1000 Metern. Ab und zu sah ich versprengt liegende Dörfer an den Hängen. Aufgrund des schlechten Wetters pedalierte ich ohne weitere Pausen bis nach Monchique; die größte Stadt der Region. Hier holte ich Früchte, Postkarten, Briefmarken und Lebensmittel. Genau 100 Kilometer waren geschafft, als ich den Ort verließ. Ich wäre auch gerne länger geblieben, aber es gab keine Zeltmöglichkeit und meinen Beobachtungen zufolge schien besseres Wetter zu sein. Das waren noch gut 40 Kilometer aber ich hatte auch noch vier Stunden Zeit bis zum Sonnenuntergang. Kurz hinter Monchique fuhr ich nach Westen auf die N267. Ein besonderes Mikroklima der Region ermöglicht es, das viele Blumen und üppig beladene Zitronen- und Orangenbäume am Wegesrand wachsen. Bis Marmelete war die Straße gering befahren aber unerwartet wellig. Kurz hinter der Ortschaft zwang mich ein weiterer Schauer in ein Bushäuschen. Es hatte sich auf dieser Höhe merklich abgekühlt, sodass ich bei 12°C meinen Atem sah; und das Mitte Mai in Portugal! Erfreulicherweise hielt mich zumindest meine neue Regenjacke warm. Wenige Kilometer nach Marmelete ging es auf einer haarsträubend schlechten Straße bergab nach Aljezur. Der Asphalt war extrem rau und die Schlaglöcher sehr tief. Meine ursprünglich geplante Auffahrt auf dieser Straße wäre kein tolles Erlebnis gewesen. Aufgrund eines zweistelligen Neigungswinkels trat ich ordentlich in die Bremsen. Zum Glück hatte es während der Abfahrt nicht erneut geregnet. In Aljezur angekommen, befand ich mich noch immer auf 150 m Höhe. Zwischen mir und dem Meer lag noch ein weiterer Hügel. Nach 133 Kilometern war ich ausgepowert und gönnte mir eine kurze Pause zum Essen. Ich las im Reiseführer und studierte die Karte. Es ergaben sich zwei Möglichkeiten: entweder über den Hügel bis zur Steilküste oder weiter nach Süden, wo die Straße gemächlich abfallend bis zum Meer führte. Ich entschied mich für die Variante zwei, was jedoch auch noch einmal rund 20 Kilometer bedeutete. Für die Strecke hatte ich 90 Minuten bis zum Sonnenuntergang. Trotz der fortgeschrittenen Tageszeit war der Verkehr auf der „roten“ N120 sehr nervig. Ich war froh, nach 5,5 Kilometern auf die N268 ausweichen zu können. Der Verkehr wurde weniger aber es ging wellig weiter, sodass ich noch einmal auf eine Höhe von 320 Metern fuhr. Ich fuhr an der Grenze und freute mich riesig, dass ich auf den letzten sieben Kilometern vor meinem anvisierten Ziel bis auf Meeresniveau rollen konnte. Für das Tal mit seinen bewaldeten Hängen und den Eukalyptusbäumen hatte ich leider kaum einen Blick übrig. Mein Ziel war der Praia da Bordaia. Der Strand vorgelagert existierte noch eine Siedlung mit zahlreichen zweigeschossigen Sommerapartments. Zu dieser Jahreszeit schien der Ort jedoch wie ausgestorben. Ich verließ die N268 nach rechts und steuerte auf eine hohe Sanddüne zu. Bis zum Meer trennten mich noch 300 Meter, aber es existierte noch eine schöne Wiese hinter einen kleinen Düne. Bevor ich aufbauen konnte, redete ich noch mit zwei Deutschen Wohnmobilfahrerpärchen, welche seit einigen Wochen unterwegs sind. So hatte ich wieder Leute um mich herum und konnte entspannt aufbauen. Nachdem ich mich etwas gewaschen und gegessen hatte, kam einer der vier zu mir und fragte mich ob ich Abendbrot mit ihnen Essen würde unf einen Tee trinken möchte. Ich war sehr müde und deswegen verschoben wir die Einladung auf das morgige Frühstück 8 Uhr. Ich war sehr glücklich, dass alles so gut geklappt hatte. Seit 19 Uhr hatte es nicht mehr geregnet auch wenn sich nicht voraussagen ließ wie das Wetter werden würde, war ich guter Hoffnung. Mit 156 Kilometer, mehr als 8 Stunden im Sattel und 2322 Höhenmetern, zählte diese Etappe zu meinen anspruchsvollsten; und die trotz der widrigen Bedingungen. Gegen 22 Uhr fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Statistik zum 04ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
156,44 km
Gesamtkilometer
468,96 km
Höhenmeter
2322 (4613)
maximale Höhe
523 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
19,1 km/h
reine Fahrzeit
8:10:09 h
Start
8:50 Uhr
Ziel
20:20 Uhr
TopSpeed
51,5 km/h
Temperatur
12 - 23°C
Übernachtung
Braia da Pardaia
Übernachtungshöhe
5 über NN
Trinken


2,5 Liter Wasser
1,0 Liter Limo
0,5 Liter Saft
Stärkungen


1 Mars
Dextro
Kekse
Ausgaben

14 € Postkarten
7 € Einkauf

Tag 3 / Tag 5




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