Neuseeland
Dezember bis März 2007/2008
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Tag 19: 28.01.2008: viel Rückenwind und ein gelungener Etappenabschluss


In der Nacht hatte ich äußerst schlecht geschlafen. Schuld war zum einen die laute Brandung um zum anderen der harte Untergrund gewesen. Da es verboten war, am Strand zu schlafen und da dieser gut einsehbar war, hatten wir unsere Zelte in einer Windschutzhütte aufgebaut. Mäfju weckte mich kurz nach 8 Uhr. Da wir kein Frühstück hatten, kamen wir bereits 9 Uhr los und radelten nach Riverton, wo wir auf einen Supermarkt hofften. Leider war es bedeckt und frisch, aber zumindest hatte sich der nervige Gegenwind des Vortages gelegt. Da wir uns gleich nach dem Start 100 Höhenmeter nach oben arbeiten durften, kamen wir mit unseren Windjacken ins Schwitzen, sodass wir auf der anschließenden Abfahrt etwas froren. Die Einfahrt nach Riverton war sehenswert, denn das Städtchen erstreckte sich auf zwei Seiten einer Bucht. Getrennt waren jene Stadtteile durch eine Brücke, welche wir nach rund 11 Kilometern passiert hatten. Diesmal erledigte Mäfju den Einkauf, während ich draußen wartete und das Kleinstadtleben beobachtete. Nachdem Mäfju wieder draußen war, aßen wir Frühstück vor dem Supermarkt und freuten uns, dass ein leichter Wind die Wolken weg schob. Noch ein kurzer Fotostop verließen wir 10:45 Uhr eine der ältesten Städte Neuseelands in Richtung Osten. Die 99 war auf dem 39 Kilometer langen Abschnitt nach Invercargill topfeben aber ohne etwas nennenswert Sehenswertes (abgesehen von Schafherden). Der Wind stand günstig und wehte leicht aber stetig aus Nordwesten; also Rückenwind! Mit einem hohen Schnitt von mehr als 25 km/h erreichten bei rund Tageskilometer 50 Invercargill. Sie bildet die südlichste Stadt des Landes. Wir hatten vermutet dass sie, ähnlich wie das Umfeld, eine Arbeiterstadt sei, aber dem war nicht so. Mit einer Uni und einigen Parks machte sie einiges her. Zudem schien die Sonne nun von einem azurblauen Himmel bei 25 °C. Wir suchten zuerst ein I-Net auf, damit Mäfju seine Digicambilder auf seinen Stick ziehen konnte. Nachdem auch alle mails beantwortet waren, kamen wir 13:30 Uhr los und machten anschließend unsere Mittagspause unter den Schatten spendenden Baum einer Parkanlage. Es war bereits 15:15 Uhr als wir unsere ausgedehnte Pause beenden und weiter fuhren.


Der Reiseführer versprach eine eintönige Landschaft und damit hatte er recht. Es war topfeben, das Meer lag außer Sichtweite und wir sahen lediglich Felder und Schafe. Schnell war auch der Abzweig nach Bluff (südlichste Siedlung der Südinsel) passiert. Von dort hätte man mit der Fähre über die Foveauxstraße auf die Stewart-Insel fahren können. Diese Insel ist bekannt für ihre einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Da wir nun ordentlichen Rückenwind hatten, konnten wir mühelos mehr als 30 km/h fahren. Bei Kilometer 80 machten wir eine Pause auf dem (offiziell ausgewiesenen) Klo der örtlichen Schule von Gorge Road. Mäfju hatte sich in den Kopf gesetzt, den schnellsten Schnitt unserer Tourgeschichte zu fahren. Schlecht standen die Chancen nicht, denn der Wind wehte weiter aus einer günstigen Richtung und das Profil blieb weiterhin flach. Im Eifer des Gefechts zog er erst einmal weg. Kurz vor Fortrose wartete er aufgrund einer Schwindelattacke auf mich. Er trank erstmals an diesem Tage einen großen Schluck und aß seine gesamten Kekse. Ich wartete wenig später auf ihn und war froh, dass es ihm nach dem kleinen Kalorienschub wieder besser ging. Bei rund 100 Kilometern war Fortrose erreicht und wir verließen die 92 nach rechts, um weiter auf einer kleineren Straße zu fahren. Sie bot einige Highlights. Am Wegesrand sollten wir Ausblick auf die Stelle des größten zivilen Schiffsunglücks (200 Tote) bekommen und zudem sollte es möglich sein, Seelöwen direkt am Strand zu beobachten. Die Straße war nur sehr gering befahren und wurde leicht wellig. Mäfju gab weiter Gas, denn noch hatte er den Rekordschnitt nicht abgeschrieben. Ich fiel zurück, aber bis zu unserem Ziel am Leuchtturm des Waipapa Point waren es nur noch wenige Kilometer. Der Himmel hatte sich deutlich zugezogen und in einiger Entfernung schien es bereits zu regnen. Auf den letzten vier Kilometern zum Etappenziel wurden Mäfjus Hoffnungen zunichte gemacht: eine tiefe Schotterpiste war daran Schuld gewesen. Trotzdem konnte er auf den 116 Tagesilometern eine Geschwindigkeit von 24,86 km/h fahren (meiner lag bei 24,60 km/h) und damit platzierten wir uns im vordersten Feld unserer schnellsten Etappen. Das Gebiet um den Leuchtturm ermöglichte den Zeltaufbau, auch wenn etliche Schafe in unmittelbarer Nähe weideten. Wir machten uns recht schnell an den Zeltaufbau, denn die Regenwolken kamen bedrohlich näher. Zudem war Wind aufgefrischt und erschwerte den Aufbau erheblich. Kurz bevor wir fertig waren, begann es zu regnen. Ehe wir alles verstaut hatten, hatte Starkregen eingesetzt. Wir waren froh, in unseren Zelten zu stecken, als das Unwetter über uns drüber zog. Selbst Gespräche waren von Zelt zu Zelt nicht möglich, so heftig wehte es. Als der Sturm etwas nachgelassen hatte, lief jemand um unsere Zelt und rief „Hallo“. Wir reagierten nicht, denn wir befürchteten einmal mehr vertrieben zu werden. Nach dem zweiten „Hallo“ machte ich dann doch auf. Wir erhielten keinen Anschiss, sondern eine Einladung von einem netten Herrn aus der Pfalz zum Abendbrot. Gerne nahmen wir an und suchten panisch nach möglichst geruchneutralen Sachen. Nach ein paar Minuten wurden wir fündig, liefen rüber zum Wohnmobil. Dort servierte man uns Kartoffeln mit Ei und Tomatensalat. Für uns war es das erste warme Essen seit Queenstown (vor 650 km). Wir unterhielten uns sehr gut mit dem netten Pärchen. Draußen wehte ein halber Orkan und brachte auch das Wohnmobil ins Wanken. Wir hofften nur, dass den Zelten nicht passieren würde. Nach dem leckeren Essen kam sogar ein Regenbogen raus. Da unsere Gastgeber auch gerne Fotos machen, war es kein Problem, die Situation zu nutzen und gemeinsam das Naturschauspiel abzulichten. Der Kontrast war einmalig und das Licht absolut sehenswert. Als Mäfju seine Kamera holen wollte, sah er, dass es bei ihm stark rein geregnet hatte. Für ihn war nun Wischen, Trocknen und Sauber machen angesagt, während ich meinen Film fertig fotografierte. Ich verabschiedete mich herzlich bei den Leuten und schaute zu meinem Zelt. Es hatte meine im Vorzelt gelegenen Seesäcke einige Meter weit geweht, aber ich fand sie recht schnell wieder. Anschließend legte ich mich in den Schlafsack und schrieb Postkarten sowie Tagebuch. Auch wenn es bis zum späten Nachmittag nicht so schien, wurde auch diese Etappe doch noch sehr erlebnisreich.





Statistik zum 19ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Rückenwind!!!
Nachmittag

Tageskilometer
116,04 km
Gesamtkilometer
1801,50 km
Höhenmeter
365 m
maximale Höhe
134 m
Durchschnittsgeschwindigkeit
24,6 km/h
reine Fahrzeit
4:43:10 h
Start
09:10 Uhr
Ziel
18:30 Uhr
TopSpeed
52,6 km/h
Temperatur
16 - 32 °C
Übernachtung

Leuchtturm bei Fortrose
Übernachtungshöhe
10 m
Trinken

2,0 l Wasser
0,5 l Limo
Stärkungen
Eis, Kekse
Ausgaben


20 NZ-$ Inet + Briefmarken
4 NZ-$ Einkauf


Tag 18 / Tag 20


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