Tag 5: 19.07.2006 (76 km): Unwetter auf dem Aubisque

die Anfahrt zum Col d´ Aubisque

In dieser Nacht war mir etwas mulmig gewesen. Gegen 1 Uhr weckte uns ein heftiger Druckausgleichswind. Wir spannten das Zelt noch einmal großzügig nach und hofften, dass es nicht herein regnen würde. Gegen 1:30 Uhr wurde der Wind noch heftiger. Es folgten zahlreiche Blitze. Bei dem 90ten hörte ich auf zu zählen und schlief weiter. 2 Uhr kam noch ein kurzer Schauer, der aber nicht weiter bedenklich für uns war. 7 Uhr klingelte Mäfjus Wecker und wir pellten uns aus den Schlafsäcken. Es war zwar wolkig, aber mit 18°C bereits angenehm warm. Nach der Morgenwäsche und dem Frühstück kamen wir dann 9:30 Uhr weg. Mittlerweile war auch die Sonne über die Berge gestiegen und wechselte sich mit den Wolken am Himmel ab. Für uns stand heute zuerst der 1709 Meter Hohe Col d´ Aubisque auf dem Programm. Da wir uns am Start bereits auf 450 Höhenmetern befanden, waren es nur noch knapp 1150 Höhenmeter bis zum Pass.

die Kirche von Eaux-Bonnes
auf jeden Kilometer zum Gipfel kommt ein solches Schild

alle Pässe auf unserer heutigen Etappe sind geöffnet

der Blick ins Tal nach Eaux-Bonnes

Höchststeigungen von 13 % brachten uns ordentkich ins Schwitzen

Gleich hinter dem Zeltplatz kam eine Ortschaft, von der wir dann stetig bergan fuhren. Jeder fuhr seine Geschwindigkeit, um nicht zu überpowern. Nach einem Kilometer war Mäfju außer Sichtweite. Die Straße führte durch ein üppig bewachsenes Tal und stieg zu Beginn nur mit moderaten 4% an. Einzig die Bremsen nervten auf den ersten Kilometern. Den Tieren schien unsere Geschwindigkeit nichts auszumachen. Immer wieder versuchten sie, auf uns zu landen und uns zu stechen. Da half nur wildes Gefuchtel und schneller fahren. Ab und zu überholten uns auch ein paar Rennradler, aber es schien nicht die Massen hier hoch zu ziehen. Der Autoverkehr hielt sich glücklicherweise auch in Grenzen. Nach wenigen Kilometern hatten wir Eaux-Bonnes erreicht. Ab hier ging es steiler bergan. Immer wieder zeigten sich links der Straße lohnenswerte Ausblicke. Leider war es wolkig, sodass die Sonne unser Tal immer noch nicht bescheinen konnte. Ein Vorteil war aber, dass uns nicht so heiß war und wir weniger Wasser verbrauchten. Trotz sparsamer Einteilung, hatte ich vier Kilometer vor dem Pass nichts mehr zu trinken. Im Wintersportort Gourette hatte man aber die Möglichkeit, einkaufen zu gehen. Ich entschied mich für die kostenlose Quelle am Wegesrand. Hier konnte ich meine beiden Trinkflaschen auffüllen und mich anschließend auf die letzten Kilometer machen. Rechts der Straße sah man den Pic de Ger sehr schön in der Sonne liegen. Nachdem ich über die Waldgrenze gefahren war konnte man noch JAN JAN JAN auf der Straße lesen. Vor wenigen Jahren war, die Tour de France diese Straße gefahren. Mit einigen aufmunternden Zurufen von Touristen aus ihren Autos, spulte ich die letzten Kilometer bis zum Pass ab.

Conrad nach 30 Minuten Fahrt bergan

Idyllische Wiese neben der Straße

der Skiort Gourette

spätestens hier kommt man ab November nicht weiter
Zeugen der Tour de France

Gebirgsmassiv zu unserer Rechten

die Straßenbegrenzung war nicht gerade hoch

Gourette und die ihm umliegenden Berge

Schafe kurz vor dem Col d´ Aubisque

Interessanterweise hatte sich die Vegetation innerhalb von wenigen Minuten sehr stark verändert. Nun dominierten Strauch- und Buschland die Umgebung. Bis auf eine kleine Schafherde schienen die Wiesen ungenutzt. Ich hatte während des Anstiegs zwei Liter getrunken und einen Apfel und eine Aprikose gegessen und fühlte mich deswegen am Col d´ Aubisque sehr wohl. Mäfju hatte sich bereits früh abgesetzt und hatte mir auf der gesamten Fahrt 15 Minuten abgenommen. Ich hatte 2:15 Stunden vom Zeltplatz bis zum Pass benötigt. Wir suchten uns dann einen netten Wiesenabschnitt und aßen Mittag. Das Pyrenäen-Panorama lag direkt vor uns. Die Sonne brannte auch wieder ordentlich runter, sodass ich mein Radtrikot ausziehen konnte. Als uns noch wilde Pferde besuchten, war die Idylle perfekt. Nachdem wir so eine halbe Stunde genossen hatten, sahen wir 13:30 Uhr dunkle Wolken im Nordwesten. Sie kamen schnell näher und der Wind frischte merklich auf. Erst überlegten wir, die Abfahrt noch schnell in Angriff zu nehmen, aber als die schwarze Wand immer größer wurde, entschieden wir uns lieber in der sicheren Pass-Berghütte zu bleiben.

Mäfju nimmt einen tiefen Schluck am Col d´ Aubisque

Conrad und Mäfju habens geschafft !!!

Pferde auf der Alm beim Col d´ Aubisque

Conrad holt sündhaft teure Cola aus der Kneipe

Wir räumten unser Gepäck in die Hütte und als ich in einer zweiten Runde meine restlichen Sachen holte zuckten bereits Blitze über den Himmel. Es war allerhöchste Eisenbahn, eine sichere Unterstelle aufzusuchen. Binnen weniger Minuten war der Himmel komplett schwarz und wir waren froh, Unterschlupf in einem Souvenirladen aus Stein gefunden zu haben. Keine fünf Minuten später begann es heftig zu regnen und zu stürmen. Es war unglaublich, wie schnell das Wetter umgeschlagen war! Wir kauften uns Postkarten und überbrückten die Wartepause mit Schreiben. Draußen war die Fernsicht gleich Null. Nach zwei Stunden war das Unwetter vorbei. So trauten wir uns 15 Uhr wieder vor die Tür. Es hatte sich um mehr als 15°C abgekühlt. Nun waren es nur noch 10°C. Wir mussten uns nicht nur Regensachen, sondern auch dicke Sachen anziehen.

Regengebiet aus Südwesten
Mäfju räumt alles schnell zusammen

Unwetter am Col d´ Aubisque

während unserer unfreiwilligen Pause schreiben wir Postkarten

nach dem Regen war es kalt

Conrad in (fast) voller Regenmontur

Zum nächsten Pass – dem Col de Soulur - war es nur eine gute Stunde Fahrtzeit, deswegen machten wir uns trotz der regennassen Straße auf den Weg und fuhren mit größter Vorsicht die Abfahrt. Es ging immerhin 500 Höhenmeter nach unten. Anschließend mussten wir wieder 200 Höhenmeter nach oben fahren. Die Ausblicke waren grandios und schon bald kam die Sonne raus, sodass wir unsere Sachen wechseln konnten. Zusammen radelten wir dann zum Pass. Hier oben gab es wieder eine Berghütte und einen grandiosen Blick auf die Berge. Anschließend konnten wir elf Kilometer ins Tal nach Auc fahren.

Mäfju auf dem Weg zum Col de Soulur
einer der unbeleuchteten Tunnel
nachdem die Sonne raus kommt wird es heiß
... sodass sich Conrad schnell umzieht

der Blick auf die Berge beim Col de Soulur

die in den Fels geschlagene Straße zum Col de Soulur

Gletscherzeugen beim Col de Soulur

nun beginnt die 11 km lange Abfahrt nach Auc

Nach weiteren neun Kilometern hatten wir Argles-Gazost erreicht und konnten einkaufen gehen. Nun war es 18 Uhr. Die folgende Straße (D921) war sehr flach und führte bis nach Soulum. Wir wählten schon bald den Abzweig ins Tal zum Tourmalet. Es war schon ein tolles Gefühl, den ersten Wegweiser zu unserem Tourdach zu sehen. In dem relativ engen Tal machten wir bei einem Fluss Pause und aßen unser Baguette. Zwar mussten wir noch ein Stück fahren, aber somit hatten wir genügend Power und die Sonne schien sehr angenehm von einem azurblauen Himmel, sodass sich diese Pause mehr als anbot. Auf dem folgenden Abschnitt bis nach Luz St. Soveur ging es wellig weiter.

Conrad beim verspäteten Mittagessen



ersmals hatten wir das Dach unserer Tour vor Augen

Links und rechts der Straße ragten die hohen Berge empor und es blieb nur noch wenig Platz für die Straße und den Fluss. Wir radelten durch die Ortschaft, aber wählten nicht den örtlichen Campingplatz, denn wir hatten noch Lust, etwas weiter zu fahren. Zudem hatten wir große Hoffnung, noch eine freie Wiese zu finden. Zudem hatten wir beide noch genügend Power, um bis auf 886 Höhenmeter zu fahren. Zwar war kein Campingplatz in Aussicht, dafür wählten wir eine große Wiese am rechten Wegesrand. Nach kurzer Inspektion fand Mäfju eine Mulde von der wir auch nur schwer von der Straße auszumachen waren. Gegen 20 Uhr bauten wir unser Zelt auf. Vergeblich suchten wir aber nach einer Möglichkeit, uns zu waschen. Einzig eine kleine Bergquelle ermöglichte es, unser Gesicht und die Füße zu reinigen. Während des Abendbrots sahen wir schon die ersten Blitze am Himmel. Wie bereits am Abend zuvor und am heutigen Mittag drückte ein Wärmegewitter über die Berge. Wir sicherten noch einmal alle Heringe und spannten das Zelt fest ab. 22 Uhr brach das Unwetter über uns herein. Helle Blitze und kräftiger Regen versüßten uns den Abend. Erst gegen 22:45 Uhr fand ich Schlaf.

während des Aufstieg zum Tourmalet campten wir wild auf einer Wiese

Statistik zum 05ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
75,67 km
Gesamtkilometer
446,15 km
Höhenmeter
1864 (7065)
maximale Höhe
1666 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
15,3 km/h
reine Fahrzeit
4:56:28 h (25:38:25 h)
Start
9:30 Uhr
Ziel
20:15 Uhr
TopSpeed
54,2 km/h
Temperatur
10 - 33 °C
Übernachtung
Wiese am Fuße des Tourmalet
Übernachtungshöhe
886 m über NN
Trinken


2,4 Liter Wasser
1,0 Liter Cola
0,5 Liter Saft
Stärkungen
1 Tüte Haribo
Ausgaben
7,5 Euro für Einkauf

Tag 4 / Tag 6


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