Tag 4: 20.07.2003 (164 km): die Rekordfahrt bis nach Koblenz
Wir hatten eine ruhige Nacht unter freiem Himmel verbracht. Geregnet hatte es nicht und so wurde keiner von oben nass. Ich bin gegen 7:30 Uhr aufgewacht und fotografierte bei sehr warmen Morgenlicht die Landschaft. Kurz nach 8 Uhr ist dann Mäfju und Nico aufgestanden und wir konnten frühstücken. Wir checkten noch einmal die Karte und bauten das Zelt ab, bepackten unsere Fahrräder und fuhren dann 10:20 Uhr los.

unsere Campingwiese
nette Reflexion in der Lahn
ein Boot des Bootsverleih
Kartenstudie nach dem Frühstück

Es war bereits jetzt schon sehr warm. Wir folgten dem Radweg an der Lahn und erreichten Bad Ems gegen Mittag. 400 Tourkilometer waren geschafft! Der Weg war wellig, denn er führte immer wieder etwas weg vom Fluss, hin zu den Hängen am Rande des Flussgebietes. Es war Sonntag und wir konnten uns nur durch Tankstellen versorgen. Die Hitze war extrem und am Ende des Tages hatte ich 7 Liter getrunken. Mäfju und Nico hatten Probleme mit ihrem harten Sattel. Ihre Gesäßschmerzen hatte ich zum Glück nicht. Mir schmerzte die linke Hand. Vermutlich waren die neuen Lenkerhörnchen schuld. Ich biss die Zähne zusammen und hoffte, dass der Schmerz irgendwann nachläßt.

Mäfju auf einer Brücke
Personenschifffahrt hat Vorrang!

Uns wurde die Fahrt an der Ems eintönig und wir bemerkten, dass der mäanderförmige Fluss unsere Fahrt deutlich verlängerte. Wir suchten auf der Karte nach einem besseren Weg. Die Straße sollte aus dem Lahntal herausführen, damit wir dann über die offene Landschaft schneller vorankommen. Ein solcher Weg war relativ schnell gefunden, führte aber zuerst einmal hinauf auf einen Berg. Es war sehr anstrengend und die Hitze war unbeschreiblich. Oben angekommen bemerkten wir, dass die Straße sich in eine Autostraße vergrößerte. Hier durften wir nicht fahren und so blieb uns nichts anderes übrig als den Berg wieder runter zu fahren. Nico war demoralisiert, aber solche Fehler passieren halt. Im Lahntal wieder angekommen, fuhren wir eine halbe Stunde weiter mit dem Fluss. An einer Ortschaft kehrten wir ein uns aßen ein Eis. Im Umkreis von zwei Metern saß kein anderer Gast. Der Grund dafür war der Geruch unseres Körpers und der darauf klebenden Sachen.

lecker Eis
... und ein schönes Fachwerkhaus

Einige Kilometer außerhalb des Ortes versuchten wir erneut die Lahn zu verlassen. Wieder mussten wir einen Berg hinauf, erneut waren es mehr als 300 Höhenmeter und oben angekommen stellten wir wieder fest, dass es keinen vernünftigen Weg gibt. Also sind wir wieder zur Lahn runtergefahren. Bei der rasanten Abfahrt verlor ich eine Plastiktrinkflasche. Nico war direkt hinter mir und ist zum Glück nicht drüber gefahren. Wir beschlossen, nun an der Lahn bis nach Koblenz zu fahren. Der Radweg war zwar angenehm zu fahren, zog sich jedoch hin. Mittlerweile hatten sich dunkle Gewitterwolken über uns verdichtet und gegen 16 Uhr ergoss sich ein kräftiger Schauer. Wir stellten uns unter und genossen die Abkühlung – es war der erste Regen seit 70 Stunden. Nach zwanzig Minuten war der Schauer zu Ende und wir radelten etwa zwanzig Meter. Weiter kamen wir nicht, denn Nico hatte einen Platten im Hinterrad.

wir stellen uns unter
Nico erfrischt sich
Er baute sein gesamtes Gepäck ab und Mäfju fand das Loch nach zwei Minuten suche. Dieses tapte er und nach 15 Minuten war der Reifen geflickt und das Fahrrad wieder bepackt. Noch eine Stunde sind wir an der Lahn entlang gefahren, bis wir an eine Tankstelle kamen und wieder Getränke kauften. Nun hatten wir auch die 500 Kilometermarke geknackt. An der Tankstelle kamen wir mit Rennradlern aus Koblenz ins Gespräch. Sie hatten einen Ausflug gemacht und fuhren nun die gleiche Straße wie wir.
der erste Plattfuß
Mäfju packte der Ehrgeiz und er wollte ihren Windschatten nutzen, um die verlorene Zeit wieder gut zu machen. Nico und ich blieben im Windschatten von Mäfju. Das Tempo wurde immer höher und pegelte sich dann bei 47 km/h ein. Nico konnte das Tempo nach vier Kilometern nicht mithalten und er fiel zurück. Ich hatte größte Probleme, mich im Windschatten von Mäfju zu halten. Drei Kilometer vor Koblenz hatte ich keine Kraft mehr und verringerte mein Tempo auf 35 km/h. Nur Mäfju blieb an ihnen dran, wartete dann aber kurz vor Koblenz auf Nico und mich. Ich war extrem durchgeschwitzt und war so nass, als ob ich in einem Platzregen gekommen wäre.
nicht Regen sondern Schweiß!
Mäfju am Rhein
ein Denkmahl vom Wilhelm
Nachdem Nico auch eingetroffen war sind wir dann nach Koblenz reingefahren. Wir fuhren dann zum Vater Rhein und erreichten gegen 19 Uhr das deutsche Eck wo Rhein und Mosel zusammen fließen. Hier hatte Mäfju, Charly, Robert und Max ihre Fahrradtour im Jahre 2001 gestartet. Wir ruhten uns kurz aus und wurden von einem Paar aus Jena angesprochen die uns in der Zeitung gesehen hatten (die OTZ veröffentlichte bei unserem Start ein Bild mit Artikel). Es war nun an der Zeit, einen Zeltplatz zu suchen. Direkt am deutschen Eck war einer, aber Mäfju kannte diesen und meinte, die Klos wären sehr dreckig.
kurzer Stop am "deutschen Eck"

Der Zeltplatz war zudem überfüllt und so fuhren wir zum nächsten.Etwa zehn Kilometer flussabwärts war ein Campingplatz auf einer Insel mitten in der Mosel. Wir machten noch einmal Tempo und kamen gegen 20 Uhr auf Höhe der Insel an. Es gab keine Brücke von dieser Seite der Mosel zur Insel. Nur eine Fähre fuhr zu ihr. Der Fährmann hatte seine letzte Fahrt vor zwei Stunden beendet und saß nun in der Schenke. Von der anderen Moselseite konnte man die Insel aber über eine kleine Brücke erreichen. Nur mussten wir irgendwie über die Mosel kommen. Die nächste Brücke Flussabwärts war zwanzig Kilometer entfernt. Die Brücke in Koblenz dagegen nur zehn. Also sind wir wieder zurück nach Koblenz und überquerten dort die Mosel. Mittlerweile dämmerte es und ich leistete diesmal die Führungsarbeit, um schnell zur Campinginsel zu kommen. Nico konnte nicht mehr in die höchsten Gänge schalten und für ihn waren die letzten Vollgaskilometer eine Qual. Wir erreichten die Insel 21:15 Uhr. Es war nun bereits dunkel. Zum Glück waren noch Stellplätze frei und so suchten uns eine nette Stelle und bauten die Zelte auf. Danach duschten wir und aßen Abendbrot. Dieser Tag toppte alles. Wir saßen 7,5 Stunden im Sattel und sind 164 Kilometer gefahren. So viele Kilometer an nur einem einzigen Tag ist zuvor keiner von uns gefahren. Mäfju und Nico tranken noch ein Bier beim Campingplatzrestaurant und 22:30 Uhr haben wir uns in die Zelte zurück gezogen.


20.Juli 2003
Vormittag
Nachmittag
wolkig war es

wolkig war es

Tageskilometer
164,36 km
Gesamtkilometer
543,48 km
reine Fahrzeit
7.30 h
Start
10:20 Uhr
Ziel
21:15 Uhr
TopSpeed
51 km/h
Übernachtung
Winningen
(an der Mosel bei Koblenz)

tag 5 ...

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