Reiseberichte
Tag 8: 24.07.2003 (126 km): Berge, Wind, Regen und ein kaputtes Knie

Flaggen in Reims


Für diesen Tag hatten wir erneut große Pläne. Aber schon auf den ersten Kilometern wurden wir etwas ernüchtert. Es galt zuerst einmal aus dem Maartal herauszufahren. Aber auch danach wollte kein richtiger Fluss in unsere Fahrt kommen, da die vielen kleinen bis zu 22% steilen Rampen uns immer wieder ausbremsten. An diesem Morgen war ich aber besonders gut motiviert und flog alle Berge empor. Conrad und Nico kletterten etwas gemächlicher hinterher. Durch die Belastung der vergangenen Tage tat Nico sein Knie wieder verstärkt weh. Nach 20 Kilometer kamen wir dann in flacheres Gelände und ab sofort ging es dann zügiger vorwärts. An diesem Tag herrschte auch erstmalig keine so große Hitze , was uns zusätzlich beflügelte. Jedoch hatten wir dafür nach der Mittagspause massiv Gegenwind. Als wir gegen 15 Uhr S. marie a-py erreichten beschlossen wir, dort Mittag zu essen. Wir hielten an einem kleinen, völlig überteuerten Lebensmittelladen an und kauften uns für horrendes Geld einen kleinen Imbiss. Als ich den Laden verließ, sprachen mich zwei Tourradler auf deutsch an, da sie an meiner Trikotaufschrift (Teag team Köstritzer) erkannt hatten, daß auch ich aus Deutschland kam. Im Gespräch stellte sich plötzlich heraus, daß sie im Radforum (www.rad-forum.de) mit einem Jenenser über die "Tour de centenaire" gesprochen hatten. Dieser jemand war natülich zufällig Conrad! Diese Fahrer aus Köln hatten Conrad den Tipp gegeben, auf der abgesperrten Tourstrecke zu fahren. Und nun trifft man sich zufällig in einem kleinen Dorf in Ostfrankreich. Wir konnten aber leider nicht mit ihnen zusammen fahren, denn sie fuhren einen anderen Weg nach Paris.

dunkle Wolken über uns
die Straßen waren schlecht ausgeschildert
kuzer Stop
Mittag auf der Bank

Als wir uns nach der Stärkung wieder auf den Weg machten, zog der Himmel immer mehr zu und es begann zu regnen. Wir stellten uns kurz unter, fuhren dann aber relativ schnell weiter. Nico tat das Knie immer stärker weh und er versuchte seinen Frust durch erhöhtes Tempo abzubauen. So flogen wir bei starkem Gegenwind mit über 30km/h Richtung Reims. Dabei verloren wir Conrad, der nicht so schnell fahren wollte. Da Nico das Knie aber immer stärker schmerzte, schloss er wieder auf. Kurz vor Reims ging dann bei Nico gar nichts mehr. Er konnte mit seinem ledierten Knie gar nicht mehr treten.
Wir machten eine kurze Pause und hofften auf Besserung, beschlossen dann erst mal, noch 15 Kilometer bis Reims zu fahren und dort Weiteres zu entscheiden. Aber schon nach ein paar Metern war klar, dass Nico kaum noch treten konnte, und so schob ich ihn den Berg nach oben! Das kostete auch mich meine letzten Kraftreserven. (jeder der denkt, dass das nicht so schwer ist, kann das gern mal auf grader Strecke probieren und wenn das zu einfach ist, das ganze noch mal mit 20 kg Gewicht am Berg versuchen!)
In Reims angekommen war Nico deprimiert, da sein Knie immer noch nicht besser und ich völlig ausgepumpt war. Wir versorgten uns beim ersten Supermarkt erst mal mit ein paar aufbauenden Süßigkeiten. Inzwischen war es auch fast Abend und es war klar, dass wir nicht mehr weit kommen würden, erst recht nicht mit einem kaputten Knie ...
Es stellte sich jedoch heraus, dass Reims keinen Zeltplatz hat und der naheliegenste 15 Kilometer entfernt war. Dann kam der für mich bitterste Moment der Tour. Wir gestanden uns ein, dass es keinen Sinn haben würde noch weiter Richtung Paris zu fahren. Paris war noch etwa 140 Kilometer entfernt, jedoch lagen noch die verkehrreichen Vororte vor uns, wo wir sehr viel Zeit einplanen mussten. Wir fuhren noch ein wenig durch die berühmte Stadt, besichtigten Kathedrale und Altstadt und fuhren dann nach letztem Überlegen zum Bahnhof. Dort kauften wir uns schweren Herzens jeder ein Zugticket nach Paris.

Nico kurz bevor das Knie aufgab
eine Straße in Reims
Conrads voll bepacktes Rad
die Kathedrale von Reims
die Kathedrale von Reims
Wasserspeier an der Kathedrale


Wiedereinmal machte sich unsere Sprachunwissenheit einen Strich durch die Rechnung und wir bemerkten 22Uhr, dass der nächste Zug erst am nächsten morgen fuhr. Wir standen also 22 Uhr ohne Bleibe vor dem Bahnhof. Wir entschieden uns, nach den Absagen aller bezahlbaren Hotels auf einer Parkbank in der Nähe des Bahnhofs zu übernachten und dann den ersten Morgenzug gegen 6 Uhr zu nehmen. Wir aßen erst mal große Teile unserer Vorräte zum Abendbrot auf und dann begann die lange Zeit des Wartens. Verwandte und Bekannte zu Hause, versuchten uns zwar noch aufzumuntern, trotzdem war die Stimmung mehr als gedrückt. Nach einiger Zeit bemerkten wir, dass wir uns genau neben dem Straßenstrich von Reims niedergelassen hatten. Wir verbrachten den Rest der Nacht im Halbschlaf.


22:00 Uhr im Bahnof von Reims
im Park von Reims

Nico ist frustriert

Statistik zum achten Tag:

24.Juli 2003
Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es
leicht bewölkt war es

Tageskilometer
126,25 km
Gesamtkilometer
1042,69 km
reine Fahrzeit
6:03 h
Start
10:20 Uhr
Ziel
20:15 Uhr
TopSpeed
50 km/h
Übernachtung
im Stadtpark von Reims





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