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Auch
die zweite Nacht im Hostel hatten wir fest geschlafen. Ich hatte mir
den Wecker auf 8:15 Uhr gestellt. Bis 10 Uhr hatten wir unser Frühstück
gegessen und anschließend die Rader bepackt. Ein Fahrradladen befand
sich in der Straße unseres Hostels. Hier konnte Charlie seine verloren
gegangene Radmutter kaufen. Ich holte noch zwei Gaskartuschen für den
Kocher ehe wir bei strahlendem Sonnenschein gegen 12 Uhr gen Westen
fuhren. Entlang der Uferpromenade befand sich ein großzügig ausgebauter
Radweg. Dieser war sehr nützlich, denn ansonsten hätten wir auf einer
stark frequentierten Straße fahren müssen. Vorbei an dem Denkmal für
Hermann den Seefahrer (Padrao dos Descobrimentos) und dem Wahrzeichen
von Lissabon (Torre de Belem) pedalierten wir gemütlich bei rund 26°C.
Micha zeigte uns seine Übernachtungsstelle vom letzten Freitag. Sie
befand sich unter dem Anhänger eines abgestellten Sattelschleppers. Der
Radweg war kurz hinter dem Aos Combatentes do Ultramar (Monument am
Hafen für Überseekämpfer) abrupt zu Ende und nun hatten wir die Wahl
zwischen einem riesigen Umweg oder einer Offroad-Strecke; mit
unbekannter Länge. Wir entschieden uns gegen den asphaltierten Umweg
und holperten für rund zehn Minuten auf dem schmalen Pfad direkt
entlang des Meeres. Mit dem Ende dieses Weges hatten wir die stark
befahrene „Straße 6“ erreicht, deren Befahrung nun Unausweichlich
wurde. Alle behielten die Nerven und schruppten Kilometer um Kilometer
herunter. Nach zwanzig Kilometern ohne Randstreifen hatten wir bei
Tageskilometer 40 Cascais erreicht. 100 Höhenmeter hatten wir
absolviert und bei dem Boca do Inferno befanden wir uns nun endlich
auf einer verkehrsberuhigten Straße. Hier pausierten wir zum
zweiten Male und warteten auf Micha der sich einen kurzen Abstecher zu
der örtlichen Steilküste gegönnt hatte. Im Nachhinein wäre es
entspannender gewesen den Zug bis nach Cascais zu benutzen um den
Lissaboner Vorstadtverkehr zu umgehen. Umso entspannender fuhr es sich
nun auf der nur „roten Straße 247“. Die Straße führte um das Capo Raso
bis zur traumhaften Bucht des Praia do Guincho. Eine sehr weite
Dünenlandschaft um die Bucht bildete eine malerische Kulisse vor den
rund 500 Meter hohen Bergen der Serra de Sintra. Die Erhebungen im
Parque Natural de Sintra Cascais waren zugleich der erste nennenswerte
Anstieg dieser Tour. Von Meeresniveau fuhren wir auf eine Höhe von 275
Metern. Die Sonne hatte – zwei Stunden vor der Dämmerung – noch
genügend Kraft um uns ins Schwitzen zu bringen. Frisches
Bergquellwasser holten wir uns bei einem Brunnen. Der Eukalyptus roch
intensiv am Straßenrand und längst verlassene Windräder befanden sich
als stumme Zeugen einer längst vergangen Zeit am Wegesrand. Auf das
Meer zurück blickend, konnten wir die weitläufige Dünenlandschaft um
die Bucht des Praia do Guincho erahnen. Mit Mannsgroßen Sandfängern aus
Holz wurde versucht die Ausbreitung der Sanddünen zu stoppen. Für uns
war die erste Bergprüfung bestanden. Anschließend konnten wir uns auf
eine rasante Abfahrt begeben. Mit etwas mehr Zeit hätten wir noch einen
Umweg von drei Kilometern zum Capo da Roca fahren können um dort von
Europas westlichsten Punkt zu stehen. Wir fuhren jedoch an dem Abzweig
vorbei und ließen uns bis auf Meeresniveau rollen. In dem Örtchen
Colares angekommen, versuchten wir Abendbrot zu organisieren. Noch
bevor wir einen Laden angetroffen hatten, fanden Khulan und Charlie
eine Geldbörse samt Pass direkt neben der örtlichen Polizeistation. Wir
gaben diese ab und teilten uns für die Suche nach Essen auf. Ich holte
einfache Sandwiches bei einer Bar direkt neben einer kleinen
Tankstelle. Die anderen konnten einen Kaufmannsladen ausfindig und uns
dort mit dem notwendigsten versorgen. Überraschenderweise waren die
Preise nicht sonderlich überzogen. Mit den letzten Sonnenstrahlen
erreichten wir das nahe gelegene Meer. Der örtliche Zeltplatz hatte
bereits geschlossen, sodass wir mit einstimmiger Meinung wild
Zelt konnten. Wir suchten uns eine geeignete Fläche unweit einer 30
Meter hohen Steilküste. Die Zelte waren in der Dämmerung gegen 19 Uhr
schnell aufgebaut und bei 13°C und Vollmond gab es Nudeln mit Soße.
20:20 Uhr hatten wir uns bereits in die Zelte zurück gezogen.
Geschafft, aber auch bedingt durch die Kälte, schälten wir uns in
unsere Schlafsäcke und hörten die entfernt rauschend Brandung an der
westlichsten Steilküste Europas.
Statistik und Strecke zum 19.10.2010 (Etappe 4)