Tag 2: 03.10.2006 (71 km): von Bastia zum nördlichsten Punkt der Tour

über weiten Teilen Europas war schlechtes Wetter

Hinter uns lag eine sehr anstrengende Nacht. Wir hatten auf den harten Sitzbänken der Flughafenwartehalle einfach keinen Schlaf gefunden. Entsprechend müde checkten wir gegen 8:45 Uhr ein. Die Räder hatten wir einmal mehr nicht weiter verpackt. Sie wurden jedoch anstandslos von den Airberlin-Mitarbeitern angenommen. Auch unsere sieben Taschen erfüllten die Richtlinien der Freigepäckgrenze, denn sie wogen zusammen 37 kg (40 kg waren erlaubt). 10:15 Uhr konnten wir die Maschine besteigen. Ich nickte bereits kurz nach dem Start ein und schlief fast den gesamten Flug. Dieser dauerte etwa 90 Minuten. Eine Frühstückspause hätte auch nicht gelohnt, denn für das Essen und Trinken hätte man bezahlen müssen. Robert war während des Fluges wach geblieben (er hatte in der Nacht besser geschlafen) aber die Sicht war äußerst schlecht, denn über weiten Teilen von Europa hing ein großes Tief. Erst während des Landeanflugs schaffte es die Sonne, eine Lücke zwischen den Wolken zu finden, sodass wir wenigstens eine gute Sicht auf Korsika hatten. Mich erfreuten die saftigen korsischen Wiesen. Zuhause färbten sich die Blätter bereits bunt und so wirkte das satte Grün noch intensiver. Ähnlich prägende Eindrücke hatten wir auch während unserer Frühlingstouren erlebt. Während des Landeanflugs schaute ich mir unsere Mitreisenden genauer an, wobei mir auffiel, das viele einen Outdoorurlaub machen wollten. Nicht zu unrecht wird die Insel als ein Dorado für Aktivurlauber bezeichnet. Die Landung verlief problemlos und wenige Minuten später konnten wir aussteigen.

der Anflug auf Korsika

Robert sortiert seine Sachen nach der Landung

Der Flughafen von Bastia war der zweitgrößte der Insel, aber er war dennoch sehr klein. Es existierten lediglich zwei Gepäckbänder. Nach unserer Landung am frühen Nachmittag sollte heute kein weiteres Flugzeug mehr kommen. Wir bekamen unsere Sachen recht schnell und auch die Räder schienen auf den ersten Blick unversehrt geblieben zu sein. Ich musste lediglich die Halterung meines Fahrradcomputers neu tapen. Nachdem wir die Räder bepackt hatten, zogen wir uns auf dem Klo um und füllten auch unsere Wasserflaschen auf. Für die gesamte Prozedur auf dem Flughafen benötigten wir eine Stunde, sodass wir gegen 14 Uhr weg kamen. Gleich um die Ecke des Flughafens trafen wir eine dreiköpfige Familie aus Deutschland, die ebenfalls mit dem Rad die Insel erkunden wollte. Nach einem smalltalk verließen wir den Flughafen gegen 14:15 Uhr in nordöstlicher Richtung. Das Thermometer zeigte 25 °C und es war windstill. Trotz bedeckten Himmels herrschte also gutes Radlerwetter. Wie immer ging es auf den ersten Tourkilometern etwas wacklig zu. Jedoch hatten wir Glück, denn unsere Straße war flach und nur gering befahren. Da wir noch keine Mittagspause gemacht hatten, fuhren wir zielstrebig zum Mittelmeer. Wir folgten der kleinen Straße bis zum Etang de Biguglia. Leider konnte man fast nie das Meer sehen, aber auf dem Weg in Richtung Bastia ist diese Straße die wohl beste Alternative zur stark befahrenen N193. An einem kleinen Strand abseits der Straße, den wir für uns alleine hatten, hielten wir an und aßen gegen 15 Uhr eine Büchse Fisch und Käse.

Robert am Mittelmeer während unseres ersten Stopps

der Etang de Bigugli

Nach dem Essen ruhten wir uns noch etwas aus, denn als nächstes stand die Anfahrt nach Bastia auf dem Programm. Die zweit größte Stadt der Insel war von Süden nur über eine vierspurige Straße zu erreichen, sodass wir uns schon jetzt auf viel Verkehr und eine stressige Fahrt einstellten. Gegen 16 Uhr hatten wir die ersten Vororte von Bastia erreicht und mussten auf die mehrspurige N193 wechseln. Aufgrund des begrenzten Seitenstreifens war es sehr unangenehm zu fahren. Wir machten deswegen beide ordentlich Tempo. Nach zehn Kilometern Vollgas bekamen wir aber ein weiteres Problem: der Stadttunnel. Natürlich war der ein Kilometer lange Tunnel für Radfahrer gesperrt, aber uns blieb nichts anderes übrig, falls wir nicht einen großen Bogen hätten fahren wollen. Nun setzte auch ich mir meinen Helm auf und los ging’s. Wie immer war die Luft im Tunnel sehr schlecht und der Schall hallte sehr laut, aber glücklicherweise war der Randstreifen recht breit. Nachdem wir den Tunnel passiert hatten, waren wir sehr glücklich und kauften in einem Supermarkt nahe des Hafens Baguette, Tomaten und etwas zu trinken.

die Anfahrt auf der N193 nach Bastia

Robert vor dem Stadttunnel von Bastia

eine Kirche in Bastia

beliebter Zeitvertreib Botcha

Da wir nur noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang Zeit hatten, verweilten wir nicht länger in Bastia, sondern fuhren in Richtung Norden zum Cap Corse. Auf der D80 ging es zuerst bei mäßigen Verkehr bis nach San Martino die Cota. Nach diesem Touristenörtchen nahm der Verkehr sehr schnell ab, sodass wir bereits fünf Kilometer hinter Bastia fast allein auf der Straße waren. Die D80 führte immer am Meer entlang und wir mussten nur selten über kleinere Hügel fahren. Leider war der Himmel gegen 17 Uhr völlig verhangen, sodass wir keine schönen Fotos machen konnten. Unser Ziel war Macinaggio am nordöstlichsten Punkt des Cap Corse, denn dort sollte sich laut meiner Karte, ein Zeltplatz befinden. Wir waren gut erholt und kamen zügig voran. Am Wegesrand standen einige alte Wehrtürme und kleine Kirchen. Trotz des heißen Sommers waren die Hänge und Wiesen noch saftig grün und ließen die Fahrt für uns zu einem echten Genuss werden.

ein Dorf an der Ostküste des Cap Corse

Robert auf dem Cap Corse - 10 km nördlich von Bastia

Mit der Dämmerung erreichten wir nach gut 70 Kilometern Macinaggio. Wir steuerten daraufhin den örtlichen Campingplatz an, jedoch war dieser seit dem 1. Oktober geschlossen. Wir waren also drei Tage zu spät gekommen. Mit sieben Euro pro Person war er jedoch recht teuer und man hätte nicht auf einer freien Wiese sondern zwischen Kiefern geschlafen. Ich war also nicht gar so traurig, dass wir hier nicht zelten konnten. Robert versuchte es aber weiter und fragte bei einer Pension nach. Sie willigten ein, ihre Wiese für eine Nacht nutzen zu dürfen, jedoch wollten sie dafür 30 Euro. Das war natürlich viel zu teuer und so sprach Robert noch zwei weitere Franzosen auf der Straße an, die uns den Tipp gaben, gleich um die Ecke des Jachthafens am Strand zu schlafen. Der Strand war nicht weit und so radelten wir schnell hin. Ich war sofort begeistert und nach dem Abendbrot akzeptierte auch Robert die kleine Wiese unweit des Meeres als unsere erste Übernachtungsstelle dieser Tour. Gegen 21:30 Uhr war das Zelt aufgebaut und wir legten uns bei leisem Meeresrauschen in die Schlafsäcke und schliefen recht schnell ein.

unser toller Privatstrand

unsere Zeltstelle neben dem Jachthafen


Statistik zum 01ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
70,79 km
Gesamtkilometer
76,31 km
Höhenmeter
333 (363)
maximale Höhe
62 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
22,2 km/h
reine Fahrzeit
3:11:05 (3:59:31 h)
Start
14:00 Uhr
Ziel
18:30 Uhr
TopSpeed
48,9 km/h
Temperatur
22 - 27 °C
Übernachtung
am Cap Corse
Übernachtungshöhe
0 m über NN
Trinken

1,5 Liter Wasser
1,0 Liter Saft
Ausgaben
1,5 Euro für Essen und Trinken

Tag 1 / Tag 3
















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