Tag 5: 06.10.2006 (92 km): Porto, die Calanche und viel Sonne

Anstieg zum Col de Palmarella

Heute wachten wir 8 Uhr auf. Unser Zeltplatz lag noch im schattigen Tal und so war unsere Motivation aufzustehen, nicht die größte. In der Nacht war mir sehr warm gewesen. Um mich von meinem Infekt abzulenken, blödelte ich mit Robert um die Wette. Das Frühstück nahmen wir im Vorzelt ein und bauten gegen 10 Uhr alles ab und kamen eine halbe Stunde später los. Wir radelten heute immer entlang der D81. Zuerst einmal mussten wir aber zurück auf die Hauptstraße fahren. Nach dem fünf Kilometer langen Flachstück stieg die Straße stetig an. Mir kam die moderate Anfahrt entgegen. Ich konnte Fotos machen und blieb bis zum Pass auf 408 m Höhe stetig vor Robert. Es war herrliches Wetter und man konnte problemlos mit kurzen Sachen fahren. Die Landschaft war üppig grün, wobei die Vegetation durch Sträucher und nur vereinzelte Bäume dominiert wurde. Auf dem Weg nach oben grüßte uns auch eine vierköpfige Rennradlertruppe. Autoverkehr gab es, jedoch war er sehr gering. Den Col de Palmarella hatten wir nach 74 Minuten erreicht. Hier trafen wir auch die ersten Tourenradler. Es waren zwei deutsche Frauen, die schon einige Male auf der Insel unterwegs waren und immer in festen Unterkünften für rund 30 Euro schlafen. Sie prophezeiten uns, dass die folgende Abfahrt aufgrund der vielen Schlaglöcher sehr holprig werden würde und dass wir die Ostküste wegen des Verkehrs meiden sollen (diese sind wir aber erst vier Tage später gefahren und der Verkehr war ausgesprochen nervig). Vom Palmarella hatten wir einen schönen Rundumblick. Leider war es aufgrund des fehlenden Windes etwas diesig. Wir verweilten nicht lange und nahmen die Abfahrt in Angriff. Wie angekündigt, war Vorsicht angesagt, denn die Schlaglöcher waren sehr zahlreich. Da wir immer wieder Fotos gemacht hatten, holten uns die beiden Radlerinnen beinahe ein. Das wollten wir uns nicht bieten lassen und erhöhten das Tempo bis sie außer Sichtweite waren. An einem Brunnen füllten wir unsere Flaschen auf, was ihnen ermöglichte, an uns vorbei zu rauschen. Doch wir sollten sie schon in nicht allzu ferner Zukunft wieder sehen. In einer langen Linkskurve mit ausgezeichneten Blick auf das Mittelmeer musste ich mich ausruhen. Der Spurt zum Col de Palmarella war noch zu heftig für mich gewesen. Mir ging es beschissen und entsprechend motivationslos saß ich am Wegesrand. Robert machte einige Bilder und nach einer viertel Stunde rappelte ich mich wieder auf, um noch bis zum zehn Kilometer entfernt liegenden Porto zu rollen. Mein Ziel war etwas Essbares, denn wir hatten weder Vorräte noch ausreichend Wasser mit dabei. Trotzdem versuchte ich mich an der sehenswerten Steilküste zu unserer rechten zu erfreuen.

kurz vor dem Sattel des Col de Palmarella

Robert mit zwei deutschen Radlerinnen auf dem Col de Palmarella

Conrad erschöpft am Wegesrand

Conrads Rad

eine Kuh kreuzt den Weg

Leider machten die Supermärkte während unserer Ankunft in Porto bis 15:30 Uhr Pause. So lange konnte ich nicht warten. Also radelten wir zum Meer, um in einer Gaststätte einzukehren. Robert war alles zu teuer, aber mir blieb keine andere Wahl. Für 10 Euro aß ich einen überteuerten Toast und trank eine Cola. Alternativ hätten wir noch elf Kilometer weiter fahren können, aber das hätten noch einmal 500 Höhenmeter bedeutet. Ohne Stärkung hätte ich das wahrscheinlich kaum geschafft. So ruhten wir uns ein Stündchen am Meer aus und fuhren anschließend zum Supermarkt. Auf dem Weg dorthin trafen wir erneut die beiden Radlerinnen. Für sie war die heutige Etappe nach 50 Kilometern beendet. Für uns sollte es dagegen noch weiter gehen. Wir deckten uns mit Wasser und Essen ein. Robert schlang gleich einen ganzen Käse runter. Während wir auf dem Parkplatz unsere Taschen bepackten, kamen auch noch edle Sportwagen einer Korsika-Rundfahrt an uns vorbei gefahren. Eine sehr nette Art, die Insel zu umrunden, auch wenn ich meinem Fahrrad nach meiner Stärkung wieder mehr abgewinnen kann. Zur Krönung aßen wir noch ein Eis und kamen erst 16:15 Uhr weg. Wir radelten weiter auf der D81 nach Piona. Mir ging es nach der Stärkung deutlich besser. Das war auch wichtig, denn bereits kurz hinter Porto stieg die Straße stetig an. Die Calmache (so hieß die Steinformation) sollten wir als nächstes passieren. Die Versprechungen des Reiseführers wurden mehr als erfüllt und zurecht wird dieses Gebiet durch die UNESCO geschützt. Sehr angenehm war auch die enge und kurvenreiche Straße durch die Calmache, denn sie ermöglichte es den Autos und Bussen, nicht so schnell zu fahren.

Die Calanche (französisch Les calanche de Piana, aber auch Les calanques de Piana, korsisch calanche di Piana, Einzahl calanca: „fjordartige Bucht“) ist eine bizarre Felsenlandschaft südlich von Porto auf Korsika. Die Felsen aus rötlichem Granit liegen in etwa 400 m Höhe über dem Meeresspiegel direkt an der Küste, sie scheinen bei entsprechendem Sonnenschein rot zu glühen.

Die enge Straße von Porto nach Piana (D81) führt direkt durch die Calanche. Die Felsen sind sowohl von der Straße, besser aber zu Fuß zu erreichen. Mehrere ausgeschilderte Spazierwege führen durch die Felslandschaft und zu den besten Aussichtspunkten. Die gesamte Gegend hat sich zu einem stark besuchten Touristenziel entwickelt.

Zusammen mit der Girolata-Bucht, der Bucht von Porto und dem Naturpark La Scandola wurde die Calanche 1983 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Uns machte die Fahrt richtig Spaß, denn nicht nur die Steinformationen sondern auch die Blicke auf das Meer und die Buchten waren atemberaubend schön. In Piona kaufte sich Robert noch schnell etwas zu trinken und quatschte anschließend noch mit einem Slowaken, der die Insel per pedes erkundete. Kurz hinter Piona gab es noch einen 500 Meter hohen Pass, der zugleich der höchste Punkt unserer heutigen Etappe war. Auch er war sehr angenehm zu fahren, denn die Steigungen waren nie mehr als 7 %. Wir machten nur einen kleinen Stopp auf dem Pass und just in dem Moment kam uns eine einzelne Reiseradlerin entgegen. Sie schien ausgepowert und grüßte uns nur flüchtig. Die 13-Kilometer-Abfahrt war rasant und machte riesigen Spaß. Nur selten machten wir einen Fotostopp und so kamen wir bereits nach zwanzig Minuten im Tal an. Die Bergflanken waren üppig grün und wurden von der tief stehenden Sonne in ein warmes Licht gefärbt. Die Sonne war auch unser nächstes Problem, denn schon bald sollte sie unter gehen. Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit und gaben Gas.

die Küste bei Porto

Strand bei Porto

Robert ißt einen Käse in Portodie Calanche

die Calanche

die Calanche

Talfahrt am Abend

Wir rollten durch das Tal auf einen Hügel, bei dem sich ein Zeltplatz befinden sollte. Er existierte, war aber leider geschlossen (8 Euro pro Person wären die Kosten gewesen). Also mussten wir bis nach Cargese rein fahren. Im Ort wurden wir von einer Frau angesprochen, die uns erzählte, das der nächste Zeltplatz zwanzig Kilometer weg sei. Das war uns zu weit. Alternativ meinte sie, könnten wir auch am Strand schlafen. Wir überlegten nicht lange und rollten die 80 Höhenmeter runter zum Meer. Es schlossen sich uns noch zwei Hunde an, die uns bis zum Strand begleiteten. Hinter den Dünen war eine kleine aber ebene Wiese auf der wir zelten wollten. Hier stand bereits ein Campingwagen. Leider ließen die Hunde nicht von uns ab. Es wurde sehr nervig. Sie begannen, aufgrund unsere Desinteresses zu kläffen und bissen sich in Roberts Körbchen fest. Da die Sonne bereits untergegangen war, hatten wir nicht mehr viel Zeit zum Überlegen. Wir fragten bei zwei Leuten, ob wir bei ihnen im Vorgarten zelten dürften. Es gab prompt zwei Absagen. Einmal mehr schein sich zu bewahrheiten: je reicher die Leute desto unfreundlicher sind sie. Schließlich fanden wir noch eine eingegrenzte Wiese auf die irgendwann mal gebaut werden sollte. Ein Bindfaden (mehr war es wirklich nicht) hielt die Eingangstür zusammen. Ich löste den Knoten, wir fuhren auf die Wiese und hatten Ruhe vor den Hunden. Im Schutze der Dunkelheit bauten wir unser Zelt auf und aßen noch einen kleinen Snack bevor wir uns 22 Uhr ins Zelt legten. Zum Glück war mein Infekt seit heute Nachmittag weg. Zwei Tage hatte er mich geärgert, aber nun konnte es mit voller Kraft weiter gehen.

Robert am Meer

die Wiese war mit einem Bindfaden abgesichertunser Zelt auf der Wiese

unsere Übernachtungswiese


Statistik zum 05ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
91,51 km
Gesamtkilometer
537,66 km
Höhenmeter
1249 (8314)
maximale Höhe
495 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
16,8 km/h
reine Fahrzeit
5:31:12 h (31:09:37 h)
Start
10:30 Uhr
Ziel
18:50 Uhr
TopSpeed
59,3 km/h
Temperatur
17 - 25 °C
Übernachtung
Wiese bei Cargese
Übernachtungshöhe
16 m über NN
Trinken

3,0 Liter Wasser
1,0 Liter Cola
Stärkungen
k.A.
Ausgaben



10 Euro Restaurant
8 Euro für Einkauf
6 Euro Postkarten
2 Euro Eis

Tag 4 / Tag 6












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