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Tag 3: 04.10.2006 (112 km): fantastische Ausblicke am Cap Corse
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In der Nacht hatte ich ganz gut geschlafen. Es bedarf bei jeder Tour ein paar Nächte sich an das Zeltleben zu gewöhnen und so war ich diesmal viermal aufgewacht. Auch Robert war relativ früh munter, sodass wir keinen Wecker zum Aufstehen benötigten. Wir hatten ihn auf 6:40 Uhr gestellt, um den Sonnenaufgang zu sehen. Robert wollte so schnell wie möglich das Zelt abbauen, damit uns kein Strandbesucher nachweisen konnte, das wir wild gezeltet hatten. Während Robert seine Sachen packte, vertrat ich mir die Beine und wartete auf den Sonnenaufgang der sich 7:15 Uhr vollzog. Der Himmel war fast bedeckt aber über dem Meer war ein kleiner Streifen wolkenlos. Wir beobachteten, wie der rote Feuerball langsam über dem Meer aufstieg. Sonnenauf- und- Untergänge zählen immer wieder zu den Highlights einer Tour.
Der Wind wehte bereits heute morgen sehr heftig, sodass wir die begründete Hoffnung hatten, dass sich die Wolken wieder verziehen sollten. Und so sollte es dann auch kommen. Bereits während des Frühstücks gegen 8:30 Uhr (es gab Nutella, Erdnussbutter und Babybel) waren die Wolken bereits deutlich aufgelockert. Noch vor dem Frühstück hatten wir das Zelt 8 Uhr vollständig abgebaut und konnten somit bereits 9:15 Uhr los fahren. Im Vergleich zu den anderen Touren war dies ausgesprochen früh. Nach wenigen Metern hatten wir den Ortskern von Macinaggio erreicht, in dessen Supermarkt sich Robert erst einmal mit Wasser eindeckte. Ich wartete draußen und fror etwas, denn obwohl fast 20 °C waren, wehte ein kalter Wind. So drehte ich ein paar Runden auf dem Parkplatz um dann mit Robert unseren ersten Pass, den Col de Serra auf 365 Meter Höhe, in Angriff zu nehmen. Nach den ersten Kilometern hatte ich mich abgesetzt und pedalierte bei durchschnittlich 6 % nach oben. Als ich bis auf 200 Meter Höhe gefahren war, hatte sich die Sonne endgültig durchgesetzt, jedoch wehte immer noch ein sehr frischer Wind. Während der Auffahrt war die Sicht durch zahlreiche Bäume und Büsche zu beiden Seiten der Straße eingeschränkt. Den Pass konnte man auch bei 250 Meter Höhe noch nicht ausmachen. Lediglich das Dorf Bettolacce zeigte sich zur Linken. Es sah aus wie eine Ansammlung von Schwalbennestern, die sich am Mount di e Catelle anschmiegten. An einem Abzweig wartete ich fünf Minuten auf Robert. Zusammen radelten wir zu einem 303 Meter hohen Sattel, der nicht in der Karte verzeichnet war (es war der Col de St. Nicolas). Es folgte eine kleine Abfahrt und ein erneuter Anstieg von 70 Höhenmetern. Vom Col de Serra hatten wir dann eine fantastische Aussicht auf das Mittelmeer und die vorgelagerten Eilande von Korsika. Zudem war es sehr angenehm zu fahren, denn der Verkehr war sehr gering. Der Wind war auch aufgefrischt und erreichte beim frei liegenden Pass Sturmstärke. Nur mit Mühe konnten wir die Räder festhalten und bei der anschließenden Abfahrt mussten wir sehr aufpassen, nicht auf die Gegenspur gedrückt zu werden. Das Meer war durch den Wind aufgepeitscht und die Brandung schäumte an der Steilküste des Cap Corse.
Während unserer rasanten Abfahrt kam uns der erste Tourenradler entgegen. Er schien jedoch wegen der Steigung und des Windes entnervt. Für mehr als ein kurzes Zunicken reichte es nicht. Uns dagegen machte die Fahrt richtig Spaß. Wir fuhren etwa das selbe Tempo bis ich kurz vor Maninca unerwartet schnell an Kraft verlor. War es ein Hungerast oder Unterzuckerung?! Eins stand zumindest fest: wir mussten schnell eine Pause machen. Da es auch bereits nach 12 Uhr war und wir fast drei Stunden im Sattel verbracht hatten, bot sich eine Mittagspause geradezu an. Wir aßen in Maninca auf einer Parkbank am Wegesrand einen Snack. Robert versuchte über eine Telefonzelle seiner Zivildienst zu koordinieren. Ich zog mir meine Sandalen aus und feste Schuhe an. Zudem zog ich mir eine Flies über, denn der Wind und das verschwitzte Trikot ließen mich etwas frieren. Nachdem ich wieder Kraft getankt hatte, konnten wir weiter fahren. Bis 15:30 Uhr fuhren wir bei mäßigen Wind, strahlenden Sonnenschein immer entlang der Steilküste. Dieser Streckenabschnitt sollte uns als einer der schönsten auf der gesamten Tour in Erinnerung bleiben.
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Conrad hat
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einen Hungerast |
Am Nachmittag hatten wir San Florent erreicht. Im örtlichen Supermarkt gingen wir einkaufen und schauten uns anschließend den Jachthafen an. Im Jahre 1440 bauten die Genuesen hier eine Zitadelle, die bis zum 18. Jahrhundert Sitz des Bischofs von Nebbio und Gouverneurspalast war. Obwohl die Malaria hier verheerend wütete, wurde dieser Ort im 16. Jahrhundert heftig umkämpft: von den Franzosen, den Genuesen und natürlich von den Korsen. Die Stadt bekam einen neuen Wachstumsschub, nachdem Napoleon III die Trockenlegung der Sümpfe befahl und damit die Ursache der Malaria ausrottete. Der Ort vergleicht sich gerne mit dem St. Tropez auf dem französischen Festland, aber ich halte den Vergleich etwas überzogen. 18:30 Uhr nahmen wir dann noch die Desert des Agriates in Angriff. Die Straße führte noch einmal auf 300 Meter Höhe. Während des Anstiegs hatten wir zu unserer Linken einen fantastischen Blick auf das landwirtschaftlich genutzte Tal. In der kargen Desert des Agriates gab es nur zwei Dörfer am Wegesrand. Die Steigung machte uns fast nichts mehr aus, denn es ging mit durchschnittlich 6 % sehr angenehm bergauf. Als wir die Hochebene erreicht hatten, färbte die Sonne die umliegenden Berge in ein rotes Licht. Jedoch mussten wir uns nun auch beeilen, um bis zur Dunkelheit einen Platz zum Zelten zu finden. Nachdem wir den Bocca di Vezzu (311 m über NN) passiert hatten, konnten wir eine schöne Abfahrt mitnehmen. Es ging hinunter bis auf 60 Meter Höhe. Anschließend mussten wir vier Kilometer auf der recht stark befahrenen N197 radeln.
Wir hatten einen Zeltplatz ganz in der Nähe im Visier. Glücklicherweise hatte er noch geöffnet. Es standen bereits ein gutes Dutzend Zelte auf der Wiese, die von Nadelbäumen umgeben war. Entsprechend sauer war der Boden und die Grasnarbe war vergleichsweise gering ausgeprägt. Da uns keiner abkassierte, rollten wir erst einmal über den Zeltplatz. Weitere Tourenradler schien es jedoch nicht zu geben. Hinter dem Zeltplatz lag das Meer und ein langer Sandstrand in gut einem Kilometer Entfernung. Von dort schauten wir uns den Sonnenuntergang an. Weil Robert lieber auf dem Zeltplatz schlafen wollte, drehten wir wieder um und suchten uns eine geeignete Zeltstelle. Da es bereits dämmrig wurde, bauten wir das Zelt auch gleich auf und aßen anschließend Abendbrot. Nach einem längeren Plausch legten wir uns dann 22 Uhr in die Schlafsäcke.
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Statistik zum 03ten Tag
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Vormittag
+ viel Wind
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Vormittag
+ viel Wind
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Tageskilometer
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111,77 km
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Gesamtkilometer
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182,56 km
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Höhenmeter
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1396 (1659) |
maximale Höhe
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375 Meter |
Durchschnittsgeschwindigkeit
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17,1km/h |
reine Fahrzeit
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6:32:22 (10:31:57)
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Start
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9:30 Uhr
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Ziel
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18:30 Uhr |
TopSpeed
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51,1 km/h
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Temperatur
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18 - 25 °C |
Übernachtung
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Zeltplatz bei Ogliastro
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Übernachtungshöhe
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15 m über NN |
Trinken
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5,0 Liter Wasser
0,5 Liter Tonic
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Stärkungen
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1/2 Tüte Haribo
2 Snickers
Dextro
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Ausgaben
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7,0 Euro für Einkauf
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Tag 2 / Tag 4
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Jedes Bild ist einfach per Klick zu vergrößern - das Höhenprofil wurde mit einem Ciclo Master 430 erstellt. Die entsprechende DAT-Datei gibt es hier im download (80 KB)
Download: KORSIKA DAT-DATEI
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