Tag 7: 08.10.2006 (83 km): durchs Gebirge

Blick aus unserem Zimmer am Morgen

Wir starteten gut erholt in den Tag, obwohl uns Roberts Wecker 7 Uhr geweckt hatte. Es ist doch ein großer Unterschied ob man in einem Zelt oder in einem Bett schläft. Wir öffneten unser Fenster und waren freudig überrascht. Gerade ging die Sonne auf und der Himmel war wolkenlos. Es waren lediglich 9 °C aber das hinderte uns nicht auf dem Balkon rum zu laufen und einige Bilder zu machen. Wir aßen zum Frühstück den Rest der Nudeln und starteten 9:30 Uhr so entspannend und gestärkt wie lange schon lange nicht mehr. Zu Beginn dieser Etappe hatten wir noch unsere Windstopperjacken angezogen, denn es war noch sehr kalt gewesen. Auf den ersten Metern musste ich mich noch einmal umschauen. War dies das Örtchen, wo wir gestern verfroren und ohne Motivation rum gestanden hatten?! Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Landschaft und Gefühlslage mit Sonnenschein und warmen Sachen ändert. Nach Bisiano donnerten wir ins Tal. Wir hatten immerhin auf 600 Meter Höhe genächtigt und die Abfahrt zog sich, bis wir 55 Höhenmeter erreicht hatten. Um uns herum lagen üppig grün bewachsene Berge und die Straßen waren so gut wie autofrei. Lediglich ein paar Einheimische machten sich mit der Flinte auf die Jagt nach korsischen Schweinen, deren Fleisch eine Delikatesse ist. Wir selbst sollten eins der seltenen Schweine morgen zu Gesicht bekommen. Auf der Abfahrt sahen wir keine Zeltmöglichkeit, was uns noch einmal in der Wahl unserer Herberge bekräftigte.

Eßkastanien und schöne Blüten

unsere Ausblicke hinter Bisiano Conrads Rad



die sehr kleine D757

Im Tal angekommen, wechselten wir kurz vor Calzola von der D302 auf die D757. Nun stieg die Straße stetig an. Wir hatten aber den Asphalt für uns alleine. Die Temperatur lag bei 22°C und aufgrund der sanften Steigung konnten wir sehr entspannend bis Bicchisamo, auf 412 Meter Höhe, fahren. Wir kreuzten die N196. Sie war als sehr stark befahrene Inselstraße berüchtigt, hatte aber hier am Sonntag Mittag nur mäßigen Verkehr. Wir kauften in Bicchisamo ein Brot und legten noch einmal 100 Höhenmeter bis nach Detreto Bicchisamo zurück. Der zweite Ortsteil liegt nur unweit vom ersten entfernt aber die Steigungen spürten wir deutlich in den Oberschenkeln. Hinter dem Ort befand sich auch ein Schild, dem wir entnehmen konnten, dass der nächste Pass (Col de St. Eustache) offen sei. Auf den nächsten acht Kilometern hatten wir nun 450 Höhenmeter zurück zu legen. Die Straße führte durch bewaldetes Gebiet und die Gegend war fast menschenleer. Bis auf einen Jäger kurz vor dem Sattel sahen wir keine weiteren Menschen. Erst bei dem höchsten Punkt stand ein kleines Wirtshaus, in dem ein paar Wandersleute saßen. Sie grüßten uns freundlich und feuerten uns etwas an. Nun war es nicht mehr weit. Vom Col de St. Eustache auf 1050 Meter Höhe hatten wir einen fantastischen Blick auf die umliegende Bergwelt. Besonders beeindruckend war der kahle Monte Incudine, zugleich der höchste Berg der Insel. Nach dem Pass ging es 200 Höhenmeter nach unten und danach in einem großen Bogen auf der D420 über Aullene nach Serra di Scopanene und Sorbollano. Auf dieser Höhe und in schattigen Ecken verloren die Bäume bereits ihre Blätter. Besonders auffallend war die große Anzahl an Esskastanien, die auf dem Boden herum lagen. 13:30 Uhr machten wir Mittagspause. Viel hatten wir nicht mehr aber, zumindest reichte es noch, um mit der restlichen Marmelade und der Nutella unser mittags eingekauftes Brot zu beschmieren. Nach der Pause folgten wir der D420 durch Quenza, was in meiner Karte als Wintersportort verzeichnet war. Lifte oder ähnliches sahen wir jedoch nicht. Zumindest lag der Ort in den Bergen, was ihn vielleicht schon als korsischen Wintersportort qualifizierte. Bis nach Zonza waren es jetzt nur noch sieben Kilometer, wobei wir zügig voran kamen, denn es mussten keine weiteren Steigungen genommen werden. In Zonza holten wir uns für 1,5 Euro jeweils eine Flasche Mineralwasser. Es war Sonntag und der Supermarkt hatte geschlossen. Ansonsten hätten wir auch gerne mehr gekauft. Während Robert seine Flasche holte, wurde ich von einer Französin angesprochen, wo es zur D368 geht. Ich konnte ihr Auskunft geben und freute mich, dass wir noch nicht zu herunter gekommen aussahen, um nicht angesprochen zu werden.

Detreto Bicchisamo

der Col de St. Eustache ist offenRobert bei einer Pause zum Col de St. Eustache

wir haben den Col de St. Eustache erreicht

Blick auf Zonza und den Col de Bavella

Robert während der Mittagspause

es gibt Nutella mit Marmelade

Gut gelaunt nahmen wir dann 16:30 Uhr den letzten Pass unserer Tour, den Col de Bavella, in Angriff. Noch einmal mussten wir 470 Höhenmeter nach oben, um auf den höchsten Pass der Insel (1218 Meter) zu gelangen. Auf dem ersten Streckenabschnitt waren die Ausblicke aufgrund der vielen Bäume nur mäßig. Ich holte deswegen zur Motivation bei einer Höhe von 950 Metern meine Haribotüte raus und begann sie ab Höhenmeter 1000 aufzuessen. Die Steigungen machten uns nicht allzu sehr zu schaffen. Lediglich die Temperatur fiel stetig. 16 °C und der Himmeln war wolkenlos. Oben angekommen befand sich ein kleines Wäldchen und ein riesiger Steinhaufen mit einer Madonna. Wir trafen auch die beiden Schweizer wieder. Zuletzt hatten wir vor zwei Tagen am Meer während unserer Mittagspause mit ihnen gesprochen. Es war bereits spät und so wollten wir die Abfahrt heute nicht mehr in Angriff nehmen.

auch der Col de Bavella ist geöffnet

der Col de Bavella

Anfahrt zum Col de Bavella (von Westen)

der Col de Bavella

Conrad und Robert am Col de Bavella

Robert mit den Schweizern am Col de Bavella

Da der Pass sogleich auf dem Hauptwanderweg vieler Trekkingtouristen lag, befanden sich auch sehr viele Unterkünfte hier oben. Bei der ersten hätten wir 30 Euro pro Person mit Halbpension bezahlt. 60 Meter tiefer gab es noch eine zweite Herberge für 15 Euro pro Person, allerdings ohne Essen. Wir willigten ein und bekamen eine der letzten Betten. In unserem Raum standen noch drei andere Doppelstockbetten. Es stank sehr nach Schweiß. Wir lüfteten erst einmal und radelten wieder hoch zum Pass, um den Sonnenuntergang anzusehen. Leider war es mittlerweile zugezogen, sodass wir wieder zurück in die Unterkunft fuhren. Wir setzten uns in den Vorraum und kamen gleich mit zwei netten kanadischen Trekkingtouristen ins Gespräch, die uns auch mit Essen und Trinken versorgten. Wir waren sehr dankbar! Morgen stand noch einmal eine längere Etappe auf dem Programm. Für heute hatten wir unser Soll erfüllt: 1968 Höhenmeter – das war Rekord! 22:45 Uhr legten wir uns dann mit dem Schlafsack auf die Betten.













Robert in unserem stinkendem Zimmer

der Blick auf die Berge

die netten Kanadier gaben uns Essen un Trinken


Statistik zum 07ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
82,77 km
Gesamtkilometer
695,56 km
Höhenmeter
1968 (11626)
maximale Höhe
1216 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
14,0 km/h
reine Fahrzeit
5:52:12 (41:54:23 h)
Start
9:30 Uhr
Ziel
17:30 Uhr
TopSpeed
44,7 km/h
Temperatur
11 - 24 °C
Übernachtung
Herberge beim Col de Bavella
Übernachtungshöhe
1168 m über NN
Trinken
4,0 Liter Wasser
Stärkungen
1 Tüte Haribo
Ausgaben

12 Euro für Übernachtung
2,5 Euro für Einkauf

Tag 6 / Tag 8










Jedes Bild ist einfach per Klick zu vergrößern - das Höhenprofil wurde mit einem Ciclo Master 430 erstellt. Die entsprechende DAT-Datei gibt es hier im download (80 KB)

Download: KORSIKA DAT-DATEI


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