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Tag 4: 23.02.2004 (51 km): vom Strand über den Berg in den Urwald


Mäfju geht baden


Ich schaute einige male auf die Uhr, um dann pünktlich zum Sonnenaufgang 7:10 aufzustehen. Es waren einige Wolken am Himmel und für Shorts war es noch zu frisch. So lief ich ein wenig mit langen Hosen herum. Für eine bessere Aussicht ging ich wieder hoch zur Küstenstraße und beobachtete den Sonnenaufgang über dem Atlantik. Das Sonnenlicht tauchte die gesamte Steilküste in ein warmes Licht. Dieser Anblick war fantastisch! 8:10 Uhr lief ich wieder zurück zum Zelt. Ich machte noch einen kleinen Umweg zum Strand, den wir gestern verlassen mussten. Dort hatten die Spanier die große Plastikreuse komplett abgefackelt. Zum Glück waren wir rechtzeitig gegangen. Nicht auszudenken, wenn sie unser Zelt auf seine Brennbarkeit getestet hätten! Mäfju war mittlerweile aufgestanden und wagte sich sogar in die Fluten. Ich genehmigte mir lediglich eine Katzwäsche, denn ich befürchtete, dass das Salzwasser meine frisch gebräunte Haut zum Schälen ermuntert hätte. Lieber verzichtete ich auf die Erfrischung und blieb gebräunt.

die Steilwand im warmen Licht der Morgensonne

Sonnenaufgang über dem Atlantik
Mäfju neben unserem Zelt
Conrad am Strand
der Steinstrand am Atlantik

Gegen 10 Uhr lagen wir auf unserem Isomatten vor dem Zelt und aßen Frühstück. Leider zogen Wolken auf, aber trotzdem blieb es angenehm mild. Wir dösten noch ein Stündchen und bauten dann 11 Uhr das Zelt ab und sattelten die Räder. Als wir den Strand verließen, holte gerade die spanische Müllabfuhr die verkohlte Reuse.Die Plastik stank noch immer.

Für uns ging es gleich steil nach oben, denn wir mussten die 300 Höhenmeter zur Küstenstraße aus dem Kalten hoch kurbeln. Oben angekommen ging es etwa 2 Kilometer relativ eben. Dann führte eine langgezogene Straße wieder nach San Andreas mit seinem gelben Sandstrand.Mäfju erzielte den höchsten TopSpeed mit 53 km/h. Ich ereichte 47 km/h. Unten angekommen, wollten wir etwas zu trinken kaufen, aber leider fanden wir keinen Supermarkt, der offen hatte. So machten wir uns mit den letzten Reserven auf ins Anagebirge. Es ist das höchste Gebirge im Osten der Insel. Seine über 1000 Meter hohen Berge sollten uns ein gutes Training für die Passstraße zum Teide sein. Die Fahrt begann mit einem Hinweisschild. Auf ihm stand, dass starke Regenfälle die Straße „Lebensgefährlich unpassierbar“ gemacht hätten. Ein Auto kam uns am Fuße des Berges entgegen und der Fahrer berichte auf Englisch von Steinschlaggefahr, aber es gibt keine Absperrungen auf der Straße. Für die Steine hatten wir unser Fahrradhelme und so fuhren wir weiter, um uns diesen als phantastisch beschrieben Inselabschnitt nicht entgehen zu lassen. Nach den ersten Kehren bekamen wir einen Einblick in das Tal und den weiteren Streckenverlauf. Es ging stehts bergauf und der Gipfel des Berges lag in den Wolken. Nicht die besten Aussichten aber wir fuhren weiter.

am Fuße des Berges.
Conrad am Strand
der Blick zur Küste
unsere Straße am Fels

ein weiterer Blick ins Tal
Conrads gut gestapelter Sattel

Die Straße stieg insgesamt 14 Kilometer an und wir legten dabei 900 Höhenmeter zurück. Nachdem wir 400 Höhenmeter zurück gelegt hatten, war der Himmel völlig bedeckt. Nach 2/3 der Strecke waren unsere Wasserreserven aufgebraucht, es war nicht warm, dafür aber schweißtreibend und anstrengend. Auf dem Weg nach oben konnten wir noch zwei Mountainbiker überholen, die kein Gepäck bei sich hatten. Das gab uns die nötige Kraft für die letzten Serpentinen. Oben angekommen, hatten wir ein neues Problem, denn Mäfju schmerzte seine Knie. Ich nahm ihm das Zelt ab und wir ruhten uns erst einmal im Wirtshaus aus. Hier oben war dichter Nebel und umso mehr freuten wir uns einkehren zu können. Kein einziger Gast saß in der Gaststätte. Dafür erwartete uns eine ältere Frau an der Theke. Sie zeigte uns ihre Speisen. Es gab zwei Mahlzeiten zur Wahl. Jede bekamen wir in einer kleinen Portion serviert und durften probieren. Mäfju wählte Fleisch mit Kartoffeln und ich entschied mich für Bohnen mit Wurst. 13:30 nahmen wir unsere Plätze am Fenster ein. Ein riesiger Schwarzschimmel zog sich von der Wand über die Decke. Die Aussicht auf das Tal war umso sehenswerter, auch wenn der Blick durch die dreckigen Fenster schwer fiel. Nach wenigen Minuten bekamen wir unser Essen serviert. Es war warm und schmeckte. Wir kauften uns noch etwas zu trinken und verließen gestärkt die Kaschemme. Draußen war Wind, Nebel und schlechte Sicht. Ich zog mir meine Regenjacke an und los gings.


Mäfju im Nebel
gleich ist der Gipfel erreicht

Am Wegesrand befanden sich einige Aussichtspunkte, von denen wir leider nichts sehen konnten, zu schlecht war das Wetter. Ein Bergrücken befand sich direkt in der Wolke und die Sicht lag bei etwa 30 Meter. Erst als wir auf der anderen Seite den Berg runter fuhren, klarte der Himmel auf. Am letzten Aussichtspunkt der schönsten Panorama-Straße Teneriffas (!) konnten wir einen Blick in das Tal genießen. Im Hintergrund lag der Teide und noch konnte ich mir nicht vorstellen, morgen bereits dort oben Fahrrad zu fahren. Wir radelten ins Tal in die Stadt und kauften Brot, Milch und Süßigkeiten ein. Hier war wieder herrlicher Sonnenschein. Trotzdem hatten wir kaum noch Kraft in den Beinen. Nachdem wir die Stadt verlassen hatten, suchten wir einen geeigneten Platz zum zelten. Das war gar nicht so einfach, denn die Felder und Wiesen waren eingezäunt und die Gegend dicht besiedelt. Wir folgten der einzigen Straße und wurden dafür mit neuen 500 Höhenmeter belohnt. Ich kam an die Grenzen meiner Belastbarkeit. Mäfju ging es ähnlich und so fuhr jeder sein Tempo mit Blick auf die Felder fürs campen. Erst als wir auf 1000 Höhenmetern die Waldgrenze erreicht hatten, nahm die Besiedlung ab. Wir wählten gegen 18 Uhr den erst besten Waldweg, fuhren an der Schranke vorbei und standen nach 300 Metern auf einer Lichtung. Sie war umgeben von hoch aufragenden Bäumen, dessen Lianen bis zum Boden reichten. Nicht gerade der gemütlichste Platz, aber etwas Besseres hätten wir wohl nicht mehr gefunden. In unserem Wald wurde es auch schon deutlich früher dunkel (bereits 18:30 Uhr) und so bauten wir so schnell als möglich das Zelt auf.

Conrad vor unserem Zelt

Ich schaute mich danach etwas in der Umgebung um. Ein Waldweg führte hinter der Lichtung weiter. Er endete abrupt vor einer steilen Felswand. Als ich wieder kam, berichtete mir Mäfju von seiner Begegnung mit einem äußerst großen Tier, welches durchs Dickicht kam. Sein Herrchen war ebenso wenig vertrauenserweckend und folgte dem Tier. Zusammen verließen sie die Lichtung Richtung Süden. Mit mulmigen Gefühl aßen wir unser Abendbrot und legten uns ins Zelt. Ich konnte nicht so richtig einschlafen und bereits jetzt wusste ich, dass dies eine lange Nacht werden würde. Die typischen Geräusche setzten auch irgendwann ein. Dazu gehörten das ständige Knarren der Baumwipfel und dem Geschrei von Tieren. Zudem hörte ich Steine rollen. Kamen sie von der steilen Wand etwa 300 Meter von unserem Zelt ? Ich konnte es nicht sagen, dafür wusste ich wo mein Messer war. Es lag bereits seit einer Stunde unter meinem Kopfkissen und ich wäre bereit gewesen.


23.Februar 2004
Statistik zum vierten Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
50,95 km
Gesamtkilometer
207,32 km
reine Fahrzeit
3:39:17 h
Start
11:05 Uhr
Ziel
18:00 Uhr
TopSpeed
51,5 km/h
Übernachtung

im Wald bei Las Rosas (1000 m ü. NN)
tag 5 ...
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