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Tag 8: 27.02.2004 (32 km): unerwartetede Anstiege im Tenogebierge


traumhafter Blick mit Löwenzahn

Diese Nacht konnte ich zum ersten mal durchschlafen. 7:15 Uhr schaute ich aus dem Zelt. Der Himmel war bedeckt aber zum Glück war es nicht kalt. Ich legte mich noch eine halbe Stunde ins Zelt. 7:45 Uhr stand ich dann endgültig auf und legte mich auf die Isomatte vor das Zelt. Einige Autos standen auf dem Parkplatz und ein Angler versuchte sein Glück. Ansonsten war es menschenleer. Mäfju ist dann gegen 8:30 Uhr aufgestanden und zusammen aßen wir unsere Baguette. Nach dem Essen schrieb ich meine Postkarten und sonnte mich.
Wir genossen die erholsamen Stunden am Meer und starteten erst 13:30 Uhr. Gleich zu Beginn mussten wir 300 Höhenmeter überwinden. Als ich oben angekommen war, setzte ich meinen Helm auf und fuhr durch den Tunnel. Mir war sehr mulmig, weil ich so gut wie nichts sehen konnte, aber zum Glück konnte ich unbeschadet durch fahren. Mäfju wartete am Ausgang auf mich. Gemeinsam konnten wir nach Buenvista del Norte rollen. Gestern waren wir hier einkaufen, aber weil jetzt Mittagszeit war hatten alle Geschäfte geschlossen. So blieb uns nichts anderes übrig, als ohne Essen und Trinken in das Tenogebirge zu fahren. Gleich hinter dem Ort führten die Serpentinen nach oben. Es war bedeckt und deswegen nicht so drückend warm. Trotzdem kam ich sehr schnell ins Schwitzen. Am Wegesrand befanden sich einige kleine Häuser, wo Feldbau betrieben wurde. Die Vegetation war kultiviert und bestand zum Großteil aus Agaven und Kakteen. Nachdem wir 371 Höhenmeter zurück gelegt hatten, erreichten wir El Palmar. In dem 520 Meter hoch gelegenen Örtchen wurde immer noch Siesta gemacht und uns blieb nichts anderes übrig, als weiter zu fahren. Wir erreichten den Tabaibapass (915 Meter Höhe) gegen 14:45 Uhr.



eine der vielen Schluchten des Tenogebirges

Conrtad fotografiert die Bucht (im Hintergrund La Gomera) Mäfju freute sich über die Orange, die ich für uns geschält hätte. In den letzten zwei Stunden hatten wir mehr als 1000 Höhenmeter überwunden. Wir gönnten uns eine Pause und blickten fasziniert auf die Schluchten des Tenogebirges. Nach 15 Uhr sattelten wir die Räder und fuhren weiter nach Masca. Am Cruz de Gilda angekommen, zeigten sich uns die beeidruckenden Schluchten um das kleine Dorf Masca. Bis vor einigen Jahren konnte man nur per Esel in dieses damals einsame Tal gelangen. Bis 1945 gab es hier keine elektrische Stromversorgung oder asphaltierte Straßen. Heute windet sich eine sehr serpentinenreiche und enge Straße durch das Tal. Masca liegt auf 600 Höhenmetern und deswegen konnten wir erfreulicherweise einen Berg herunter fahren. Masca wurde für den Tourismus raus geputzt. Das Örtchen wird besonders von Wanderern geschätzt, die von hier aus ausgedehnte Touren in die Umgebung machen können. Neben der Straße verkaufte ein Spanier Orangen. Ich kaufte ihm vier Stück ab, die wir gleich aufaßen. Satt waren wir noch lange nicht, deswegen aßen wir noch Gulasch und Pommes in einem Restaurant.

Mäfju am höchsten Punkt dieser Etappe
gut gelaunt gehts auf die Abfahrt

... ein neuer Anstieg

Mäfju kauft Orangen ins Masca

Conrad während seiner Abfahrt
unübersehbare Vorfreude auf die nächsten Anstiege

Wir wollten die Räder nicht allein lassen, deswegen setzten wir uns draußen hin, obwohl es hier etwas frisch war. Nachdem wir aufgegessen hatten, kaufte Mäfju noch acht Orangen und ich steckte meine Postkarten in den Briefkasten (1/3 ist nun fertig geschrieben). Wir fragten die Wirtsleute, ob es möglich ist hier, wild zu campen. Die Wirtsfrau zeigte uns ein historisches Gemälde auf dem Masca und einige Wiesen zu sehen waren. Leider sind diese heute alle verbaut oder PRIVAT, so dass sich im Ort selbst leider keine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Mäfju hatte aber im Radforum gelesen, dass man einige Hundert Meter außerhalb des Ortes etwas finden würde. Aber so steil wie die Berge gleich neben der Straße aufragen, machten wir uns keine großen Hoffnungen, etwas Vernünftiges zu finden. Wir schauten noch einmal auf die Karte. Es waren noch vier Kilometer bis nach Santiago del Teide. Hier hatten wir bereits gestern Mittag gegessen. In Santiago del Teide wollten wir außerdem wieder einkaufen und uns dann etwas in der Umgebung zum Schlafen suchen. Jetzt war es 18 Uhr und in einer Stunde würde die Sonne unter gehen. Doch nach einigen Metern kam die dicke Überraschung! Die zwei Orte wurden durch einen 1000 Meter hohen Sattel getrennt. Wir mussten erneut 400 Höhenmeter nach oben, um dann nach Santiago del Teide rein rollen zu können. Jetzt hieß es Zähne zusammen beißen und kurbeln. Auf halber Strecke fanden wir noch eine Quelle, bei der wir unsere Trinkflaschen auffüllten. Während des knallharten Anstiegs jubelte man uns aus mehreren Autos zu. Solche aufbauenden Anfeuerungen hatten wir zuletzt beim Anstieg zum Teide erlebt. Mäfju haben sie den Spitznamen „Armstrong“ verpasst! Trotz dieser Motivation waren wir ausgepowert, denn wir hatten bereits mehr als 1300 Höhenmeter in den Beinen. Ein weiteres Problem würde die Dunkelheit werden, denn in zwanzig Minuten war Sonnenuntergang. Uns war klar, dass wir es nicht bis nach Santiago del Teide schaffen würden und so begannen wir verzweifelt, nach einer Zeltmöglichkeit zu suchen. Mäfju hätte sich sogar in die Auslaufzone einer Serpentine gelegt, aber mir war das zu riskant. Die Fläche hatte nicht mehr als 10 m2 gemessen. Nach einigen Kehren fanden wir zum Glück noch eine verlassene Hütte, neben der wir übernachten wollten. Leider lag sie direkt im Sichtfeld der vorbei fahrenden Autos. Ich wollte noch eine bessere Stelle finden. Mäfju wartete bei der Hütte und ich suchte auf der anderen Straßenseite nach einer Freifläche. Hinter einem größeren Busch wurde ich fündig. Ich holte Mäfju und er war mit dieser Stelle zufrieden. Erschöpft legten wir die Räder hin und ich machte noch einige Fotos vom Sonnenuntergang, der die massiven Felsen in rötliches Licht tauchte.

grandiose Bauleistung: die Straße nach Masca

Abendstimmung - diese Serpentinen sind wir eben hoch gefahren

das Zelt steht !

Wenige Meter von unserer Zeltstelle entfernt lag ein offener Kamm, über den der Wind pfiff. Wir lagen zwar relativ windgeschützt, aber dafür zog sich eine vertrocknete Regenrinne durch unser Areal. Würde es regnen, würde der Regen direkt unter unserem Zelt entlang führen. Das Risiko mussten wir aber eingehen und bauten das Zelt auf. Nachdem es dunkel war, wurde es auch still im Tal von Masca. Die letzten Touristen waren in ihre Hotels zurück gekehrt. Jetzt waren wir allein. Einzig ein altes Gehöft befand sich ganz in unserer Nähe. Es war innen dunkel, aber Tiere machten sich durch ihr Geschrei bemerkbar. Die Benutzung der Straße, welche zu dem Bauernhof führte, war abgesperrt und mir schien das alles nicht so recht geheuer. Zum Abendbrot servierte mir Matthias Weißbrodt ein Weißbrot (Wortspiel muss sein :) mit den letzten Wurst- und Käsereserven. Als Nachtisch gab es Orangen. Ihre Flüssigkeit war gleichzeitig der Ersatz für unser fehlendes Trinken, was wir eigentlich in Santiago del Teide kaufen wollten. Wir legten uns dann 22 Uhr ins Zelt. Ich schälte mich an den Ohren, aber meine Stirn blieb zum Glück noch verschont. Mäfju hustete etwas herum und hatte verschlossene Nasenflügel. Ich hoffe mal das er keine handfeste Erkältung bekommt.


27.Februar 2004
Statistik zum achten Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
31,86 km
Gesamtkilometer
394,6 km
reine Fahrzeit
2:45:30 h
Start
13:30 Uhr
Ziel
19:00 Uhr
TopSpeed
44,3 km/h
Übernachtung
hinter Masca
tag 9 ...
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