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Tag 5: 24.02.2004 (36 km): mehr als drei Stunden nach oben



Die Nacht hatte ich mit einem Klappmesser unter meinem Kopfkissen verbracht. Aber nicht wilde Tiere, sondern Regen hatte uns heimgesucht. Mäfju traf es besonders schlimm, denn die Regenrinne führte direkt unter seiner Schlafseite des Zeltes durch. Ich hatte meine Seite nicht besonders gut abgespannt, was dazu führte, das die Zeltwand ziemlich nass wurde. Wir konnten nur unsere Sachen so gut wie möglich umpacken. An unseren Füßen hatte sich sehr schnell eine Pfütze gebildet, die wir mit einer Zeitung zudeckten. Es war eine der schlimmsten Nächte, die wir in einem Zelt verbracht hatten. Selten zuvor war ich so froh, das Vogelgezwitscher an diesem Morgen zu hören. Ich kroch noch immer halb verschlafen 7:15 Uhr aus dem Zelt und lief ein wenig in der Umgebung herum. Der Regen hatte aufgehört, trotzdem war es noch sehr matschig. Ich beschloss, eine kleine Runde zu drehen. Nach etwas mehr als einer Stunde kam ich wieder zurück und Mäfju schlief immer noch. Erst gegen 9 Uhr kam er aus dem Zelt. Während der Wartezeit auf das Frühstück, las ich einige Seiten in den Reiseführen. Wir stärkten uns heute einmal mehr mit Nutella und warteten darauf, dass das Zelt trocknete. Leider erreichte kein Sonnenstrahl unser Zelt. So packten wir das Zelt halbnass in die Hülle und machten uns gegen 10:50 Uhr auf. Auf der heutigen Etappe führte die Straße nur in eine Richtung und zwar bergauf. Wir starteten bei etwa 1000 Höhenmetern. Die Straße führte durch einen dicht bewachsenen Wald. Obwohl die Sonne mittlerweile hoch am Himmel stand, spendete uns die dichte Vegetation ausreichend Schatten. Nachdem wir 200 Höhenmeter überwunden hatten, legten wir einen zehnminütigen Stop ein. Nach dieser kurzen Verschnaufpause radelten wir weiter.


Conrad auf dem Weg nach oben
1200 m.ü. NN: ein Blick auf die Haupstadt
Conrad am Strand
Mäfju holt das Mittagsessen
obwohl die Sonne scheint braucht Conrad Handschuhe

Die Straße stieg stetig an und wir konnten uns nur noch mit etwa 10 km/h vorwärts bewegen. Auf einer Höhe von 1400 Metern erreichten wir die Wolkenschicht. Es wurde kühl, wir mussten unsere Windjacken anziehen. Wir waren etwa 90 Minuten unterwegs und mehr als 250 Autos hatten uns bereits überholt. Der Ansturm auf den Teide war sehr groß. Weitere Tourenradler hatten wir noch nicht gesehen. Umso bizarrer muss unserer Anblick für die Pauschaltouristen gewesen sein, die bequem hoch fahren konnten. Einige von ihnen feuerten uns dennoch an. Diesen kleinen Motivationsschub hatte ich sehr genossen. 13:30 Uhr hatten wir einen besonders sehenswerten Mirador abseits der Hauptstraße erreicht. Hier, auf 1500 Meter Höhe und dem Blick zum Meer, wollten wir Mittag essen. Der Schweiß des Anstiegs kühlte mich aus und mir wurde recht schnell frisch. Ich zog meine Handschuhe an und genoss meine Salami mit Brot. 14 Uhr fuhren wir weiter. Vor uns lagen noch 800 Höhenmeter und die Kraft ließ immer mehr nach. Wir verzagten aber nicht, sondern legten nun in kürzern Abschnitten eine Pause ein. Von einem kleinen Rastplatz im Wald sahen wir die ersten Radfahrer. Sie hatten kein Gepäck und genossen den Luxus, mit einem Rennrad fahren zu können. Mäfju und ich genossen einen Schluck Cola und radelten weiter. Auf einer Höhe von 1700 Metern war die Waldgrenze erreicht und das Wetter wurde zunehmend schlechter. Waren es anfangs nur einzelne Wolken, die über den Kamm zogen, befanden wir uns nach kurzer Zeit wie in der Waschküche. Die spektakulären Blicke ins Tal blieben uns jetzt leider verborgen.
die letzten Meter dann ist es geschafft

Der Verkehr wurde immer dicker und kam bald fast völlig zum Erliegen. Es hatte sich nun ein 10 Kilometer langer Rückstau vom Teide-Nationalpark gebildet. Vermutlich waren nicht ausreichend Parkplätze vorhanden oder es hatte einen Unfall gegeben. Immerhin lag die Fernsicht bei nicht mehr als 50 Metern. Unsere schwierigste Aufgabe bestand nun darin, den Stau bestmöglichst zu umgehen. Rechts neben der Straße befand sich ein 2 Meter breiter Schotterstreifen. Ihm schloss sich ein Steilhang an. Höchste Vorsicht war also geboten! Wir schlängelten uns so etwa fünf Kilometer an den stehenden Autos vorbei. Dann kam ein Abzweig, welcher zu den Sonnenobservatorien der Insel führte. Ich hatte schon einiges über diese Anlage gelesen und wollte sie mir einmal aus der Nähe anschauen. Ursprünglich führte die Europäische Weltraumorganisation (ESA) Beobachtungen am Nachthimmel durch. Aufgrund zunehmender Lichtverschmutzung wechselte die Anlage ihren Standort und befindet sich nun auf der Nachbarinsel La Palma. Auf Teneriffa wird aber weiterhin die Sonne beobachtet.

Conrad am Strand
Nebel und Stau ... was will man mehr
am Abend zeigt sich das Observatorium

Fotoshooting nach der anstrengenden Etappe
Mäfju im Gegenlicht der Sonne

Das Gelände der Sternwarte war weiträumig abgezäunt. Die Straße endete an einem unbesetzten Militärposten. Schilder warnten davor, das Militärgelände zu betreten oder Fotos davon zu machen.
Mittlerweile war es 16 Uhr und wir suchten nach einer Möglichkeit zum Campen. Wir schauten uns in der Umgebung um und ich fragte bei der Fernsprechanlage der Sternwarte nach, ob es überhaupt möglich ist hier oben zu zelten. Der freundliche Astrophysiker am anderen Ende sagte, das es kein Problem wäre, solange wir nicht auf dem Gelände des Militärs oder der Sternwarte schlafen. Dies erfreute uns natürlich sehr. Mich erinnerte dies an unseren Norwegenurlaub, als ein Einwohner damals zu uns sagte: „all the mountains are for you ...“

erst zeigt sich der Teide zaghaft
und wenige Eigenblicke später sind alle Wolken verschwunden

best dressed: Conrad + Mäfju


Wir fanden relativ schnell einen netten Platz, der zudem noch einigermaßen windgeschützt war. Gerade als wir uns zum Ausruhen hinsetzen wollten, verschwanden die Wolken und der Teide zeigte sich in seiner ganzen Schönheit. Diesen Moment erlebte ich sehr intensiv und innerhalb einer Sekunde waren alle strapaziösen Kilometer vergessen. Vor dem Teide lag eine Vulkanlandschaft. Etliche Vulkankegel waren bereits bewachsen und zeigten sich im warmen Licht der untergehen Abendsonne.
17:30 Uhr war unser Zelt aufgebaut und 18:30 Uhr aßen wir Abendbrot. Bei unserem Aufstieg hatten wir nur sehr wenig zu trinken dabei gehabt. Wir unterlagen dem Irrglauben, irgendwo einen Kiosk zu finden. Jetzt hatte ich überhaupt kein Wasser mehr. Ich aß einige Apfelsinen um Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Der Himmel bleib klar und es wurde sehr kalt. Unser Zelt stand immerhin auf 2300 Meter Höhe. Ich begann sehr schnell mich dick einzupacken. Mein Equipment bestand aus langen Fahrradsachen, zwei Flies, der Windjacke, ein paar lange Radhosen und meiner Jeans. Obwohl ich alles an hatte, war mir leider immer noch kalt. Selbst meine Windstopper-Handschuhe änderten daran nicht viel. Mäfju lag seit 19 Uhr im Zelt und las. Eigentlich wollte ich noch den fantastisch klaren Sternhimmel genießen, aber der Wind war schneidend und mir war zu kalt. Es war noch nicht einmal richtig dunkel, als ich mich ins Zelt legte und darauf hoffte endlich warm zu werden.

24.Februar 2004
Statistik zum fünften Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
36,33 km
Gesamtkilometer
243,65 km
reine Fahrzeit
3:14:58 h
Start
10:50 Uhr
Ziel
16:45 Uhr
TopSpeed
57,4 km/h
Übernachtung

bei dem Observatorio Astronomico del Teide (2350 m ü. NN)
tag 6 ...
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