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Tag 9: 28.02.2004 (56 km): das Intermezzo mit Lance Armstrong

chillen vor dem Zelt

Auch diese Nacht konnte ich gut schlafen und wachte erst 7:30 Uhr auf. Weil wir nicht freie Sicht nach Osten hatten, konnte ich auch keinen Sonnenaufgang sehen. Erst gegen 9 Uhr kam die Sonne über die Berge. Ich spazierte ein wenig entlang der Straße und fotografierte unsere Zeltstelle aus der Distanz. Obwohl wir keine zehn Meter neben der Straße geschlafen hatten, waren wir durch viele Sträucher sehr gut getarnt. Mäfju war schon halb neun wach, blieb aber noch liegen um zu lesen. Seine Erkältung war zum Glück über nacht fast völlig verschwunden. Zum Frühstück gab es Toast mit Wurst. Uns fehlte noch Wasser deswegen bin ich noch einmal ohne Gepäck die Straße ein Stück runter gefahren und füllte an einer Quelle, die wir am Vortag entdeckt hatten, unsere Trinkflaschen und reinigte meinen Topf, der durch den Saft von Orangen sehr verklebt war. 11:15 Uhr sind wir dann los gefahren. Nach etwa 300 Metern hielten wir noch einige Minuten an und genossen den fantastischen Blick ins Masca-Tal.

Conrtad fotografiert die Bucht (im Hintergrund La Gomera)
der Geisterhof gleich nebenan
gut getarnt hinter Büschen

20 Sekunden nachdem wir den Mirador verlassen hatten, kamen uns zwei US-Postal-Fahrer entgegen. Mäfju erkannte ihn sofort. Es war Lance Armstrong, der mit einem Teamkollegen trainierte. Mäfju rief ihm „Lance“ entgegen und dieser grüßte zurück. Das war fast auf die Sekunde genau 11:55 Uhr gewesen. Wir waren sehr überrascht und hocherfreut. Nun waren die letzten Höhenmeter zum Kamm des Berges kein Problem mehr für uns. Oben angekommen, entsorgte ich unseren Müll, setzte den Helm auf und dann ging es steil bergab nach Santiago del Teide.

der Blick nach Masca

... mit seinen vielen schweißtreibenden Kurven

Bereits während der Abfahrt hatte ich gemerkt, das mein Radcomputer nicht funktionierte. Erst hatte ich gehofft, dass lediglich der Sensor verruscht war. Im Ort sah ich dann aber, das das Kabel gerissen war. Wir hatten keine Möglichkeit, diesen Schaden zu beheben, aber zum Glück hatte Mäfju ja noch einen Fahrradcomputer. Nichts desto trotz kauften wir im örtlichen Supermarkt ein. Mäfju war als erster rein gegangen und kam erst nach zwölf Minuten wieder raus. Ich hatte vermutet, dass er wieder mit den Verkäuferinnen geflirtet hatte, statt dessen musste er an der Kasse warten, denn die Mitarbeiter hatten noch ewig miteinander gequatscht und nicht weiter kassiert. Mittag aßen wir dann 13 Uhr auf dem selben Rastplatz wie vor zwei Tagen. Es gab Exquisa und Brötchen. Drei wilde Hunde bettelten um Essen, bekamen aber nichts. Nachdem wir fertig waren, sattelten wir die Räder und rollten bis zum Meer. Entlang der Küstenstraße wollten wir bis zum Fährhafen fahren, um von dort nach La Gomera überzusetzen. Die 900 Höhenmeter zum Meer waren sehr schnell runter gefahren. In Los Gigantes hielten wir, denn dort sollte die gigantische Steilküste des Westens zu sehen sein. Extrem viele Hotelburgen verdeckten aber fast jegliche Sicht und enttäuscht radelten wir weiter. Jetzt waren es noch gut 30 Kilometer bis zum Fährhafen. Leider hielt die Radkarte nicht, was sie versprach. Erstens lag die Straße einige Kilometer von Küste entfernt und zweitens war sie ausgesprochen fahrraduntauglich. Der Verkehr war so belastend, dass einem jeder Spaß genommen wurde. Wir hatten beide genug, mussten uns aber noch bis zum Hafen durchschlagen. Am Ende sind wir noch zwei Kilometer am Randstreifen der Autobahn gefahren weil es keine kleine Straßen mehr gab. Zum Glück wurde es am Ende flacher dafür befanden wir uns mitten in Los Americanos, DER Touristenstadt der Insel schlechthin. Ein Hotel stand am anderen. Es gab unzählige Restaurants und Clubs. An der Promenade kamen wir nur in Schritttempo voran, denn die vielen Menschen schoben sich dicht an dicht die Stege entlang. Teneriffa wird nicht umsonst als Alterssitz der Engländer bezeichnet, denn jeder dritte, den ich überholte, war einer von ihnen. Gleich hinter der Promenade kam der Fährhafen. Es war 15:30 Uhr und wir hatten noch zwei Stunden Zeit, fuhren deswegen zurück zum Strand und legten uns in den Sand. Es war mit 21° nicht besonders warm, deswegen lagen nur noch etwa 30 Leute herum. Wir hatten genügend Platz für uns, aber ich möchte nicht wissen, was hier im Sommer los ist.

Mäfju liest im Schatten der Hotelburgen

La Gomera von der Fähre aus fotografiert

Gegen 17:10 Uhr rollten wir zum Hafen und ich kaufte die Tickets für 44,70 €. Als wir auf das Schiff wollten, sagte man uns, dass wir nur ein Fahrrad mitnehmen dürfen. Tatsächlich, die Frau am Schalter hatte uns nur ein Fahrrad angemeldet, bezahlt hatte ich aber für zwei. Ich bin noch schnell zurück zum Schalter, ließ uns zwei Räder ausstellen und musste zum Glück nicht noch einmal bezahlen. 10 Minuten vor dem Ablegen waren wir auf der Fähre. Es wurden noch 25 Autos, aber keine weiteren Fahrräder transportiert. Wir machten unsere Fahrräder fest und liefen nach oben. Es bestand leider nicht die Möglichkeit, nach draußen zu gehen, aber die komfortablen Sitze waren dafür äußerst angenehm. So gut hatte ich seit über eine Woche nicht gesessen.. Auf der vierzig minütigen Überfahrt sahen wir noch einen Delphin. Leider war er nur ganz kurz über Wasser, deswegen konnte ich kein Bild von ihm machen. Als wir so saßen, und man in sich hinein riechen konnte, wurde uns einmal mehr klar wie sehr wir vor Dreck standen Direkt über uns lief ein sehr nettes Video über La Gomera. Weil es nicht geplant war nach La Gomera über zu setzen, hatte ich mich auch nicht über die Insel informiert. Ich war aber von dem Film sehr positiv überrascht und freute mich schon jetzt, hier radeln zu können. Die überwiegende Mehrzahl der Passagiere waren Wandertouristen, denn La Gomera gilt als Dorado für Wanderfans. Im Abendlicht der untergehenden Sonne erreichten wir 18:10 Uhr La Gomera nach der entspannenden Fahrt auf dem spiegelglatten Meer. Wir verließen das Schiff etwa 18:20 Uhr und steuerten zum Infopunkt, wo Mäfju seine Taschen noch einmal fest zurrte und ich nach einer Karte Ausschau hielt. Leider war der Laden bereits geschlossen, so dass wir auf unsere zwei nicht besonders genauen Karten vertrauen mussten. Die eine Inselkarte befand sich auf dem Prospekt der Fährlinie von Fred Olsen und die andere war in meinem Reiseführer. Wir vertrauten den Karten und verließen die Hauptstadt San Sebastian auf der Straße nach Nordosten. Die Wahl fiel nicht schwer, denn es gab nur zwei Straßen. Auch in San Sebastian war Karneval. Einige Leute liefen verkleidet herum und im Fußballstadion waren die Flutlichter für eine Büddenrede eingeschaltet. Gleich hinter der Hauptstadt führte die Straße stetig nach oben. Links war eine Schlucht und rechts der Fels. Wir wurden etwas nervös, weil es bereits zu dämmern begann. Nach fünf Kilometern Anfstieg zweigte ein Zufahrtsweg zu unserer rechten. Ohne lange zu überlegen, schleppten wir unsere Räder über die Absperrkette und fuhren den Feldweg entlang. Nach wenigen Metern kam ein Haus der Forstverwaltung. Nach weiteren 50 Meter war der Weg zu Ende und eine Wendeschleife war wie für unser Zelt geschaffen.

es wird dunkel und das Zelt steht

Wir hatten riesiges Glück gehabt, das wir diese Stelle gefunden hatten. Wir hatten freien Blick auf die Hauptstadt, aber wurden dennoch nicht von der Straße aus gesehen. Ohne lange zu warten, bauten wir unser Zelt gegen 19 Uhr auf. Zum Abend gab es Baguette, Wurst, Käse und Exquisa. Obwohl erst Halbmond war, war es dennoch ausgesprochen hell. Erst zum Zeitung lesen ist Mäfju ins Zelt gegangen. Ich folgte ihm etwas später. 21 Uhr machte ich mein Licht aus. Mäfju hingegen las noch etwas länger.



28.Februar 2004
Statistik zum neunten Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
56,38 km
Gesamtkilometer
450,98 km
reine Fahrzeit
2:39:07 h
Start
11:15 Uhr
Ziel
18:55 Uhr
TopSpeed
59,0 km/h
Übernachtung
5km hinter San Sebastian de la Gomera
(200 m ü. NN)
tag 10 ...
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