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Tag 7: 26.02.2004 (78 km): der hügelige Weg zum Westend



Heute bin ich 7:10 Uhr aufgestanden. Der starke Wind aus der Nacht hatte sich noch nicht gelegt und so war es sehr ungemütlich und kalt draußen. Ich wollte mir aber trotzdem die Beine vertreten und lief zu einem, etwa zwei Kilometer entfernten, Hügel. Von dort nahm ich mir einige Samen eines kanarischen Kieferbaumes mit (zwei der vier Samen sind aufgegangen wachsen nun in meinem Zimmer). Obwohl ich mich bewegt hatte, war mir immer noch kalt und so legte ich mich gegen 8 Uhr wieder ins Zelt. 8:30 Uhr wachte Mäfju auf. Er verließ gar nicht erst das Zelt, denn nun setzte auch noch Sprühregen ein. Mit Postkarten schreiben verkürzte ich mir die Wartezeit. Mäfju las die Berichte aus dem SPIEGEL. Kurz nach 9 Uhr machten wir uns im Zelt Frühstück. Unsere Reserven waren fast aufgebraucht. So hatten wir noch drei Scheiben Brot, etwas Wasser, eine Schachtel Cornflakes, aber keine Milch. Zum Glück fand ich noch eine Dose Pepsi und weichte die Cornflackes in Pepsi und „genoss“ dieses spezielle Frühstück (das schrecklich schmeckte). Es wäre besser gewesen, wenn ich es getrennt gegessen hätte! So richtig gestärkt waren wir nicht und deswegen fehlte der Elan, los zu fahren.

schmackhafter Pepsi-Mix

Erst 11:15 Uhr war alles verstaut. Es war immer noch kalt und so zogen wir unsere dicken Sachen an und schoben unsere Räder zur Straße. Der Helm wurde justiert und die rasante Abfahrt ins Tal konnte beginnen. Mäfju zog das Tempo an und nach wenigen hundert Metern hatte ich keinen Sichtkontakt mehr zu ihm. Teilweiße war die Straße sehr nass und die Fahrt dementsprechend anspruchsvoll. Nach etwa 10 Minuten und auf einer Höhe von 1300 Metern, durchquerten wir die Wolkenschicht. Unterhalb dieser Schicht war bester Sonnenschein und unsere gute Laune kehrte zurück. Nach etwa 30 Minuten rasanter Abfahrt erreichte Mäfju ein Restaurant, an dem er auf mich wartete. Mein TopSpeed lag bei 63,3 km/h und einer durchschnittlichen Abfahrtsgeschwindigkeit von 43 km/h. Mäfju war mit über 70 km/h ins Tal gedonnert. Wieder vereint, radelten wir noch 500 Meter zu der Tankstelle in Chio und kauften dort Süßigkeiten und Trinkvorräte. Nach einem kurzen Stop fuhren wir weiter nach Arguayo. Es ging steil bergauf und zum ersten mal auf dieser Tour nervten mich die Anstiege. Mäfju hatte mehr Energie und nahm mir einige Minuten beim Anstieg ab. In Arguayo wartete er auf mich. Dort machten wir eine kleine Pause. So kraftlos wie ich fiel auch mein Rad um und mein linkes Hörnchen wurde zerschrammt. Der Rahmen bekam zum Glück nichts ab. Ich war, wie bereits erwähnt, genervt aber es ging trotzdem weiter nach oben. Zudem wurde das Wetter wieder schlecht. Beim Anstieg zum La Hoya verlor ich auch noch Teile meines Gepäcks. Hupend wurde ich darauf hin gewiesen und verlor dadurch noch weitere Nerven und Zeit auf Mäfju, der bereits oben auf mich wartete. Als auch ich den 1200 Meter hoch gelegenen Sattel erreichte, war es Mäfju bereits etwas frisch geworden und so fuhren wir, ohne erneut für mich Pause zu machen, weiter. Im Tal lag das Städtchen Santiago del Teide. Die fahrt dorthin war die erste Genugtuung seit langem, denn es ging wieder einmal bergab. Als wir den Ort erreicht hatten, kam auch die Sonne wieder raus. Auch gab es hier einen kleinen Laden, der offen hatte. Hier konnten wir endlich einmal wieder einkaufen. Ich hätte auch gerne Briefmarken gekauft, aber leider war die Post geschlossen. Wir aßen dann auf dem Spielplatz Mittag. Das Essen baute mich wieder auf. Ich schaukelte dann noch etwas auf dem Kinderspielplatz bis Mäfju fertig war und wir weiter fuhren.

Mittag auf dem Spielplatz

Gleich hinter dem Ort kam ein 300-Höhenmeter-Anstieg, den ich aber nun ohne Probleme meisterte. Es war nun wieder bedeckt und ein Foto lohnte deswegen nicht. Erst dachte ich, ich hätte zu wenig Filme mit, aber ich denke ich komme mit meinen 10 Filmen ganz gut hin. An der Montana del Viento angekommen, setzte ich meinen Helm wieder auf und raste mit Mäfju ins Tal. Viele Serpentinen zügelten eine ungebremste Fahrt. Durch riskantes Fahren hatte sich Mäfju aber erneut abgesetzt. Er wartete bei einer Kamelfarm auf mich. Hier hätte man für ein paar Euros auf einem Kamel durch einen Parkur laufen können. Das Geschäft lief mäßig und die Tiere taten uns leid. Nach der Farm ging es weiter bergab und uns zeigten sich imposante Einblicke in Tal. Mich faszinierten die vielen Blumen am Wegesrand. Obwohl ich mit über 40 km/h ins Tal fuhr, konnte ich ihren Duft riechen. Auch sah ich einen Weihnachtsstern als Baum wild am Wegesrand blühen. In Garachico war die Abfahrt leider zu Ende. Hier auf Meeresniveau war es dagegen wieder angenehm warm. Mäfju beeindruckte eine große Bananeplantage, in deren Mitte eine herrschaftliche Villa stand. Hätte die Sonne geschienen, wäre das Photo sicher noch besser geworden. Wir radelten über Los Silos nach Buenavista del Norte. Auf diesem Abschnitt waren Anstiege von 100 Höhenmetern eingebaut. Aber daran hatten wir uns mittlerweile gewöhnt. Rechts von uns lag das Meer und links ragten die Steilen Felsen des Tenogebirge auf. Leider war diese Gegend etwas dichter besiedelt, so mussten wir wieder verstärkt auf den Verkehr aufpassen. In Buenavista del Norte kauften wir noch einmal vier Baguette und drei Orangen und fuhren weiter nach Westen. Wir hatten gedacht, dass die Straße gemütlich an der Küste entlang führt, aber leider kam ein Berg dazwischen, der es in sich hatte. Beim Schwung holen für den Anstieg, verlor ich noch unser Essen. Mit Mäfjus Hilfe konnten wir aber die teilweise gequetschten Orangen wieder aufladen und weiter fahren. Ein großes Straßenschild warnte uns davor, weiter zu fahren, denn Steinschlag war hier keine Seltenheit. Trotz aller Warnungen fuhren wir weiter und erreichten sicher den Mirador de Tierra Mola und machten dort einige Minuten Pause. Die Sicht auf den Nordteil war fantastisch, auch wenn meine Gedanken bei der nun anstehenden Tunneldurchquerung (400 Meter) waren. Mäfju hatte Licht, ich jedoch nicht. So wurde die Tunnelfahrt zu einer Zitterpartie für mich, denn der Tunnel war gekrümmt, so dass man seinen Ausgang nicht sehen konnte. Mäfju fuhr direkt hinter mir, um Licht zu geben. Von hinten bekam ich immer Anweisungen „weiter links ... weiter rechts“. Trotzdem touchierte ich zweimal die Tunnelwand und war heilfroh, als ich das Ende erreicht hatte. Vor uns breitete sich eine 10 km2 große Landzunge aus. Wir befanden uns auf über 300 Meter Höhe und konnten nun noch einmal runter zum Meer fahren. Mäfju wollte einen neuen TopSpeed aufstellen. Dies gelang ihm, aber er war trotzdem nicht ganz zu Frieden, denn er konnte ganz knapp die 80 km/h nicht knacken. Ich genoss dagegen den letzten Kilometer dieser Etappe und passte auf, dass nichts von einem Sattel runter fiel. Die Vegetation bestand zum Großteil aus Sträuchern und Kakteen. Bis auf vier Häuser war dieser Inselabschnitt noch unbebaut. Die Straße endete an dem Leuchtturm Faro de Teno. Er gehörte dem Militär und war deswegen leider nicht zugänglich. Die Aussicht war aber auch so grandios. In Richtung Südosten konnten wir die imposante Steilküste sehen, die durch die untergehende Sonne angestrahlt wurde. In Westen lag La Gomera. Teneriffas Nachbarinsel, mit der wir in einigen Tagen auch Bekanntschaft machen sollten.

Conrad beim Leuchtturm
imposante Steilküste
Conrad am Strand
das Meer und der Leuchtturm
unsere Zeltstelle am Steilhang

Die Sonne ging bald unter und so suchten wir auch gleich nach einer Zeltstelle. Am Straßenrand standen Schilder, auf dehnen ausdrücklich, das campen verboten war. Wir ignorierten diese Schilder, denn uns gefiel dieser noch relativ unberührte Landstrich und so schoben wir unsere Räder von der Straße über eine Ebene mit vielen Kakteen zum Meer. Wir fanden einen idealen Platz. Dieser lag an einem Abbruch 5 Meter über dem Meer und war ausgesprochen eben und zur Abwechslung nicht steinig. Die vier Meter hohe erodierte Steinwand bot zusätzlich Schutz vor dem in der Nacht wehenden Landwind. Das einzige Manko war nur, dass wir uns direkt im Sichtfeld des Leuchtturms befanden. Wir warteten also noch ein wenig mit dem Zeltaufbau und aßen erst einmal Abendbrot.

der Faro de Teno (im Hintergund La Gomera)
unsere Zeltstelle

Es gab Baguette mit Exquisa und Kiwi. Dies war das beste Essen seit langem. Nachdem die letzten Touristen und ein Angler das Areal verlassen hatten, bauten wir unser Zelt auf. Der Vollmond leuchtete sehr hell und hatte einen großen Hof. Aber nicht nur das Mondlicht war hell, sondern auch der rotiere Scheinwerfer des Leuchtturms, der auch unser Zelt erfasste. Besonders intensiv reflektierte das Licht an der Plastikplane unseres Zelteingangs. Ich verdeckte deswegen diesen Abschnitt mit meiner Zeitung. Die Nacht war sehr mild und so quatschten wir noch einige Zeit und schauten in die Sterne. Über dem Meer sah man die Lichter von La Palma und La Gomera. Es war der schönste Abend seit vier Tagen. Damals hatten wir am Meer bei Igueste geschlafen. Erst sehr spät sind wir ins Zelt gegangen und dann ließen wir uns durch das Meeresrauschen einlullen.

26.Februar 2004
Statistik zum siebten Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
77,53 km
Gesamtkilometer
362,74 km
reine Fahrzeit
3:16:41 h
Start
11:15 Uhr
Ziel
18:00 Uhr
TopSpeed
63,3 km/h
Übernachtung
beim Faro de Teno
tag 8 ...
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