Tag 6: 08.02.07 (103 km): mit dem Taxi und dem Ösi-Express bis nach Agdz
Mäfju vor unserer Lehmhütte

Die Nacht in der Lehmhütte war sehr angenehm gewesen. 6:30 Uhr klingelte uns jedoch Mäfjus Wecker raus. Die Temperatur lag bei 11°C. Ich vertrat mir die Beine und machte ein paar Fotos vom Sonnenaufgang, der aber leider nicht so spektakulär war, wie ich erhofft hatte. Bereits vor 8 Uhr schafften wir es weg zu kommen. Wir starteten heute bereits sehr früh, denn wir mussten noch ausreichend Puffer zur Organisation unseres Transportmittels nach Zagora einplanen. Zuerst einmal mussten wir aber zurück nach M’Hamid fahren. Auch im Hellen erschwerte uns die Sandpiste das Vorankommen, sodass wir für die vier Kilometer mehr als zwanzig Minuten benötigt. Wir rollten zurück zum zentralen Platz, wo wir nach Taxis, Bussen, Pickups und Wohnwagen Ausschau hielten Da es erst 8:30 Uhr war, sahen wir jedoch leider kein entsprechendes Fahrzeug. Wir ließen uns bei einem Restaurant nieder und entdeckten auch das „52 Tage mit der Karawane nach Timbuktu“-Schild was in unseren Reiseführern erwähnt wurde. Früher war nämlich M’Hamid bedeutender Ausgangspunkt für Karawanen durch die Wüste gewesen. Nachdem ich ein Foto gemacht hatte kam ein Marokkaner zu uns und bot uns Tee in seinem Restaurant an. Wir willigten ein, denn so konnten wir wenigstens die Wartezeit in einem Stuhl verbringen. Der Typ wollte uns unbedingt dafür gewinnen, noch einen Tag in der Stadt zu bleiben, damit wir dann in seinem Hotel nächtigen könnten. Auch der Verweis und Fingerzeig auf andere Europäer die gerade ausgecheckt hatten, überzeugte uns nicht, denn wir mussten mit unserer Tour voran kommen und konnten keinen Tag in M’Hamid verlieren. Wenig später kam noch ein Mann mittleren Alters zu uns, der sich unsere Räder aus der Nähe ansah und uns sie abkaufen wollte. Da hatte er natürlich keine Chance, aber mich überraschte sein Angebot, denn schließlich benötigten wir die Räder als Fortbewegungsmittel. Die beiden Marokkaner redeten auf uns ein, dass heute kein Bus nach Zagora fahren würde. Merkwürdigerweise waren uns gestern jedoch welche versprochen worden. Die einzigen Leute zu denen ich etwas Vertrauen hatte, waren die beiden Jeepfahrer von gestern. Dummerweise war ihr Laden noch geschlossen, sonst hätten wir sie um Rat gefragt. Wenig später kam der Typ vom Restaurant wieder und teilte uns mit, dass ein Taxi nach Zagora fahren würde, wobei der Taxifahrer für jeden von uns 250 Dirham inkl. Räder verlangte. Das war natürlich total überteuert. Wir blieben hart aber freundeten uns mit der Taxiversion an, denn es schien einfach keinen Bus oder Wohnwagen zu geben, der heute Vormittag nach Zagora fahren sollte. Wir handelten schließlich den Preis auf 130 Dirham für beide inkl. Räder herunter. 100 Kilometer für rund sechs Euro pro Person schien uns ein guter Preis. Wir schoben unsere Räder zu den Taxi. Sie wurden auf dem Dach mit einem Tau befestigt, und wir nahmen auf der hintersten der drei Sitzreihen Platz. Ich behielt den Schatten der Räder im Blick, damit uns niemand diese nach dem Einsteigen wieder vom Dach runter nimmt. Neben den Fahrer und uns stiegen noch sieben weitere Gäste zu. Das Auto war völlig überladen, aber wir waren froh über unser Transportmittel. Draußen war strahlend blauer Himmel, und mangels einer Klimaanlage wurde es sehr schnell heiß in dem Fahrzeug. Den ersten Stop machten wir nach nur einem Kilometer, denn der Fahrer musste beim Verlassen der Stadt einen Zettel ausfüllen (und möglicherweise einen kleinen Betrag entrichten). In dem Auto gab es angeregt Diskussionen, wobei die älteren Insassen tonangebend waren. Wir verstanden kein Wort bekamen aber mit, dass sich die Jüngeren nicht gegen die Aussagen der Älteren erhoben. Und falls doch ein Einwand kam, wurde er schnell niederdiskutiert. Es wäre sehr interrasant gewesen, wie der Umgang mit weiblichen Insassen gewesen wäre, aber leider saßen nur Männer in dem Auto. Die Landschaft zog für unsere Begriffe zu schnell an uns vorüber. Noch gestern mussten wir uns durch die Steinwüste quälen; und heute erledigt dies ein Auto. Eine gute Erfahrung; trotz der Strapazen die Fahrradkilometer nicht zu missen. Selbst die beiden Anstiege auf der Strecke nahmen wir noch mit gut 40 km/h (schneller ging es wegen den zehn Insassen allerdings auch nicht). Die 115 Kilometer nach Zagora waren in weniger als zwei Stunden abgespult; und wir hatten irgendwie das Gefühl, nichts von der Landschaft gesehen zu haben. An dem örtlichen Taxistand wurden wir gegen 11 Uhr problemlos raus gelassen. Die Räder wurden vom Dach geholt und das Gepäck befestigt.

so siehts in der Hütte aus

unser Essen von gestern Abend

über diese Schotterpiste mussten wir 4km im dunkeln fahren

Mäfju in M´mahmid

unsere Räder werden auf dem Taxidach befestigt

zu zehnt im Taxi

nach rund 100 km hatten wir Zagora erreicht

Nun mussten wir irgendwie die 90 Kilometer nach Agdz schaffen. Unser Plan war, etwas außerhalb der Stadt zu trampen. Wir wollten nicht wieder Taxi fahren, aber gegen einen Wohnwagen oder Pickup hatten wir nichts einzuwenden. Es war nicht so, dass wir zu faul gewesen wären zu fahren, aber uns schien ein halber Tag Puffer zurück nach Marrakesh einfach besser, und so kauften wir noch schnell Wasser und Fladen und stellten uns 11:20 Uhr an die Straße. Das Resultat nach 90 Minuten Wartezeit war ernüchternd: ein Militärwagen hatte angehalten, jedoch hatte es zuwenig Platz unsere Räder mit zu nehmen. Kein Wohnwagen oder Pickup hatte gestoppt, sodass wir uns noch ¾ Stunde Zeit gaben, bis wir wohl oder über selbst hätten fahren müssen. Während der Wartezeit cremten wir uns ordentlich ein, denn die Sonne brannte erneut sehr stark vom Himmel und wir hatten erst gestern einen Sonnenbrand bekommen. Und dann passierte etwas Überraschendes. Zwei Reiseradler tauchten auf und legten einen Stopp bei uns ein. Wir erzählten von unseren Vorhaben und die beiden meinten sogleich, dass wir mit ihnen mit fahren sollen. Wir gaben uns keine Blöße und radelten motiviert los. Es stellte sich heraus, dass wir die beiden bereits gestern Abend in M’Hamid gesehen hatten. Es waren jene, die noch in der Nacht mit dem Taxi nach Zagora fahren wollten. Gernot und Simon berichteten uns, dass sie nach zähen Verhandlungen für eine stattliche Summe mitgenommen worden waren. Nachdem wir zehn Kilometer zusammen gefahren waren, trafen wir zwei Tourenradler aus Kanada, die eine Weltumradlung vorhatten. Andrew und Friedel waren uns sofort sympathisch. Interessanterweise stellten sie ihre Berichte nicht nur visuell, sondern auch akustisch ins Netz, und so gaben wir ein kurzes Interview über unsere Reise und die Raderlebnisse in Marokko. Die Website der beiden ist unter www.travellingtwo.com nachzulesen. Ende Mai waren sie gerade in Irland unterwegs gewesen. Nach dem kurzen Plausch auf Deutsch und Englisch fuhren wir weiter. Lustigerweise hatten die Kanadier gedacht, dass wir mit Gernot und Simon schon seit langen befreundet waren, dabei waren wir erst seit einer Stunde mit ihnen unterwegs.

Mäfju beim trampen

der einzige Anhalter war von der Armee aber hatte keinen Platz



unser neuer Freund aus Österreich

zu viert gings wesentlich schneller



kurzes Interview mit zwei Kanadiern

kurzes Interview mit zwei Kanadiern

Etwa 30 Kilometer unterhielt ich mich mit Gernot, während Mäfju mit Simon quatschte. Die Landschaft zog an uns herüber, und nur wenige Male konnte ich ein Bild machen, denn ansonsten wäre ich aufgrund des hohen Tempos gnadenlos zurück geworfen worden. Das Thermometer zeigte auch heute mehr als 30°C im imaginären Schatten, sodass wir nach 50 Kilometern unsere Mittagspause einlegten. Es war bereits 14:30 Uhr, und wir hatten seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Wieder einmal gab es Berberomelette und Tee für 20 Dirham. Am Nachbartisch der Snackbar saß noch ein dunkelhäutiger Marokkaner, der uns anschließend bis nach Agdz begleiten sollte. Zwar hatten wir dieselbe Strecke vor zwei Tagen schon einmal zurück gelegt, aber aufgrund des strahlend blauen Himmels wurde die Durchfahrt durch das Draatal noch einmal zum richtigen Erlebnis. Wir verschärften nach der Pause noch einmal das Tempo, denn wir hatten für die 35 Kilometer bis nach Agdz nur noch drei Stunden Zeit, bevor die Sonne untergehen sollte. Auch der Marokkaner, dessen charakteristische Merkmale sein ständiges Lachen und eine dicke Jacke war, hielt unser Tempo mit. Er hatte kein Gepäck und konnte sich meistens im Windschatten aufhalten. Die Österreicher hatten deutlich weniger Gepäck als wir dabei und konnten deswegen ebenso schnell wie wir pedalieren. Einzig der im Laufe des Nachmittags immer stärker gewordene Gegenwind bremste unsere Fahrt. Den Wind bekam ich besonders deutlich zu spüren, als ich mich wegen ein paar Fotos zurück fallen lassen musste, um anschließend wieder an die drei heran zu fahren. Erst nach 12 Kilometern hatte ich sie etwas entnervt wieder eingeholt. Die gegenseitige Rücksichtnahme scheint der Preis für das schnelle Vorwärtskommen zu sein.

viele Räder aus der Straße

während der Mittagspause

eine schöne Kasbah am Wegesrand

ein Meer aus Palmen



... nach einem Steinsturz





17:55 Uhr hatten wir Agdz erreicht. Gernot und Simon wollten in der Stadt bleiben, aber Mäfju und ich zogen es vor, wild zu zelten. Wir kauften noch schnell Cola und Wasser, verabschiedeten uns von den beiden und radelten Richtung Westen. Die Sonne war bereits unter gegangen, und wir wollten und konnten nicht mehr weiter fahren. Immerhin hatten wir innerhalb von fünf Stunden mit einer Mittagspause mehr als 100 Kilometer zurück gelegt. 20:30 Uhr und wenige Kilometer hinter Agdz fanden wir menschenleeres Terrain und bauten unser Zelt in einer Senke auf. Wir befanden uns etwa dreihundert Meter von der Straße entfernt und waren von dort nicht einzusehen. Das Zelt bauten wir mit Hilfe unserer Taschenlampen auf und das Abendbrot nahmen wir ebenfalls im Dunkeln ein. Schnell fanden wir Schlaf, denn zumindest in der zweiten Hälfte des Tages hatten wir uns ordentlich verausgabt.

dieser Marokkaner begleitete uns einige Stunden

Verabschiedung in Agdz

unsere Zeltstelle in der Senke


Statistik zum 06ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
102,75 km
Gesamtkilometer
598,05 km
Höhenmeter
420 (4335)
maximale Höhe
975 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
21,63 km/h
reine Fahrzeit
5:00:20 h (28:54:02 h)
Start
8:00 Uhr
Ziel
18:20 Uhr
TopSpeed
50,8 km/h
Temperatur
7 - 29 °C
Übernachtung
10 km westlich von Agdz
Übernachtungshöhe
954 m über NN
Trinken


2,5 Liter Wasser
0,5 Liter Cola
0,3 Liter Tee
Stärkungen


1 Riegel
Dextro
Bonbons
Ausgaben

65 DH (6,5 Euro) für Taxi
20 DH (2,0 Euro) Mittagessen
18 DH (1,8 Euro) Essen&Trinken

Tag 5
/ Tag 7






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