Tag 10: 12.02.07 (115 km): Abfahrt ins Grüne
rosa gefärbte Berge am Morgen

Ich erwache früh 6:30 Uhr nach einer grauenhaften Nacht. Meine Isomatte hat nach vielen Touren ihren Geist aufgegeben und hält die Luft nicht mehr. So war die Übernachtung ein eher härteres Vergnügen. Uns beiden steckt die Anstrengung des vergangenen Tages noch in den Knochen, und wir stehen erst 7:30 Uhr auf. Außerdem kommt die Sonne noch nicht über die umliegenden Berggipfel, und auf über 2000m ist es ziemlich kalt.
Trotz Rumgebummel starten wir 9:15 Uhr in diese Etappe. Überraschenderweise geht es anfangs noch einmal kurz bergauf, nach ein paar Kilometern dann aber stetig bergab. Wie schon im Reiseführer angekündigt, bietet die Abfahrt fantastische Ausblicke, und selbst ich erliege ab und an der Schönheit und unterbreche die Fahrt. Conny ist jedoch weit zurück, weil er natürlich nicht widerstehen kann und unzählige Photos knipst. Leider führt die Abfahrt nach einer Weile im Schatten entlang und in unseren kurzen Radhosen ist es mächtig kalt. An einer sonnigen Stelle warte ich auf Conny, und wir rollen fortan gemeinsam ins Tal. Auffallend ist der nicht vorhandene Verkehr, da der Pass teilweise nur einspurig ausgebaut ist, wird er von großen Fahrzeugen gemieden, und zu dieser noch frühen Uhrzeit ist auch die Touristenkolonne noch nicht hier angekommen. Wir hatten vor, die berühmte Moschee Min Tal zu besichtigen, verpassen aber durch die schlechte Ausschilderung den Abzweig und sind, als wir das bemerken, zu faul wieder bergauf zu fahren.

auch Zähne putzen muss sein..

Conrad kurz vor der Abfahrt

der hohe Atlas

waghalsige Serpentinen erwarten uns

der Stall einer Ziegenherde

eins der wenigen Bergdörfer im Atlas

die erste Moschee des Tages

eine resaturierte Kasbah

Nach ca. 50km bergab kaufen wir ein. Vor dem kleinen Laden wird mein Lenkerbild von den umstehenden Männern sehr bewundert. Die blonde Luise macht ganz offensichtlich mächtig Eindruck. J Voll bepackt geht es fortan auch ab und an ein Stück bergauf, und als mir die Cola an einer Bodenwelle vom Gepäckträger fällt, müssen wir Mittag machen. Mir ist das nur Recht, da ich eine Pause gut gebrauchen konnte. Unsere Einkäufe schmecken mir an diesem Tag besonders gut. Vielleicht liegt es aber auch an der wieder schöner werdenden Umgebung und der daraus resultierenden guten Laune. Frisch gestärkt geht es weiter Richtung Marrakesh. Als wir durch ein kleines Dorf fahren, treffen wir plötzlich auf zwei bekannte Gesichter. Die zwei Tschechen, die wir schon in M’hamid getroffen haben, stehen am Wegesrand und warten auf ihre Mitfahrgelegenheit. Sie erzählen, die sie die 100 Kilometer bis nach Zagora mit dem Bus gekommen sind. Ich schüttele nur mit dem Kopf und verfluche die Art in diesem Land Geld zu verdienen, denn uns hatte man erzählt das wir nur eine (teures) Taxi für sieben Euro benutzen können. Nach ein paar Minuten schwatzen geht es für uns weiter. 10km vor Asni gilt es, noch 300 Höhenmeter nach oben zu fahren. Ich gebe mächtig Gas und will am letzten Anstieg, mal testen, wie sich die Form in den 10 Tagen entwickelt hat. Conny ist etwas verärgert, da seine Getränke alle sind, und ich die noch volle Flasche habe. So muss er die letzten Kilometer des Anstiegs ohne Wasser fahren und ist oben halb verdurstet. In Asni wollen wir Postkarten kaufen, es gibt aber keine schönen Motive, und wir fahren schnell weiter, da die am Markt ansässigen Händler schon auf uns aufmerksam geworden sind und ein Geschäft wittern. Wir beschließen für uns, bis kurz vor Marrakesh zu fahren und noch eine Nacht im Zelt zu verbringen.

Mäfju am Gemüsestand



die Dörfer heben sich nur gering vom Gestein ab

Die letzten Kilometer führen durch ein sehr enges Tal, in dem es immer wieder auf und ab geht. Leider ist es hier nicht möglich, eine Zeltstelle zu finden, und als wir das Tal verlassen, ist die Randbebauung schon so dicht, dass es nahezu unmöglich wäre, unbemerkt irgendwo sein Zelt aufzubauen. 23km vor Marrakesh entschließen wir uns schließlich, in eine Olivenplantage einer Ortschaft zu fahren, da diese guten Sichtschutz zur Straße bietet. Die Plantage ist in mehrere kleine Parzellen aufgeteilt, die durch hüfthohe Dornenhecken und Wassergräben voneinander getrennt sind. Wir finden keinen Eingang und müssen unser gesamtes Gepäck den ungemütlichen Weg über die Hecken tragen. Endgültig zufrieden sind wir dann mit einem Platz auf einer recht buckeligen, gemähten Wiese etwa 100m von der Straße entfernt. Dort bauen wir das Zelt unter einem Baum auf. Ich befürchte noch, dass der zu diesem Feld gehörende Bauer sicher abends noch einen Kontrollgang über sein Feld machen wird und wir entdeckt werden. Aber vorerst genießen wir den Abend. Nach einer für diesen Urlaub recht gründlichen Reinigung relaxen wir in der Abendsonne. Als es dämmrig wird, gibt es Abendbrot. Als wir gerade dabei sind kommt, wie von mir befürchtet, der Bauer zu seinem Feld. Als erstes sehe ich den Trick wie er die Dornenhecken bezwingt. Es gibt nämlich eine Stelle, an der sich die Hecke wie eine Tür 90° öffnen lässt. Dieses Wissen hätte uns einige Kratzer und akrobatische Sprünge erspart. Der Mann ist sehr nett und setzt sich zu uns. Essen möchte er nichts, weil er uns zu verstehen gibt, dass er gerade erst gegessen hat. Die Kommunikation ist sehr, sehr schwierig, weil er nur Arabisch spricht. Mit Händen und Füßen schaffen wir es aber, wenigstens minimale Informationen auszutauschen. Sichtlich stolz ist er auf sein Handy, was er mir mehrmals vorführt. Als es fast ganz dunkel ist, verabschiedet er sich wieder, weil er am nächsten Morgen zur Arbeit muss und so leider auch unsere Einladung zum Frühstück ausschlagen muss. Auch er will uns noch zu einem Tee in sein Haus bitten, aber wir sind so müde, dass wir lieber ins Bett wollen. Kurz nachdem er weg ist, machen wir auch genau das.

Mäfju kurz bevor wir die Zeltstelle finden
unsere Zeltstelle auf dem Acker


der Besitzer des Acker begrüßt uns herzlich

Mäfju und unser marokkanischer Gastgeber


Statistik zum 10ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
115,36 km
Gesamtkilometer
1003,18 km
Höhenmeter
811 (9451)
maximale Höhe
2050 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
22,5 km/h
reine Fahrzeit
5:01:41 h (49:15:31 h)
Start
9:10 Uhr
Ziel
16:30 Uhr
TopSpeed
48,7 km/h
Temperatur
10 - 29 °C
Übernachtung
25 km vor Marrakesh
Übernachtungshöhe
674 m über NN
Trinken

2,5 Liter Wasser
0,7 Liter Cola
Stärkungen

1 Riegel
Dextro
Ausgaben



45 DH (4,5 Euro) für Fladen, Wasser, Orangen, Fisch, Snack, "Nutella" und Cola
8 DH (0,8 Euro) Mittagessen

Tag 9
/ Tag 11













Jedes Bild ist einfach per Klick zu vergrößern - das Höhenprofil wurde mit einem Ciclo Master 430 erstellt. Die entsprechende DAT-Datei gibt es hier im download (80 KB)

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