Tag 1: 10.09.2005 (134 km): Mit Min durch den Großstadtjungel 

Mein Rad am Start im staykorea - Hostel

So, heute sollte es nun los gehen. Ich war schon etwas nervös. 7 Uhr klingelte der Wecker, dann Zähne geputzt und das Rad bepackt. Draußen war Sonnenschein. Min rief noch einmal an und gab sein OK, dass wir starten konnten. Bei Regen wäre er nämlich nicht gefahren. 8.30 Uhr verließ ich meine Unterkunft. Wie gewohnt, waren die ersten Meter auf dem vollbepackten Rad noch sehr wacklig. Die Steigerung von einem Westler in Südkorea ist wohl die eines Westlers auf einem Fahrrad und so zog ich alle Blicke auf mich, als ich zu unserem Treffpunkt fuhr. Ich wartete noch 10 Minuten auf Min und als er kam, konnte es los gehen. Nach zwei Kilometern auf der überfüllten Straße hatten wir den Hang River erreicht. Von dort konnten wir einen Radweg benutzten, der direkt neben dem Fluss aus der Stadt führte. Hier war auch die Jogging bzw. Radfahrstrecke vieler Koreaner, die ebenfalls sehr interessiert auf mich und mein Fahrrad guckten. Es war warm aber trocken. Ich kam ordentlich ins Schwitzen. Min traf dann noch zufällig fünf Arbeitskollegen, die ihm kaum glauben wollten, als er ihnen erzählte, dass ich einmal allein durch Korea fahren will.

bevor es lof ging ließ ich mein Hinterrad zentrieren
letztes Bild vor dem Start

Min am Han - River

"er fährt allein durch Korea" Min mit seinen Arbeitskollege

in einem Vorort von Seoul

Luxushäuser vor den Toren der Hauptstadt

Es war topfeben und so rollten wir mit hohen Tempo aus Seoul nach Seongwan. Dies war ein 500.000 Einwohner Vorort der Hauptstadt, der fast ausschließlich aus Wohnhochhäusern bestand. Wie Min mir erzählte, wurden hier die teuersten Hochhäuser des ganzen Landes gebaut. Irgendwo in einer Straßenschlucht befand sich auch Mins Lieblingskaffee und hier machten wir Mittag. Min zeichnete mir in meine Karten den weiteren Streckenverlauf ein, auf denen ich verkehrsarme Verhältnisse vorfinden sollte. Bisher hatten wir 40 Kilometer geschafft und das bei drei Stunden Fahrzeit. Min bezahlte die 20 $ für die Sandwichs und den Kaffee. Ich fühlte mich bisher sicher, aber da waren wir auch nur Radwege gefahren. Jetzt sollte es das erste Mal auf einer normalen Autostraße weiter gehen. Die Straße 1 war stark befahren und mittlerweile zeigte das Thermometer mehr als 27°C im Schatten. Nach 60 Kilometern machten wir (14 Uhr) eine weitere Pause und aßen ein Eis. Min rief seinen Freund an, der ganz in der Nähe wohnt und an der Westküste ein paar Tage mit seinem Wohnmobil Urlaub macht. Ich sollte dann gleich morgen bei ihm vorbei schauen. Das waren noch 270 Kilometer.






Min zeichnet mir den weiteren Streckenverlauf in seinem Lieblingscafé in die Karte ein

Wenn ich Gas gebe, dann kann ich es bis morgen Abend schaffen. Ich hatte ein Ziel und war guten Mutes. Das war auch wichtig, denn jetzt verließ mich Min. Er wollte wieder zurück nach Seoul fahren und wenn er bei Helligkeit ankommen wollte, musste er nun leider umdrehen. Jetzt war mir schon etwas mulmig, aber so hatte ich es ja gewollt. Kurz nachdem ich alleine fuhr, verlor ich eine meiner Vordertaschen. Zum Glück ist kein Auto drüber gefahren, aber das stärkte nicht gerade mein Vertrauen in das ganze Unternehmen. Wenig später kam Osan und ich musste direkt durch die Stadt fahren. Sie war völlig verstopft und sechsspurig. Ich bahnte mir den Weg mit Hilfe meiner sechs koreanischen Straßenkarten. Die Ausschilderung an den Straßenschildern war koreanisch und English. Meine Karten zeigten lediglich die koreanischen Zeichen. Eine koreanische Freundin hatte mir einen Koreaatlas auf English geschickt, den ich aber nun nicht verwenden werde, da ich auch mit den faltbaren koreanischen Straßenkarten gut hin komme. Nächstes Ziel war Pyeongtaek auf der Bundesstraße 1. Der Verkehr war extrem. Ich musste mich sehr konzentrieren und stärkte mich mit einem Mars und Keksen. Zudem kaufte ich Cola und Wasser nach.

auf dem Weg in den Süden
Min verlässt mich nach 60 km

nach 80 km war immer noch dicker Verkehr

... und teilweise kam der Verkehr völlig zum erliegen

Rastpause an der Baustelle

Am Ende des Tages hatte ich mehr als 5 Liter auf dem Rad getrunken und am Nachmittag waren es sogar mehr als 30°C, obwohl es bedeckt war. Ich ließ dann auch Pyeongtaek hinter mir. Auffallend waren die extrem vielen Hochhäuser (Wohnapartments). Der Verkehr ließ nicht nach und ich hatte schon mehr als 100 Kilometer gegen 16:15 Uhr geschafft. Nun waren es noch 2,5 Stunden bis zum Sonnenuntergang. Ich bekam etwas Bauchschmerzen, aber ich musste noch etwa 30 Kilometer fahren, um die große Bundesstraße verlassen zu können. Mich beunruhigte die allgemeine Zeltplatzlage. Sie war mehr als schlecht und nirgends sah ich eine freie Wiese. Alles war mit Reis bepflanzt. Meine Hoffnung war die 691. Dies war eine kleine Straße, welche von der Bundesstraße wegführte und, laut Min, relativ verkehrsarm ist. Bis Cheonam wurde es auch nicht besser – nur hügeliger. Ich fuhr langsam an meine Grenzen. Trotzdem musste ich es vor Sonnenuntergang schaffen. Noch einen Schluck Cola und weiter ging es. Einige Autos hupten mich an. Extremer als ich waren nur zwei Marathonläufer, die unter Polizeieskorte auf der sechsspurigen Straße ihren Wettkampf ausübten. 20 Kilometer vor der 691 und eine Stunde vor sunset hatte ich Cheonam hinter mir gelassen. Das Ziel rückte immer näher und so gab ich weiter Vollgas. Nach einer weiteren Powerstunde zum Abend, schaffte ich es rechtzeitig zum Abzweig. Die Sonne verschwand gerade rechts hinter den Bergen. Auf der 691 war kein Verkehr und zum ersten Mal (nach 130 km) machte die Fahrt Spaß. Auch hier gab es viele Reisfelder, die bis an den Wald auf den Hängen führten. Es gab also keine Zeltstellen.

Beifall vom Serviceteam der Marathonläufer

endlich gehts zur verkehrsärmeren 691

Noch zwanzig Minuten, dann würde es dunkel sein. Ich erreichte ein Dorf mit einer christlichen Kirche (in Südkorea leben die meisten Christen Asiens). Laut meines Radkumpels Robert bekommt man in jeder Kirche eine Dach über den Kopf. Also schellte ich an der Tür der Kirche, jedoch machte mir keiner auf. Ich fand einen ungenutzten Gemeinderaum mit einer Tisch-Tennis-Platte und Schlagzeug. Es sah gepflegt aus. Im Gemeindeklo wusch ich mir mein Gesicht und verstaute schon mal meine Sachen in dem Zimmer. Ich klingelte erneut und nun machte mir eine sichtlich überraschte Pfarrersfrau auf, die nicht so recht verstand was ich wollte, aber ihr OK gab, dass ich die Nacht bleiben durfte. Ich war happy und rollte meinen Schlafsack aus. Während ich so an der Tisch-Tennis-Platte saß und Abendbrot aß kam noch der Pfarrer mit seinem 12jährigen Sohn. Ich zeigte ihnen meine Photos, die ich extra für solche Gelegenheiten mit genommen hatte. Sichtlich erfreut schauten die zwei sich meine etwa 200 Bilder an. Ich schenkte dem Kleinen eine europäische Münze, die er voller Stolz in seine Sparbüchse mit anderen ausländischen Münzen steckte. Es folgte eine Einladung auf ein Abendessen bei den netten Leuten. Es wurden mir zahlreiche Schüsseln mit teils scharfen Gerichten gereicht. Ich aß im Schneidersitz auf dem Boden und es schmeckte lecker. Die Frau des Pfarrers hielt sich im Hintergrund auf. Der Pfarrer verstand etwas english und so konnten wir zumindest Smalltalk reden. 21:45 Uhr legte ich mich in meinen Schlafsack und schlief sehr schnell ein.

es gibt nun immer mehr Reisfelder

es gibt viele christliche Kirchen in Südekorea

mein Zimmer für die Nacht

Brot und Wurst auf der Tisch - Tennis - Platte

mein Gastfeber und sein Sohn beim Bilder anschauen

mein zweites Abendessen bei meinen Gastgebern

die Pfarrersfamilie

Statistik zum 01ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
134,34 km
Gesamtkilometer
134,34 km
Höhenmeter
393
maximale Höhe
80 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
22,15 km/h
reine Fahrzeit
6:03:51 h
Start
08:45 Uhr
Ziel
18:30 Uhr
TopSpeed
51,8 km/h
Temperatur
24 - 32 °C
Übernachtung
----
Übernachtungshöhe
42 m über NN
Stärkungen (Conrad)


2 Sandwitches
Kekse
Eis
Snickers
Trinken (Conrad)


3,5 Liter Wasser
1,0 Liter Cola
0,5 Liter Kaffee
Ausgaben
1,8 Euro für Getränke

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