Tag 16: 25.09.2005 (96 km): das Finale am Meer

der Sonnenaufgang über dem Ostmeer

5:55 Uhr: kurz vor Sonnenaufgang
5:58 Uhr: kurz nach Sonnenaufgang

Diese Nacht hatte ich außerordentlich schlecht geschlafen, denn mir ging es die ganze Zeit im Magen um. Wahrscheinlich lag es am Fisch von gestern Abend. Als ich 5:15 Uhr erneut hinter den Büschen verschwinden musste, war es sternenklar und der große Hund stand hoch am Firmament. Ich stellte mir den Wecker auf 6 Uhr, um den Sonnenaufgang zu sehen. Das wäre aber eigentlich nicht notwendig gewesen, denn mein Durchfall zwang mich sowieso, 5:55 Uhr aufzustehen. Just in diesem Moment ging die Sonne auf. Ich machte drei Fotos und legte mich wieder ins Zelt, konnte jedoch nicht weiter schlafen. Ich wälzte mich noch etwas im Zelt hin und her und aß dann gegen 8 Uhr Frühstück. Eine gelbe Schlange hatte sich bei meinen Schuhen aufgehalten und verkroch sich ins Gestrüpp, als ich sie mir anziehen wollte. Gegen 9 Uhr war das Zelt zusammengebaut und ich konnte bei herrlichen Sonnenschein meinen letzten Tourtag beginnen.

mein Zelt auf der größten Wiese von Korea (die ich gesehen hatte)

organisierte Unordnung



9:45 Uhr fuhr ich dann auf die größere Küstenstraße „7“. Hier gab es ordentlich Gegenwind, der mich auf 17 km/h ohne erkennbare Steigung abbremste. Vorbei an Uljin fuhr ich weiter auf der vierspurigen, aber nicht besonders stark befahrenen Straße. Wie bereits befürchtet, war es ein einziges Kilomtergeschruppe, denn landschaftliche Highlights fehlten und das Meer war nicht einmal in Sichtweite. Die Steigungen waren teilweise recht anspruchsvoll und immer wieder ging es hoch und runter. Die Maximalerhebung war 100 Meter aber am Ende des Tages kam ich auf fast 1000 Höhenmeter. In der Mittagszeit bekam ich ordentlich Hunger. Dies war ein gutes Zeichen, denn aufgrund meiner Magenverstimmung hatte ich am Morgen sehr wenig gegessen. Da auch meine Wasserreserven zur Neige gingen, wurde es allerhöchste Zeit, einkaufen zu gehen. 20.000 Won (18 Euro) hatte ich ja noch übrig. Vor der nächsten Ortschaft musste ich jedoch zwei Tunnel mit je 400 Meter Länge passieren. Ich aß ein paar Dextronergie, setzte die Brille auf und los ging die Fahrt. Ich müsste mich bei dem Lärm, den die Laster und PKWs verursachten, sehr konzentrieren, schaffte es aber, unbeschadet das Ende der Tunnel zu erreichen. Die beiden Tunnel waren nicht in meinen Karten verzeichnet (Stand: 2003). Es gab in dieser Gegend wenige Bäume, wahrscheinlich wurde die Straße erst kürzlich angelegt. Links von mir lagen die Berge und zu meiner Rechten konnte ich auch endlich wieder das Meer sehen. Ich fuhr bis nach Wondeok und kaufte eine riesige Toastpackung, Möhren, Wurst, Cola und Wasser für 8 Euro. Ich versuchte, noch einmal Geld abzuheben, aber das funktionierte mit meiner Sparkassenkarte nicht, sodass mir tatsächlich nur noch 8 Euro bis zum morgigen Montag blieben. Ich suchte mir eine gemütliche Stelle am Strand und aß Mittag. 40 Kilometer waren bisher geschafft. Heute waren auch wieder die zahlreichen Militärposten neben der Straße auffallend. Auch waren immer mehr Strände mit Stacheldraht abgesperrt. Wenn das so weiter geht, besteht sicherlich keine Chance, am Meer zu schlafen.

drei Tunnelfahrten standen heute auf dem Programm

... für Radfahrer frei



Angler am Meer

die Ostküste

ein weitere toller Ausblick

kleine Inselchen

hier wurde erst kürzlich gerodet



Nach meiner Mittagspause fuhr ich 12:45 Uhr weiter. Nun musste ich nur noch 40 Kilometer bis zu meinem Ziel Samcheok radeln. Die Steigungen wurden noch einmal heftiger aber das machte mir nichts mehr aus, denn ich hatte das Ziel fest im Visier. Zu meiner Freude motivierten mich noch einige Autofahrer, die mir Anerkennung und Respekt zollten und mir etwas Motivierendes zuriefen. Jetzt zeigte mein Fahrradcomputer 30°C im Schatten. Zum Glück hatte ich mich heute morgen eingecremt. Trotz der sehr heißen Tage zu Beginn der Tour hatte ich keinen Sonnenbrand bekommen. Kurz vor meinem Ziel kam noch ein 600 Meter langer Tunnel. Er war zugleich der längste der gesamten Tour, aber zum Glück kam während meiner Durchfahrt kein einziges Auto. Nach dem Tunnel musste ich nur noch einen Berg runter rollen und war nach 1700 Kilometern am Ziel meiner Koreatour !!!

Ich schaute am örtlichen Hafen vorbei, aber wie ich bereits befürchtet hatte, gab es keinen Strand. Es war jedoch erst 15:30 Uhr und ich hatte noch drei Stunden Zeit, etwas Vernünftiges zu finden. Ich fuhr also noch zu einem Aussichtspunkt, wobei mich die 10%-Steigung ordentlich ins Schwitzen brachte. Ein Koreaner machte noch ein Bild von mir und wies mich auf meine profillosen Reifen hin. In der Tat waren sie fast völlig abgefahren, aber sie hatten ja schon etliche Kilometer auf dem Buckel. Die Bremskraft war nun auch deutlich eingeschränkt, aber bis auf den Platten auf Jeju-Island und dreimaligen Nachölen war ich problemlos durchs Land geradelt. Auch von dem Aussichtspunkt sah ich keine Möglichkeit zu campen. So bin ich dann fünf Kilometer, zu dem vom lonelyplanet empfohlenen Strand, geradelt. Dort angekommen, wurde ich ein weiteres Mal enttäuscht, denn der Strandabschnitt war sehr klein und umgeben von Hotelanlagen. Das alles wäre noch gegangen, aber das Militär patrollierte auch hier. Ich schaute noch zum nächsten Strand (wieder einen Hügel 10% hoch und anschließend runter), aber dort zeigte sich das gleiche Bild. Zudem war dieser Abschnitt sogar mit Stacheldraht gesichert. Ich bin etwas genervt und erschöpft zurück in die Stadt gefahren und im Zentrum suchte ich mir ein Motel. Ich fand recht schnell etwas und konnte den Preis von 23 auf 18 Euro runter handeln. Dummerweise hatte ich nur noch 10 Euro bar mit dabei. Also ließ ich im staykorea in Seoul anrufen, damit der Motelbesitzerin mein Problem übersetzt werden konnte. Ich wollte morgen Geld von der Bank holen. Die Motelbesitzerin erkannte etwas genervt meine Notlage und gab mir den Schlüssel zu meinem Zimmer. Ich konnte mich das erste Mal seit vier Tagen duschen und aß dann Toast mit Wurst. Bereits gegen 21 Uhr war ich total müde und schlief recht schnell tief und fest ein.

der Hafen von Samcheok

mein Samcheok nach 1700 Kilometern


Statistik zum 16ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
95,74 km
Gesamtkilometer
1588,73 km
Höhenmeter (Gesamt)
943 m (10403 m)
maximale Höhe
120 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
16,8 km/h
reine Fahrzeit
5:40:46 h
Start
09:45 Uhr
Ziel
17:45 Uhr
TopSpeed
50,4 km/h
Temperatur
21 - 33°C
Übernachtung
Motel in Samcheok
Übernachtungshöhe
10 m über NN
Trinken

3,0 Liter Wasser
1,5 Liter Cola
Ausgaben

18 Euro Hotel
8 Euro Einkauf

Tag 15 / Tag 17


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