Tag 12: 21.09.2005 (85 km): mit Starkregen zum Sitz der Silla-Dynastie

Fotoshooting mit meinem Fahrrad

In der Nacht hatte es geregnet. Ich war 7 Uhr zum Frühstück verabredet, deswegen bin ich relativ früh aufgestanden. Meine Gastgeber hatten traditionell im Wohnzimmer auf dem Boden geschlafen. Als ich kam, räumten sie gerade das Bettzeug weg. Wir aßen gemeinsam Frühstück und die Frau machte sich noch fertig für die Arbeit. 8:20 Uhr kam ihr Sohn im Tarnanzug. Er schien etwas geschafft und widmete sich zuerst den Briefen seiner Freundin. Im Gegensatz zu seiner Mutter schien er nicht sehr überrascht oder erfreut, mich zu sehen. Auch die Begrüßung seines Vaters war gewohnt kühl. Bei mir hatten seine Eltern zumindest mehr Wirbel gemacht. Gegen 8:30 Uhr bin ich dann zurück zu dem Zelt und wischte es mit Klopapier trocken. Gerade als ich fertig war, fing es erneut an zu regnen. Ich baute alles schnell zusammen und war bereits kurz nach 9 Uhr starklar. Mein Gastgeber wollte mich zum Bleiben überreden, denn in den kommenden Stunden sollte es erneut Niederschläge geben. Ich wollte mich jedoch auf den Weg machen, denn ich hatte maximal sechs Tourtage und die wollte ich nutzen. Weil es immer wieder regnete, kam ich erst 11 Uhr los.

bevor es los ging, trocknete ich noch meine Zeltplane

einmal mehr bedeckter Himmel ..

der beste Wundschatten meiner Tour
radeln auf der Autobahn

Mittagspause neben der Frauensauna

Wie ich bereits auf der Karte gesehen hatte, kamen zwei Berge mit 140 und 167 Meter Höhe. Das Wetter blieb stabil ohne Regen. Zudem war die Straße fast ohne Verkehr, sodass die Fahrt wieder Spaß machte. Nur bei der zweiten längeren Abfahrt fror ich etwas. Es waren etwa 20°C im Schatten. Ich sah Yangsan am anderen Ufer des Heunguyang-River. Der Verkehr wurde dichter. Spätestens bei der Überfahrt auf die „35“ wurde er mir zuviel und ich hatte erst 21 Kilometer geschafft. Ich hatte wenig getrunken und weil ich so spät los gekommen war, hatte ich bereits 13 Uhr Hunger. Neben der Straße gab es keine Möglichkeit, das Rad abzustellen und für ein paar Minuten gemütlich zu essen. Also steuerte ich auf das Gelände eines Hotels zu und aß an einer Holzhütte Toast mit Pflaumenmus. Den Pflaumenmus hatten mir meine Gastgeber zusammen mit 10.000 Won heute morgen geschenkt. Die Wolken hingen noch immer tief und in meiner Richtung schien es bereits zu regnen. Ich zog mir meine Fliesjacke drüber. Plötzlich ging die Tür neben mir auf, und eine Frau in Handtuch gewickelt schaute raus. Sie war wohl ebenso über mich überrascht, wie ich über sie (nur das ich nicht schrie). Sie machte die Tür schnell wieder zu und mir wurde klar, dass ich genau neben der Frauensauna gesessen hatte. Kurz nachdem ich los gefahren war, begann es zu regnen. Ich zog mir daraufhin das Flies aus und die Regenjacke an. Ich stellte mich, auch für ein paar Minuten unter. Da es jedoch in absehbarer Zeit nicht aufhören würde zu regnen, entschloss ich mich weiter zu fahren. Mein Ziel war die historische Hauptstadt der Silly-Dynastie.

der Taifun zwang mich zur Pause unter einer Brücke

trotz des Wetters versuchte ich mich zu motivieren

aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit hängen die Wolken sehr schwer

Bis Gyeongsan waren es nur noch 39 Kilometer. Der Regen wurde stärker und ich musste mich einfach motivieren durchzubeißen. Nach fünf Minuten hatte ich nasse Füße und durch einen 174 Meter hohen Hügel kam ich noch ins Schwitzen. Die Abfahrt machte aufgrund der nassen Straße auch keinen Spaß. Ohne weitere Pause erreichte ich am späten Nachmittag Gyeongju. Ich befand mich in einer anderen Welt. Die historischen Häuser und die Abendstimmung mit dem Regen gaben dem Ganzen eine besondere Stimmung. Ich fuhr nach Downton und nahm mir das erst beste Hotel für 25.000 Won (22 Euro) die Nacht. Der Taifun soll auch noch morgen Regen bringen und so entschied ich mich dafür, gleich zwei Nächte zu bleiben. So bleibt mir genügend Zeit, die Stadt anzuschauen. Laut Karte sind es noch etwa drei Etappen bis zur DMZ (entmilitarisierten Zone nach Nordkorea). Von dort über die Berge zurück nach Seoul würde es noch weitere drei Tage dauern und ist wohl leider zeitlich nicht machbar. Ich werde also nach derzeitigen Stand übermorgen entlang der Küste nach Norden fahren und dann mit dem Bus oder Zug die vier Stunden zurück nach Seoul fahren. Am Abend hatte ich das Zelt zum Trocknen über meinen Schrank und die Tür gehängt und aß meinen Früchtecocktail, Pflaumenmus und Toast, auf meinem Bett. Bereits 21 Uhr wurde ich müde und legte mich schlafen.

auch im dritten Waschgang war alles noch braun

endlich konnte ich mich in ein Bett legen und die Sachen trocknen



Statistik zum 12ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
84,59 km
Gesamtkilometer
1278,27 km
Höhenmeter (Gesamt)
560 m (8506 m)
maximale Höhe
175 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
18,6 km/h
reine Fahrzeit
4:31:56 h
Start
11:10 Uhr
Ziel
17:00 Uhr
TopSpeed
47,9 km/h
Temperatur
18 - 22°C
Übernachtung
Hotel in Gyeongsan
Übernachtungshöhe
13 m über NN
Stärkungen
viele motivierende Süßigkeiten
Trinken



1,0 Liter Wasser
0,6 Liter Milch
0,5 Liter Pepsi
0,5 Liter Cider
Ausgaben
22 Euro für das Hotel

Tag 11 / Tag 13


bilder und texte sind urheberrechtlich geschützt © by conrad philipp 2002 - 2006