Tag 15: 24.09.2005 (96 km): traumhafte Ostküste

der Sonnenaufgang über dem Ostmeer

In dieser Nacht, es war immerhin erst die zweite im Zelt, hatte ich ganz gut geschlafen. Nur 0:15 Uhr und 1:30 Uhr war ich kurz aufgewacht. Mit dem Wecker bin ich dann 6 Uhr aufgewacht. 6:30 Uhr schaute ich mir den Sonnenaufgang über dem japanischen Meer an. Es war noch etwas wolkig, aber die Regenwolken des vergangenen Tages waren weiter gezogen und so versprach der Tag, endlich mal wieder etwas sonniger zu werden. Immerhin ist der letzte Tag mit einem komplett wolkenlosen Himmel fünf Tage her. Ich aß mein Frühstück, welches aus Toast mit Pflaumenmuss bestand, im Zelt. 9 Uhr hatte ich dann alles abgebaut und startete meine 15te Etappe. Die Sonne zeigte sich zaghaft und die Straße führte immer entlang des Meeres. Bei Gangu beeindruckten mich vielen Fischrestaurants. Wie ich später erfuhr, ist die Stadt das Mekka für alle Liebhaber von Meeresfrüchten. Für einen Vegetarier wäre die Fahrt zu einer echten Belastung geworden, denn es gab unzählige Aquarien mit lebendigen Krabben und der Tintenfisch trocknete mehrere Kilometer, aufgereiht auf Stangen entlang der Straße in der Sonne. Teilweise stank es etwas, aber den Geruch nahm ich für diesen seh
r exotischen Streckenabschnitt gerne in Kauf.

erst zum zweiten Mal kam das Zelt zum Einsatz
eine Gottesanbeterin auf dem Zeltdach

lebende Krabben

unverkennbar: ein Krabbenrestaurant

Krabben bei der Zubereitung



In der Mittagszeit hatte sich die Sonne durchgesetzt und es fuhr sich einfach fantastisch. Rechts das blaue Meer mit seinen teilweise hohen Wellen und über mir der wolkenlose Himmel. Die Steigungen waren nicht besonders groß und so hatte ich genügend Kraft und Nerven, zahlreiche Bilder zu machen. Allein mit der Spiegelreflex hatte ich zwei Filme á 32 Bilder verschossen. Für die Mittagspause hatte ich mir zwei Baguette für jeweils 1,30 € gekauft und zwei Fischbüchsen (800g für 1,80 €). Ich war nun gut versorgt für den Tag aber hatte dummerweise vergessen, Geld abzuheben und heute war Samstag und die Banken hatten geschlossen. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mit 28 € für die nächsten zwei Tage möglichst optimal zu kalkulieren und mindestens noch einmal, wild zu campen. Obwohl die Sonne immer intensiver schien, zeigte mein Radcomputer angenehme 25°C im Schatten. Die Anstiege waren moderat und somit hatte ich perfekte Bedingungen. Gegen 14 Uhr fuhr ich wieder auf der „7“, die leider auch wieder stärker befahren war, sodass ich die 20 Kilometer runter schruppen musste, ehe ich bei Samyl wieder auf kleinere Küstenstraßen ausweichen konnte. Ich kaufte mir an einem kleinen Laden Weintrauben. Eigentlich wollte die Verkäuferin 1,8 € für eine Traube, aber als sie mein Rad sah, musste ich nur die Hälfte bezahlen und bekam noch einen Apfel geschenkt.

starke Brandung und viel Sonne



mein Rad und das Meer

mein Rad vor einem Schrein


Mittagspause neben der Frauensauna
Der örtliche Hafen war sehr klein und bot verschiedene Photomotive. Ich wählte eine kleine Straße am Meer. Hinter einem großen Felsen bot sich mir eine traumhafte Kulisse auf das Meer und eine Ansammlung von Fischerhütten. Zudem sah es einen weißen Sandstrand. Ich zögerte nicht lange und schob mein Rad zu der Bucht, wo ich mich in den warmen Sand legte und Baguette und Fisch aß. Ich freute mich über die Exklusivität, denn wahrscheinlich war ich der erste Westler, der diesen Strand zu Gesicht bekommen hatte. Mittlerweile waren 27°C und ich ließ die Sonne auf meinen freien Oberkörper scheinen. Es war 13:30 Uhr und ich hatte 50 Kilometer geschafft. Ich schaute auf die Karte. Morgen könnte ich die Tour in Samcheok beenden. (Samcheok ist eine Stadt in der Provinz Gangwon. Die an der Ostküste Südkoreas gelegene Stadt ist vor allem durch ihre Kalksteinhöhlen bekannt, von denen die Höhle Hwanseongul die größte ihrer Art in Korea ist. 1.6 Kilometer der insgesamt 6.4 km langen Höhle wurden 1997 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Internet: http://www.samcheok.go.kr/eng/01/01.asp









ein Leuchturm an der Straße
es gibt viele Kirchen
... an der Ostküste
westliche Häuser sind in
traditionelle Farm

Blick auf ein Dorf mit vielen Reisfeldern

am Hafen

Lampen für das Nachtfischen

getrockneter Fisch

getrocknete Tintenfische

getrockneter Tintenfisch im Detail



mein Rad am Meer

rechts gehts zum beahc

fast so rot wie das Radtrickot

Angler am Meer

Von dieser Stadt fuhr auch ein Bus direkt nach Seoul. Nach meiner Mittagspause fuhr ich dann wieder zurück zur „7“. Allerdings konnte ich nach vier Kilometern erneut auf die Küstenstraße ausweichen. Auch hier fanden sich viele schöne Fotomotive. Ich sah sogar etliche bemalte Militärhäuschen am Wegesrand. Sie waren mit farbenfrohen Bildern bemalt (keine Tarnfarben) und mit einem Stacheldraht eingezäunt. Andere Militäreinheiten waren mit bewaffneten Soldaten geschützt. Ich sah sogar ein schweres Geschütz was direkt auf das Meer gerichtet war. Diese verstärkte Militärpräsenz konnte nur durch die Nähe zu Nordkorea und/oder Japan erklärt werden. Ich konzentrierte mich auf die Straße und hatte aus meinen Erfahrungen in China gelernt, keine Bilder von den Militäranlagen zu machen. Kurz bevor ich wieder zur „7“ Im Landesinnere fuhr, sah ich noch einen kompletten Strand eingezäunt und schwer bewacht. Wenn dies die Regel ist – und ich fuhr immer weiter nach Norden – dann war wohl eine Übernachtung am Strand ausgeschlossen. Ich fuhr weitere zwölf Kilometer auf der mäßig befahrenen „7“. Durch einige knackige Anstiege wurde mir die Fahrt auch nicht langweilig. Ich sah während einer rasanten Abfahrt einen Koreaner mit Rucksack und Wanderkarte. Wie ich später erfuhr ist es üblich, das Studenten ein paar Wochen durchs Land ziehen und billige oder kostenlose Unterkünfte auf dem Land gestellt bekommen. Während einer anderen Abfahrt kamen mir noch vier andere Radfahrer mit Rucksack entgegen. Wir grüßten uns herzlich, zumindest am Ende der Tour hatte ich noch Gleichgesinnte getroffen. Ich schaute auf die Karte und wählte eine Route am Meer, in der Hoffnung, dass ich einen Strandabschnitt zum campen finden werde. Am Meer angekommen musste ich feststellen das die Strände deutlich kleiner als erhofft waren und jedes zweite Haus hatte ein Minback-Schild an der Fassade. Es war zwecklos, hier kostenlos unter zu kommen. Also musste ich wild campen, um nicht meinen letzten Wom für eine Unterkunft ausgeben zu müssen. Ich holte mir noch etwas zu trinken und Kekse für überteuerte 3 € in einem Shop am Wegesrand. Ich fuhr dann zu dem besagten Strand, hielt aber die Augen für alternative Übernachtungsmöglichkeiten offen. Zu meiner Linken sah ich ein kleines Kieferwäldchen mit einer Wiese! Das war die absolute Seltenheit. Beruhigt rollte ich weiter, denn falls es nicht am Meer funktionieren sollte, dann hatte ich zumindest etwas gefunden. Einen knappen Kilometer später erreichte ich den Strand. Er war leider voll einsehbar, befand sich direkt neben der Straße und einige Hotels befanden sich in seiner unmittelbaren Nähe. Da war mir das Wäldchen sympathischer. Ich rief noch in Seoul bei dem Staykorea an, wo ich bereits eine Woche vor meinem Tourstart gewohnt hatte, dass ich übermorgen wieder in Seoul bin. Sie bestätigten mir mein Zimmer und ich radelte anschließend den Kilometer zurück und baute meine Zelt auf der Wiese auf. Auf der morgigen Etappe waren es noch etwa 100 Kilometer. Nun ist es 18 Uhr und die Sonne verschwindet hinter den Bergen. Ich aß gegen 20:30 Uhr Fisch und Baguette im Zelt. Auf meiner Isomatte liegend, lauschte ich der zeitlosen Brandung des Meeres.

Militärposten an der Straße

Militäranlage und eine gesicherter Strand

Feldweg durch die Reisfelder


das Meer am Abend


Statistik zum 15ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
95,59 km
Gesamtkilometer
1492,99 km
Höhenmeter (Gesamt)
483 m (9460 m)
maximale Höhe
110 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
16,9 km/h
reine Fahrzeit
5:40:45 h
Start
09:00 Uhr
Ziel
17:00 Uhr
TopSpeed
50,5 km/h
Temperatur
21 - 34°C
Übernachtung
auf einer Wiese bei Sangsa-Ri
Übernachtungshöhe
6 m über NN
Trinken



2,2 Liter Wasser
1,5 Liter Cola
0,5 Liter Lemmon
0,5 Liter Cide
Ausgaben
8 Euro Einkauf

Tag 14 / Tag 16


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