Tag 10: 19.09.2005 (141 km): mit Reiswein durch die Inselwelten

Gwang-Yang

Gestern hatte ich noch LIVE die Stimmenabgabe zur Bundeskanzlerwahl in Deutschland im Fernsehen gesehen. Heute Morgen 7:21 Uhr (lokale Zeit) sah ich das Ergebnis: 34,7 % SPD und 25,7 % CDU. Die Wärme hatte die Nacht im Zimmer gestanden, sodass ich erst jetzt einmal die Gardinen weg machte und das Fenster öffnete. Draußen lachte die Sonne von einem blauen Himmel. Nachdem ich gefrühstückt hatte, meine Sachen gepackt hatte verließ ich gegen 8:45 Uhr das Hotel. Die Straßen waren fast menschenleer und so machte die Fahrt bei ebener Strecke gleich von Anfang an richtig Spaß. Heute wollte ich mir die von Min empfohlenen Halbinseln im Süd des Landes anschauen. Das bedeutete zwar einen kleinen Umweg, den ich aber gerne in Kauf nehme, denn in den nächsten Tagen werde ich wohl das Meer nicht zu Gesicht bekommen. Ich suchte mir eine Strecke am Meer, die halbwegs ebenerdig war. Ich sah sogar noch einen anderen Fahrradfahrer, der aber kein Gepäck bei sich hatte. Leider war der Verkehr dicker und die Anstiege steiler als erwartet. Leider wurde der Himmel durch den hohen Sonnenstand sehr milchig, sodass Photos nur eingeschränkt machbar waren. Erstes Highlight war die Überfahrt über eine große Brücke vom Festland zu einer Inselgruppe. Von der Namhaedagyo fuhr ich auf der 77 immer entlang der Küste. Es war heiß und der Blick auf das Meer war sehr schön, auch wenn einmal mehr der Verkehr und die Anstiege nervten. In Namhae fand ich einen Bäcker, bei dem ich zwei Baguette kaufte (70 Cent das Stück). Der Bäcker war über meinen Einkauf sehr erfreut und fragte mich, ob ich aus Europa komme. Als ich wieder draußen war, sah ich ein paar Jungs, die mein Rad anschauten und meine Leistung honorierten. Nach weiteren fünf Kilometern machte ich ein Foto von einem kleinen Tempel in Secho. Mich hatten ein paar ältere Herren gesehen und winkten mich zu sich rüber. Alle zwanzig Rentner saßen unter einem Baum. Fisch wurde gerade gebraten und die einzige Frau in der Runde schenkte 21%igen Seju aus. Die Stimmung war gut und man forderte mich auf, immer wieder auf mehr zu trinken. Nach zwei Tassen hörte ich auf, denn die sportliche Ertüchtigung und der Schnaps konnten nicht gut sein. Ich blieb eine halbe Stunden bei den netten Leute, ehe ich mich wieder auf mein Rad schwang und (etwas wacklig auf den Beinen) weiter fuhr. Das sind immer solche Erlebnisse von denen man am meisten zehrt und die man immer wieder gern erzählt.

Hochhäuser in Gwang-Yang

die Golden-Gate-Brücke von Südkorea

Bäckerei mit leckerem Angebot

ein weiteres verschlafenes Dorf ..

Mittagspause mit Fisch

... und Reiswein

Am Nachmittag gegen 15 Uhr war die Sonne vollständig hinter dicken Wolken verschwunden. Es wurde auch etwas kühler, was mir sehr entgegen kam, denn zuvor war es mit 32°C im Schatten etwas zu heiß geworden. Zu meiner Linken lag das Meer und die wenigen Häuser am Wegesrand gaben dem Ganzen eine idyllische Stimmung. Während einer kurzen Pause aß ich eine Büchse Obst und schaute auf das Meer. Es passierte nicht viel. Ich schruppte die Kilometer runter und hatte mir jetzt
Chojon als Ziel ausgesucht. Nachdem ich noch einen 200 und 250 Meter hohen Berg hinter mir gelassen hatte, wurde es dämmrig. Zum Glück konnte ich die Stadt nun bereits sehen. Ich fuhr von der größeren Straße ab und rollte zum Stadtzentrum.

Bauern bei der Feldarbeit

die schöne Küste des Südens

Passion und ihre Mutter

Zuerst suchte ich die örtliche Kirche auf, um Asyl für die Nacht zu bitten. Ich fand jedoch keine Klingel und lief darauf hin zum Nachbarhaus. Es machte ein Junge in meinem Alter auf, der mich mangels Englischkenntnisse an seine Schwester verwies. Sie konnte sich gut mit mir unterhalten und beide halfen mir, eine Unterkunft zu finden. Der Junge telefonierte die näheren Verwandten und Freunde ab und Passion versuchte, mich in der Kirche unter zu bringen. Leider lehnte der Pfarrer ab und auch ihr Bruder hatte keinen Erfolg gehabt. So durfte ich mein Fahrrad im Innenhof abstellen und sie machte mir Essen. Ich suchte das Bad auf und machte mich frisch. Das Essen schmeckte wieder einmal sehr lecker. Passion servierte mir mehrere Schälchen auf einem Tablett. Neben Gimbchi gab es Fisch, Reis und natürlich eine leckere Suppe. Wenn es nach ihr gehen würde, dürfte ich bleiben, aber ihre Eltern waren noch nicht zurück. In gespannter Erwartung unterhielten wir uns noch eine halbe Stunde, ehe ihre Eltern kamen. Passions Bruder war bereits vorhin zu seinen Freunden und so lag es allein an ihr, ihre Eltern zu überzeugen. Nach 20Minuten kam sie strahlend in das Wohnzimmer und sagte, ich könne bleiben. Ich durfte sogar im Haus bleiben. Man machte mir sofort ein Zimmer zurecht und ich konnte meine Sachen ablegen und wusch meine dreckige Wäsche. Anschließend schaute ich mit Passion bis halb 12 Urlaubsbilder an. Sie war schon zweimal in Europa. Einmal in der Türkei und bei ihrem zweiten Besuch auf Städtetour. Ihr Vater saß die gesamte Zeit auf dem Sofa und beobachtete uns, dass wir nichts Unerlaubtes machen. Gegen Mitternacht bin ich dann eingeschlafen. Draußen begann es zu regnen, sodass ich sehr happy war, ein Dach über dem Kopf zu haben.

hmm .. lecker Abendbrot




Statistik zum 10ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
141,39 km
Gesamtkilometer
1056,26 km
Höhenmeter (Gesamt)
1408 m (6976 m)
maximale Höhe
208 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
19,6 km/h
reine Fahrzeit
7:01:51 h
Start
08:20 Uhr
Ziel
18:15 Uhr
TopSpeed
60,8 km/h
Temperatur
24 - 31 °C
Übernachtung
bei Passion in Chojon
Übernachtungshöhe
60 m über NN
Stärkungen
viele motivierende Süßigkeiten
Trinken

3,5 Liter Wasser
2,0 Liter Cola
1,0 Liter Cider
0,5 Liter koreanischer Wodka
Ausgaben
11,5 Euro für den Einkauf

Tag 9 / Tag 11


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