Tag 9: 18.09.2005 (115 km): die Regenschlacht

die Pfarrerskinder schauen sich beim Frühstück meine Bilder an

Ich wurde vom Pfarrer zum Frühstück geweckt. Gegen 8 Uhr durfte ich mit ihm und seinen Kindern (seine Frau blieb im Hintergrund) essen. Es gab Fisch, Gimschi, Äpfel und noch viele andere Leckereien. Der Pfarrer musste etwas früher den Tisch verlassen, denn es war Sonntag und so holte er noch ein paar Kinder mit seinem Auto aus der Umgebung ab. Mit seinen eigenen drei Kindern schaute ich mir meine mitgebrachten Bilder an und am Ende schenkte ich ihnen jeweils ein Bild mit einer Kirche. Später packte ich meine Sachen und gerade als ich 10 Uhr los fahren wollte, kam ein kurzer aber heftiger Regenschauer. Ich wartete den Schauer ab und unternahm 10:15 Uhr einen weiteren Startversuch. Die Kinder liefen mir, als ich auf der Straße war, nach denn sie hatten vergessen, mir einen Notproviant zu geben. Mit der kleinen Stärkung und einem Gruppenbild von der äußerst gastfreundlichen Familie startete meine Tour offiziell 10:20 Uhr.

Fotoshooting mit der Pfarrersfamilie



dunkle Wolken und das Meer

Das Terrain war sehr flach und die Straße lag direkt am Meer. Leider befanden sich dunkle Regenwolken am Himmel, sodass die Ausblicke auf das Wasser nicht ganz so toll waren. Wegen das nassen Straße und dem gebundenen Dreck wurde ich schnell schmutzig. Ich fuhr von der 845 auf kleineren Straßen. Die Hügel waren nicht höher als 100 Meter und so ging es recht schnell voran. Die Straße führte durch zahlreiche Reisfelder und immer wieder gab es vereinzelte Schauer. Heute war das Vollmondfest und alle Koreaner sind zu ihren Verwandten gefahren. Es setzte eine regelrechte Völkerwanderung ein, denn alle jungen Leute besuchten ihre Eltern auf dem Land. Für mich bedeutete dies überfüllte Straßen und überraschend viele junge Leute in der Countryside. Aber nicht nur die älteren Menschen wurden an diesen Tage geehrt. So besuchen alle Familienmitglieder die Grabhügel ihrer Ahnen und aßen dort Mittag und verbrachten den Nachmittag in dessen Nähe. Bei Bodgo kam noch ein heftiger Schauer und ich musste mich in ein Bushäuschen retten. Da es Mittagszeit war, aß ich einen Apfel und die süßen Reisbällchen meiner Gastgeber. Ich konnte nach dem Schauer nur ein Stück fahren, denn dann regnete es wieder sehr stark und ich stellte mich in einer Werkstatt unter. Ich war gut nass und hatte Zeit, mir über den weiteren Streckenverlauf Gedanken zu machen. Die Entscheidung gegen Pusan verstärkte. Die Millionenmetropole ist zwar sehenswert, aber für den Radfahrer mehr Qual als Entspannung. Ich suchte jetzt auf der Karte einen Weg durch Berge, welche weit um Pusan führten. Über die historische Stadt der Silly-Dynastie Gyeongpu wollte ich dann zum Pazifik radeln.

in der Provinz schätzt man ein Weißbier

da macht Fahrrad fahren spaß !!

teilweise war der Randstreifen zugeparkt

Nachdem der Regen nachgelassen hatte, fuhr ich weiter auf der „2“. Auf der zweispurigen Straße musste ich Vollgas geben, denn der Randstreifen war nur sehr klein und die Autos durften 80 km/h fahren. Bei der Nässe war es deutlich anstrengender zu fahren, sodass es mir heute deutlich schwerer fiel mich zu motivieren. Kurz vor Sancheon regnete es noch einmal heftiger. Ich konnte mich noch unter eine Brücke retten. Einem Motorradfahrerpaar, welches ebenfalls wartete, spendierte ich Kekse. Ins Gespräch kamen wir leider nicht, aber sie waren sichtlich erfreut. Nach 30 Minuten unter der Brücke kam ein Koreaner zu mir gelaufen, der mich in seinen Blumenladen einlud. Dort schenkte er mir Kaffee ein und zeigte mir seine Pflanzen. Anschließend schauten wir uns meine Reisebilder an. Einmal mehr halfen sie über sprachlich bedingte Verständigungsprobleme hinweg. Er war 2004 in Japan geradelt und will 2006 mit einem Kumpel von West nach Ost durch die USA fahren. 15:20 Uhr hatte der Regen nachgelassen und ich konnte meine Reise fortsetzen. Ich fuhr auf kleineren Straßen bis nach Gwang-Yang.

radeln im Taifun: einiger der wenigen Tiefpunkte der Tour

ein netter Florist während des Starkregens

am Ende des Tages geregnete es zumindest nicht mehr

einladender Blick auf Gwang-Yang

Nass, dreckig und verstunken suchte ich mir bereits 17 Uhr eine Unterkunft, denn wegen der tief hängenden Wolken wurde es bereits jetzt dämmrig. Nach etwas Suche und einigen Preisverhandlungen bezog ich ein Hotelzimmer für 20.000 Won (17 Euro) im Zentrum von Gwang-Yang. Mein Zimmer lag im dritten Stock aber nach zwanzig Minuten hatte ich dann das Rad samt Gepäck hoch getragen und konnte meine Sachen waschen und über den Ventilator hängen. Die Lampen meines Zimmers hatten rote Glühbirnen und überall befanden sich Flyer von Hausdamen. Vermutlich war hier der Markt sehr groß, denn vor den Toren der Stadt befand sich ein großes Stahlwerk und der Hafen war auch nicht fern. Am frühen Abend besuchte ich noch einen PC-Room und schrieb für 80 cent die Stunde meinen Lieben daheim.

mein Rad im Hotel

geschafft aber froh !!


Statistik zum 09ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
115,17 km
Gesamtkilometer
914,87 km
Höhenmeter (Gesamt)
532 m (5568 m)
maximale Höhe
56 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
21,9 km/h
reine Fahrzeit
5:14:52 h
Start
10:15 Uhr
Ziel
17:15 Uhr
TopSpeed
56,0 km/h
Temperatur
25 - 31 °C
Übernachtung
Hotel in Gwang-Yang
Übernachtungshöhe
17 m über NN
Stärkungen
viele motivierende Süßigkeiten
Trinken

3,0 Liter Wasser
2,0 Liter Cider
1,0 Liter Cola
Ausgaben


18 Euro für das Hotel
2 Euro für
das Abendessen
2 Euro für das Internet

Tag 8 / Tag 10


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