Nachdem ich die Nacht in meinem leicht feuchten Schlafsack überstanden hatte (ich hatte am Tag zuvor auf der Fähre aus Versehen meine leicht geöffnete Trinkflasche und meinen Schlafsack in die gleiche Radtasche gesteckt), stehen wir 7.30 Uhr auf. Alles ist grau und feucht, denn der Nebel hängt noch in der Wiese. Aber bald siegt die Sonne und es verspricht ein wunderbar warmer Tag zu werden. Matthias hatte am Vortag seine Probleme, beschwerte sich über Kopfschmerzen und eine Erkältung. Dementsprechend ist er jetzt auch nicht aus seinem Zelt zu kriegen und wir machen uns Sorgen. Während des Frühstücks kommen plötzlich ein paar schwedische Mädchen auf mehr oder weniger großen Pferden angeritten, um am Strand ihre Runden zu drehen. Scheinbar sind hier noch Ferien. Jedenfalls reiten sie so nah an Matthew’s Zelt vorbei, dass uns ganz anders wird, denn Matthew liegt ja noch drin.
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am Morgen überraschte uns der Nebel
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Pferde an Mäfjus Zelt
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Die Mädels gucken ein bisschen komisch, was wir denn hier machen, sagen aber nichts außer „Hey“. Mehr hätten wir wohl sowieso nicht verstanden. Nachdem Conny schon Brötchen geholt hatte, fährt er nach dem Frühstück gleich noch einmal los, um sich eine Batterie für seinen Fahrradcomputer zu holen. Schließlich und endlich, nachdem sich auch Matthew aus dem Zelt geschält hat, geht es (für ihn ohne Frühstück) gegen 9.45 Uhr los.
Die ersten paar Kilometer lassen wir es erst einmal rollen, schließlich haben wir noch viel vor. Dann jedoch und so soll es auf der gesamten Tour laufen setzte sich Conny an die Spitze und gibt ein nicht zu verachtendes Tempo vor. Nach etwa 30 Kilometern machen wir um 11.45 Uhr unseren ersten Zwischenstopp an einem (ICA-) Supermarkt in einem Ort namens Skurrup. Ich bleibe draußen bei den Rädern und lasse mir eine Cola mitbringen. Die Preise waren hoch. Es kostetet etwa 40 % mehr als in Deutschland. Nach dieser kurzen ersten Pause geht es weiter durch das schöne Südschweden. Die erste Erhebung sollte unseren Leitungsstand aufzeigen. Er brachte uns alle zum schiwtzen, denn immerhin wollen auch unsere ca. 35 Kilogramm Gepäck noch bewegt werden. Kein Wunder, denn es sind auch mindestens 30°C im Schatten. So halten wir auf der Kuppe erst einmal an, trinken einen großen Schluck und führen uns Energie in Form eines Riegels zu. Ich genieße dabei einen Molke-Riegel; sehr lecker, doch wie ich nach 2/3 meines Riegels erfahre wirkt er bei sehr vielen Sportfreunden abführend. Doch nach einigen Bedenken spüre ich nichts von dieser Wirkung und kann normal weiterfahren. Glück gehabt.
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Es geht weiter und wir kommen in ein landschaftlich äußerst reizvolles Gebiet, wo wir dann um ca. 13:30 auf einem Vogel-Beobachtungsturm sieben Kilometer hinter Veberöd unsere Mittagspause einlegen. Das Areal ist von Ornitologen geschätzt und wir flüchten auch in einen Hochstand, denn am Boden sind extrem viele Mücken. Die Mittagspauser dauerte von 13:55 bis 14:50 Uhr. Es gab Brot und Käse. Von Harlösa fuhren und Löberöd fuhren wir in einem sehr schönen Landschaftsgebiet. Hier mussten wir auch wieder ein paar Berge hinauf, die ich allerdings dank meiner Kraftreserven noch ganz gut meistere daher bin ich in den ersten Tagen immer Sieger in der Bergwertung - was sich aber in den nächsten Tagen ändert. Bis jetzt fahren wir immer nur auf weißen oder gelben Strassen (das sind die kleinen bzw. mittel-kleinen Strassen, dann kommt orange und rot), daher fährt man dort sehr entspannt, nur ab und zu kommt ein Auto. Aber dann müssen wir zeitweise auf eine roten Strasse fahren, was überhaupt keinen Spaß macht, denn ständig werden wir überholt oder hinter uns bilden sich lange hupende Schlangen.
Dort wo sich die Seen Västra und Ringströn-Östra berühren kam ein Anstieg, bei dem Conrad sehr schnell zurück fiel. Grund war ein schleichender Plattfuß. Bei einem Golfplatz warteten wir auf ihn. Hier machten wir nun einen ungewollten und sehr langen Zwischenstopp. Also „crashen“ wir für geschlagene 1 ½ h auf einer saftigen Wiese am Rande eines Golfplatzes. Und Conny statt seinen Reifen zu wechseln ruht sich auch lieber erst einmal aus. Dummerweise war er noch einige hundert Meter mit seinem Platten gefahren, so dass er nun eine kleine Acht im Hinterrad hat. Dieser kleine Fehler soll uns in den nächsten Tagen, eigentlich während der gesamten Tour, noch stark zu schaffen machen. Conrad packte sein Gepäck um dann den Reifen zu flicken. Ich tapte das Loch während Mäfju mit einer Zange einen Eisenstift aus dem Mantel entfernte. Marie ist mir schon einmal vor gefahren. Mäfju und Conrad hatten noch etwas am Rad zu tun aber nach einigen Minuten waren wir wieder vereint. Es geht dann weiter nach Höör, wo wir Benzin (Verwendungszweck erklärt sich später) und Wasser einkaufen, Nahrungsmittel haben wir noch zur Genüge im Gepäck. Es war immer noch heiß als wir bei 29°C nach Höör reinrollten. Auf der Karte sehen einen Seebei Ullstrorp.
Wir beschließen, dass es jetzt langsam Zeit ist, einen Platz zum Zelten zu suchen, und so halten wir nach 100 km bereits sehr erschöpft Ausschau. Leider zieht sich unsere Suche noch sehr hin, so dass wir erst nach 15 weiteren Kilometern einen Platz an einem See im Wald finden. Die herumspringenden Fische deuten wohl eigentlich eher auf einen Angelplatz hin.
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Blick auf den See
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kochen mit Bediehnungsanleitung
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Wir können gerade so unsere drei Zelte aufbauen, mehr Platz ist nicht. Direkt vor uns liegt ein Boot, das allerdings zur Hälfte mit Wasser vollgelaufen ist. Aber mutig trauen wir uns ins dunkle Nass, um den Schmutz des Tages abzuwaschen. Am Abend gesellen sich dann auch noch einige tausend Mücken zu uns, denen wir aber mit langen Sachen, Handschuhen und unseren Mücken-Kopfnetzen etwas entgegenzusetzen haben. Meine Windstopperjacke leistet mir dabei gute Dienste. Trotzdem bleibt keiner von uns vor mindestens einem Stich verschont, denn irgendwie schaffen es diese Biester immer, ein Stück Haut zu finden. Zum ersten Mal kochen wir mit Maries Benzin-Campingkocher* und müssen uns erst einmal mit dessen Handhabung vertraut machen. Es gibt etwas harten Reis mit leckerer Vier-Käse-Soße aus dem Maggi-Kochstudio. Die Zeit ist schnell fortgeschritten und wir sind alle sehr geschafft. Daher geht’s nun ab in den Schlafsack.
* Ein Benzinkocher ist für längere Touren sehr zu empfehlen, denn Benzin gibt es überall und es ist recht günstig, außerdem reicht selbst eine kleine Flasche Benzin viel länger als eine große Kartusche Gas. Bei Flugreisen darf man außerdem sowieso keine Gaskartuschen mitführen. Der einzige Nachteil ist, dass Benzinkocher in der Anschaffung um einiges teurer sind.
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