Tag 18 : 21.08.2004 (134 km): einmal mehr zuviel gegessen

Die Nacht hatten wir in der Umkleide – Hütte verbracht. Am Anfang hatten mich noch die Mücken genervt, aber gegen Mitternacht war ich zu müde und schlief ein. Mäfju stand gegen halb acht auf. Ich folgte ihm etwas später. Unsere Sachen waren kaum getrocknet und so schrieb ich erst einmal Postkarten. Marie und Robert sind dann 8 Uhr aufgestanden. Wenig später aßen wir Frühstück. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie die Beiden gleich nach dem Aufstehen essen konnten. Ich brauchte immer noch eine halbe Stunde, um wach zu werden. Zur Abwechslung gab es heute früh Erdnussbutter, die besonders Marie und mir schmeckte. Mäfju und Robert vertrauten lieber weiterhin der Nutella. Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, schauten wir noch einmal zu unseren Sachen, die natürlich immer noch nicht trocken waren. Jeder musste sich nun wohl oder übel die nassen Kleidungsstücke anziehen. Zudem tapte ich mir meine Füße, denn meine Schuhe waren auch noch nass. 10:45 Uhr startete die heutige Etappe. Robert hatte durch die Regenfahrt am meisten abbekommen und kränkelte ein wenig. Im Laufe des Tages sollte er aber wieder zu alten Kräften kommen.

Conrad tapt seine Füße

der Hunger siegt: Marie beim Haribo einsammeln
Marie
Mäfju
Conrad
Robert

Bis nach Boden waren es noch 20 Kilometer. Es ging meistens bergab und so rollten wir in gemütlichen Tempo ohne größere Anstrengungen. Im Ort legten wir nur einen Stop bei einem Briefkasten ein. Ich hielt es nicht für notwendig, an einem Radladen anzuhalten. Zwar hatte ich immer noch eine gebrochene Speiche, nur war ich mit ihr bereits 300 Kilometer gefahren und ich glaubte, dass sie auch die restlichen Tage übersteht. Nach 45 Kilometern wollten wir Mittag essen. Ich leistete erneut die Führungsarbeit, fand aber nicht so den richtigen Trott. Ich weiß nicht, ob es an den kühlen Temperaturen, dem Gegenwind oder meiner quietschenden Kette lag. Gegen 16 Uhr erreichten wir die Ortschaft Niemsel und selbst heute, am Samstag, war der kleine Laden noch immer geöffnet. Er gehörte nicht zur ICA-Kette und die Preise waren gleich etwas höher. Ich wartete draußen und wurde von einem Passanten angesprochen. Nach einem kurzen Gespräch hieß er mich in Schweden willkommen. Wir waren bereits 17 Tage in Schweden unterwegs, aber er war der erste, der uns direkt begrüßte. Mittag saßen wir auf einen kleinen Hügel und hatten freien Blick auf die Straße. Viel tat sich nicht. Lediglich zwei Mädchen drehten Ihre Fahrradrunden. Die Beiden hatten mich bereits vor dem Laden wegen meiner Plastiktüten ausgelacht. Meine Füße steckten in blauen Plastiktüten. Auch Marie hatte mir schon am Start erzählt, dass normalerweise die Füße der Pferde so gesichert werden. Und tatsächlich, liefen auf der Koppel zwei Pferde mit blauen Plastiktüten herum. Obwohl unsere Sachen auch durch den Fahrtwind kaum trocken wurden, ließen wir uns unsere gute Laune nicht nehmen. Ein Grund zum Lachen fand sich heute des öfteren. Mäfju und Robert hatten heute maßlos viel zum Mittag gegessen und beide kamen nach dem Essen kaum, in die Gänge.

der Hunger siegt: Marie beim Haribo einsammeln
beim Mittagessen
zu viel gegessen: Mäfju kommt nicht mehr hoch

täglich packen
nach und vor dem Mittagessen
neben einer Schneemarkierung

Bei der zweiten Etappenhälfte ließ ich es etwas ruhiger angehen. Die Straße führte durch einen dichten Wald. Nadelduft erfüllte die Luft. Über uns schwebten einige dunkle Wolken und ich hoffte, dass sie sich nicht entleerten, denn ansonsten hätten wir ein echtes Sachenproblem. Bis zum Kilometer 80 fuhren wir eine konstante Geschwindigkeit von 24 km/h. Als dann ein paar Berge kamen spalteten wir uns in zwei Gruppen und so konnten Mäfju und ich die 2000 Kilometer etwa vier Minuten vor Robert und Marie knacken. In Morjärv fuhren wir dann auf die E4. Im Süden war eine längere Fahrt auf dieser Straße nicht denkbar gewesen. Hier oben jedoch war sie nur mäßig befahren. Die Straße führte neben einem langgestreckten See entlang und es gab kaum Höhenunterschiede zu bewältigen. Wir konnten die 30 Kilometer ohne Probleme abspulen und erreichten dann gegen 18 Uhr die Stadt Överkalix. Laut Karte soll sich hier eine Badestelle befinden. Wir sind durch den Ort gefahren, um bei Boheden eine Zeltstelle zu finden. Ich ließ mir noch unseren Wassersack füllen und dann rollten wir noch vier Kilometer, bis die Straße an einem Fluss endete. Von hier hätte man mit einer Fähre auf die andere Seite fahren können, nur machte das für uns wenig Sinn. Wir mussten uns auf dieser Seite des Flusses eine Übernachtungsstelle suchen. Die in unserer Karte eingezeichnete Stelle ließ sich nicht ausfindig machen. Es war bereits 19 Uhr und wir hatten keine Lust, noch großartig rum zu fahren. Der Platz zum Zelten war aber sehr begrenzt. Es gab nur eine freie Wiese (die auch als Bolzplatz benutzt wurde), die jedoch zu einem Haus gehörte. Bevor wir nun noch eine halbe Stunde länger suchen und am Ende doch nichts besseres finden, fragte ich einfach den Besitzer, ob wir bei ihm campen könnten. Er sagte gleich zu und die Sache war gebongt. Ich konnte auch mein Handy aufladen und hatte damit wieder Kontakt zur Außenwelt. Wir bauten die Zelte auf. Sie waren nass und ich wischte sie mit meinen Tempo-Taschentüchern trocken.

Robert und Mäfju kurz vor Överkalix

der Hunger siegt: Marie beim Haribo einsammeln
Marie in ihrem Mücken verseuchten Zelt
Maries Zelt trocknet auf dem Tor

Mücken gab es zuhauf und sie nervten extrem. Zum Abendessen gab es Nudeln. Unsere Sachen waren während der gesamten Etappe nicht richtig getrocknet. Ich legte sie im Vorzelt noch etwas aus und 21:30 Uhr zwangen uns die Mücken in unsere Zelte.

Statistik zum 18ten Tag



leicht bewölkt war es


Tageskilometer
134,03 km
Gesamtkilometer
2075,38 km
Durchschnittsgeschwindigkeit
24,50 km/h
reine Fahrzeit
5:28:01 h
Start
10:40 Uhr
Ziel
18:50 Uhr
TopSpeed
53,2 km/h
Übernachtung
3 km hinter Överkalix


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