Tag 16 : 19.08.2004 (94 km): unser Abkürzung über die Baustelle



Heute bin ich bereits 7 Uhr aufgestanden. Es war herrliches Wetter und ich genoss meinen kleinen Strandspaziergang am Strand. Als jedoch die anderen gegen 8 Uhr aufstanden, hatten sich die Wolken bereits stark verdichtet. Nach dem Frühstück begann es sogar kurz zu regnen. Während wir die Zelte abbauten, kam noch eine Pfadfindergruppe von der anderen Seite des Sees. Sie legten mit Paddelbooten an und liefen schreiend auf unserem Strand herum. Das ganze erinnerte irgendwie mich irgendwie an den D-Day. Die schwedischen Knaben liefen dann auch noch in den Wald und bewarfen Marie mit Tannenzapfen. Es war eine lustige Szene und wir kamen einmal erst 11 Uhr weg. Krass, wenn man bedenkt, dass wir vor drei (beziehungsweise vier) Stunden aufgestanden waren. Zurück auf der Straße, übernahm ich für 15 Kilometer die Führungsarbeit. Marie hatte heute nicht die größte Motivation, deswegen drosselte ich die Geschwindigkeit und wir rollten mit gemächlichen 23 km/h. Es war kurz nach 13 Uhr als wir vor dem ersten Radladen in Lulea standen. Ich fragte im Laden nach, ob sie mir meine Speiche wechseln könnten. Sie sagten das dies erst in drei Tagen möglich ist. Das dauerte natürlich zu lange, aber in der Stadt gab es noch einen zweiten Radladen. Hier hätte man zwei Tage benötigt. Auch das dauerte mir zu lange und so entschloss ich mich, auf die Reparatur zu verzichten. Nun war es Zeit, unser Mittagessen zu kaufen.
Marie wartete bei den Rädern und studierte die Karte. Als wir wieder zurück kamen, unterbereitete sie uns den Vorschlag, an der Küste auf der E4 entlang zu fahren. Die E4 hatten wir bisher immer gemieden, denn sie war die größte Straße Schwedens. Aber hier oben im Norden konnte der Verkehr nicht mehr so stark sein. Zudem hatten wir heute eine echtes Zeitproblem, denn es war schon 13:30 Uhr und wir hatten keine 35 Kilometer geschafft. Wenn wir dagegen die E4 benützen würden dann könnten wir eine deutliche Abkürzung (rund 40 Kilometer) fahren.


während des Mittagessen in der City
total verstunken vor H&M

Zum ersten mal setzten wir uns alle unsere Helme auf und machten noch schnell ein Bild mit Selbstauslöser. Es zeigte sich jedoch, dass die Straße nicht so gefährlich zu befahren war, denn das Teilstück auf dem wir fahren wollten, wurde gerade ausgebaut. Dabei wird die E4 durchgängig mit einer Mittelleitblanken versehen und ist dann für Radfahrer kaum noch nutzbar. Wir konnten dagegen auf dem bereits fertigen, aber noch nicht frei gegeben Streckenabschnitt fahren – und das ganz alleine. So machte die Fahrt richtigen Spaß und wir kamen zügig voran.



Auf der Karte hatten wir schon eine Zeltstelle ausfindig gemacht und steuerten nach 16 Kilometern wieder von der E4 runter. Brot und Milch waren schnell eingekauft und dann fuhren wir noch 18 Kilometer bis zu Badestelle. Die Straße war in Ordnung und bis auf einen Anstieg sehr eben. Wir hatten trotzdem keine Lust, besonders schnell zu fahren und radelten mit einen 21 km/h Schnitt dahin. Heute fragte Marie nach Wasser und bekam unseren Wassersack mit acht Liter fast randvoll gemacht. Mäfju schnallte sich den Sack auf sein Rad und dann rollten wir noch die dreihundert Meter zum See. Dieser lag an einer kaum befahrenen Straße am Ende der Ortschaft. Dem See war eine Wiese vorgelagert, auf der sich auch Schaukeln, ein Tisch, Bänke und eine Umkleidekabine befanden. Ich zog mich gleich um, denn in meiner kurzen Radhose wurde mir vom Rumstehen schnell frisch (es waren etwa 14°C). Robert testete gleich die Schaukel und wir alle hatten so unseren Spaß. Während das Essen gemacht wurde, schrieb ich meine ersten Postkarten.

Robert auf der Schaukel

der Schwede brachte uns Brötchen und gab uns Wasser

Gegen 20 Uhr besuchte uns der Mann, von dem Marie Wasser geholt hatte, mit fünf frischen Käsebrötchen. Etwas verlegen über die Gastfreundschaft, aßen wir die leckeren Brötchen. Er erzählte uns auch, dass solche voll bepackten Radfahrer wie wir, wenn sie denn einmal bis hier hoch gekommen sind, dann auch meistens bis zum Nordkap fahren. Zudem berichtete er uns, dass ein Regentief kommt. Die Karte verriet, dass wir nur noch vier Etappen vor uns haben und ich hoffe mal, dass uns das schlechte Wetter nicht zu sehr aufhält. Pünktlich zum Abendbrot (Reis und Currysoße) fielen schon die ersten Tropfen. Weil es immer stärker regnete, mussten wir uns gegen 21 Uhr in die Zelte retten. Dort ging jeder seine Beschäftigung nach. Ich schrieb an meinen Postkarten, Robert und Marie lasen ihre Bücher und Mäfju sang voller Leidenschaft zu den Texten seines CD-Players. Trotz Regen konnten wir seine Sangeskunst aus 10 Meter Entfernung deutlich hören.
Heute hatten wir leider die 100 Kilometer zum ersten mal nicht geschafft. Durch die Abkürzung über die E4 konnten wir aber trotzdem unser Tagesziel erreichen. Polarkreis wir kommen!


Statistik zum 16ten Tag



leicht bewölkt war es


Tageskilometer
94,33 km
Gesamtkilometer
1820,92 km
Durchschnittsgeschwindigkeit
22,22 km/h
reine Fahrzeit
4:14:44 h
Start
10:55 Uhr
Ziel
18:15 Uhr
TopSpeed
48,8 km/h
Übernachtung
14 km vor Böde


Tag 15 / Tag 17

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